Der sonst so hippe, laute und zuweilen krawallig gelaunte junge Berliner mit angeblich exquisitem Musikgeschmack lässt sich auch gerne mal von leisen und sanften Klängen berauschen. Dann schunkelt er, das Becks in der einen, den Jutebeutel in der anderen Hand, durch die Nacht. Manche können sogar die ganze Stille aushalten, ohne zwischen zwei Klaviertönen Bier zu bestellen oder Whooohoooo zu brüllen. So geschehen am Abend des 21.11. in der kleinen Halle des Musik und Frieden in der Kreuzberger Falckensteinstraße.
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Den Abend eröffnete das Trio Hayung mit einer Mischung aus stranger Popmusik, Postrockanleihen und melodiösem Melancholiegesang. Man weiß, wo es hingehen soll, aber da kam es irgendwie nicht an. Verquirlt, aber in richtigen Momenten einfach nicht den entscheidenden Mut zur Überraschung. Synthetisch aufgeschichteter Wohlklang, ein lässig hineingedümpeltes, teilweise jazziges Schlagzeug, gemischt mit Synthiedrums und dazu ein hoher Gesang. Musik, die irgendwie nicht stört, die aber in guten Momenten eine launige Popnote versprüht.
Nach kurzem Umbau kamen dann vier als Hasen maskierte Dänen auf die Bühne. Sleep Party People, eine Band, die ich schon immer mal sehen wollte und nun die Gelegenheit hatte. Wem Sigur Rós zu elegisch und gleichmütig sind, der ist bei Sleep Party People besser aufgehoben. Es passiert einfach mehr in dieser Musik als bei den wie blöd abgekulteten Isländern. Es knarzt und fiept und Synthieflächen kollieren mit einem E-Bass und einer zuweilen ausrastenden Gitarre, dazwischen Pianotupfer, die das Herz weich machen. Alles angetrieben von einem tighten Schlagzeug und elektronischen Bassdrums. Live ist diese Band sehr rau, aber genau wie auf Platte total auf den Punkt. Jedes Break sitzt und die Musik tumultet schönstmöglich. Es fühlt sich an wie Umarmtwerden, obwohl man mit seiner scheiß Weinschorle alleine rumsteht und das Berliner Publikum, das zu solchen Abenden gerne als Paar kommt, wie vom Herbstwind angefallene Büsche wackeln sieht. Ein Abend mit Sleep Party People ist entwaffnend, er zeigt dir, dass wenn du Lust hast, dich einzulassen, du auch ein Hase sein kannst, der irgendwo in ein Loch kriecht und sich vor der Welt verstecken kann oder aber einfach fröhlich über eine Wiese tanzt. Nach ca. 80 Minuten waren auch Sleep Party People fertig und verbeugten sich artig vor den emotionalisierten Berlinern. Schön war das.
Fotos: Claudia Helmert
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