Ich muss zugeben, dass ich Tee erst vor ungefähr einem halben Jahr für mich entdeckt habe. Ich wusste um die Existenz, habe das Getränk aber immer belächelt und mich gefragt, warum ich Tee trinken sollte? Vielleicht weil es den Hals entspannt, einfach lecker und die gesamte Prozedur sehr gemütlich ist. Nicht ganz so lange war mir das Reload schon ein Begriff, allerdings habe ich bisher nie die Zeit gefunden, es mal zu besuchen. Dieses Jahr allerdings war das Line-Up derart delikat, dass es für ein nach Metal schreiendes Herz definitiv einer Sünde gleichgekommen wäre, dem Festival keinen Besuch abzustatten. Kurzerhand wurden also Klamotten, Fotograf und gute Laune eingepackt und ab ging der Weg nach Sulingen, wo das Festival am 25.08. und 26.08. stattfand.
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Für alle, denen zwei Tage Festival zu wenig waren, gab es am Donnerstag den 24.08. eine Aufwärmparty mit While She Sleeps als Headliner. Das konnten wir uns natürlich nicht entgehen lassen. Leider schafften wir es aber nicht zum Beginn der Party ins prall gefüllte Zelt. So fielen einige andere Schmankerl für uns zwar aus, aber schon der Opener As We Arise aus Stadthagen wurde, wie uns berichtet wurde, ordentlich abgefeiert, sodass schon zur ersten Band nicht alle Konzertwütigen vor die Bühne konnten und einige draußen warten mussten. Wirklich in Erinnerung blieb allerdings nur der Headliner, welcher die Party an den Rand eines Abrisses führte. Mit ihrer energiegeladenen Show ließen While She Sleeps den Schweiß buchstäblich von der Decke regnen und nach gut einer Stunde wurde das Publikum in die Party-Nacht entlassen. Ein gelungener Auftakt, der die Lust auf das eigentliche Festival nur noch verstärkte und einen in eine entspannte Nacht entließ.
Manch einer würde sich vielleicht über einen verkürzten Schlaf ärgern, doch gegen 09:00 Uhr vom Soundcheck des Headliners geweckt zu werden, ist ein durchweg angenehmer Start in den ersten Festivaltag. Zum einen generiert er eine Vorfreude auf das, was noch kommen mag, zum anderen muss man einfach Respekt vor denen haben, die so früh schon auf der Bühne stehen, um abends definitiv voll abliefern zu können. Nach einem Gang über den Zeltplatz realisiert man, dass für die meisten die vorherige Nacht noch etwas länger dauerte. So war die Stimmung derer, welche man traf, zwar hoch, gleichzeitig waren die meisten Zelte noch belegt und so manches Katerfrühstück noch in der Mache.
Dies spiegelte sich auch gegen 12:10 Uhr wieder, als mit Max Raptor die erste Band die Mainstage eröffnete. Das Quartett spielte ordentlich und die Stimmung unter den wenigen Anwesenden war definitiv gut. An dieser Stelle sollte vielleicht noch erwähnt werden, dass der Begriff Mainstage in die Irre führen könnte, gab es sonst ja nur das Festivalzelt, wo allerdings kein Alternativprogramm stattfand. Stattdessen gab es dort eine Fortführung des Tagesprogrammes in der Nacht, um den Partywütigen nach der letzten Band noch eine Projektionsfläche für mangelnde Festivalmüdigkeit bereitzustellen. Dieses Eine-Bühne-Konzept war zwar zum einen sehr angenehm, da man damit die Besucherströme besser kontrollieren konnte und es logistisch vieles angenehmer machte. Ferner hatte man, im Unterschied zu anderen Festivals die Option, definitiv alle Bands, für die man bezahlt hatte, auch zu sehen. Gleichzeitig hinterließ es ein kleines Geschmäckle, da die teilweise bis zu 30-minütigen Umbaupausen die Stimmung und das Adrenalin deutlich absacken ließen. Für einige definitiv ein Pro-, für andere definitiv ein Kontra-Argument.
Nach Max Raptor spielten The New Roses, eine deutsche Rockband aus Wiesbaden. Wer bei Roses an gewisse Genregrößen, denkt wurde nicht enttäuscht, zudem begann sich das Infield langsam zu füllen. Pünktlich zu Mr. Irish Bastard war dann auch ein beachtliches Publikum zu verzeichnen, welches der Stimmung auf und vor der Bühne sehr zuträglich war. Mit Any Given Day stieg die musikalische Härte des Freitags dann auf ein vorläufiges Hoch, welches dem Publikumsgeschmack zu entsprechen schien. Sehr angenehm war, dass die Band ihren ursprünglichen Erfolg, das Rihanna-Cover “Diamonds”, gar nicht spielten, sondern lieber mit komplett eigenem Material punkteten. Schade, dass Trivium erst am Folgetag das Festival besuchte, so wurde “Arise” ohne Matt Heavy gespielt.
Als nächstes stand mit August Burns Red definitiv einer der Höhepunkte des Samstags auf der Bühne. Seit 2003 spielen die Jungs aus Pennsylvania unerlässlich Konzerte, wo sie können, und haben sich mittlerweile zurecht einen Ruf als herausragende Live-Band erarbeitet. So wurde ihre Zeit auf der Bühne frenetisch vom Publikum gefeiert und einmal mehr konnten sie auch den letzten Zweifler von ihren Qualitäten überzeugen. Nach etwas weniger als einer halben Stunde Umbaupause durften dann Anti-Flag eine politisch klare Linie an die Masse herantragen, garniert mit einer guten Portion Punk und viel Bewegung, auf sowie abseits der Bühne. Die Fans der Band wurden erwartungsgemäß nicht enttäuscht und musikalisch weiter ging es dann mit Terror. Diese lieferten eine dreiviertel Stunde ordentlich ab, sodass keiner enttäuscht zurückbleiben musste.
Pünktlich um 19:25 Uhr vernahm man dann die Melange aus Rock, Metal und Reggae, welche sich hinter dem Label Skindred verbirgt. Das Quartett aus Newport geht einfach immer und so manch einer fragte sich, warum sie so früh schon spielten. So munkelt man, dass die nachfolgenden Life of Agony mit dem Gefühl, nach dem Headliner spielen zu müssen, die Bühne betraten. Vielleicht muss man mit dieser Band groß geworden sein, vielleicht sprach sie mich einfach nicht an, aber Fakt war: Gefühlt war es der schwächste Auftritt des Tages. Natürlich kann man nicht alles mögen, und so war die Stimmung im Publikum mehr als gut, sodass hier wohl der persönliche Geschmack bei mir stark reinspielt.
Deutlich interessanter wurde, zumindest aus persönlicher Sicht, der Co-Headliner Bullet For My Valentine. Ich erinnere mich noch daran, wie sehr das Erstlingswerk der vier Jungs damals einschlug und wie groß die Enttäuschung vieler Fans der ersten Stunde war, als mit dem zweiten Album ein langsamer aber stetiger Stilwechsel hin zum klassischeren Metal begann. Für all diejenigen, welche sich so fühlten, sollte hier der Gang zum Konzert definitiv ermutigt werden, denn die neuen Songs zünden Live deutlich besser als auf Platte. So war das Konzert definitiv seine Zeit wert und die Spielfreude der Band sprang bei jedem Song aufs Publikum über.
Sind wir morgens vom bombastischen Soundcheck Heaven Shall Burns geweckt worden, so wurde schnell klar: Das war nur eine laue Brise. Der wahre Sturm stand noch bevor und mit der ersten Note des Freitags-Headliners war klar: Hier wird gehalten was versprochen wird. Es gibt wenige Bands, die qualitativ über die Jahre eine solche Steigerung hinlegen konnten. Mit ordentlich Pyro, Luftschlangen und einem charismatischen Frontmann bekam das Publikum, worauf es sich den ganzen Tag freuen durfte. Gegen 01:00 Uhr begann sich das Infield dann zu leeren und während sich im Zelt Tuxedoo auf ihre Rolle als Late-Night-Special vorbereiteten, begaben wir uns dann zum Zeltplatz, um in Ruhe noch etwas zu Essen und den Abend ausklingen zu lassen.