Acht Jahre… Eine lange Zeit. Acht Jahre, so auch der Zeitraum, der zwischen dem ersten und dem zweiten Auftritt des Leichtmatrosen beim M’era Luna Festival in Hildesheim lag. In diesem Jahr war es soweit und der Leichtmatrose spielte samt Band wieder auf dem Festival. Nachdem sie bereits um 11:20 Uhr am Samstag den Hangar zum Beben brachten, trafen wir die Band am frühen Nachmittag zum Interview und sprachen über den Auftritt, die aktuelle Single Jasmin, das Video dazu, Hintergründe sowie auch die weiteren Pläne. Chef-Matrose Andreas Stitz und Schlagzeuger Tom Günzel gaben uns gerne Auskunft.
Lass Dir den Beitrag vorlesen:
M’era Luna, zum ersten Mal seit 2009… Wie ist es, wieder hier zu sein?
– Andreas: Super, aufregend und auch irgendwie positiverweise schön voll um 11:20 Uhr vormittags. Eine runde Sache.
Wie hast Du den Auftritt von da oben empfunden?
– Andreas: Ich war erst skeptisch und dachte so, ob das Publikum erstmal abwartend wäre, aber die sind ja direkt vom ersten Song an erstaunlich gut mitgegangen. Von da an lief es ziemlich gut.
Was wären denn generell die Kriterien, an denen Du einen guten Auftritt festmachen würdest?
– Andreas: Erst einmal macht man es natürlich am Applaus fest und ob die Leute mit den Songs mitgehen. Man kriegt so ein Gefühl, ob das rüber kommt oder nicht rüber kommt. Das kann man nicht an Kleinigkeiten festmachen, sondern insgesamt an der Atmosphäre. Das war stimmig, man hat direkt gemerkt, dass die Leute Bock hatten. Obwohl es früh am Tag war.
Wie bereitet man so einen Auftritt denn vor, wenn man weiß: 11:20 Uhr, nur 25 Minuten, viele Leute, die einen vielleicht auch noch gar nicht kennen…
– Andreas: Man nimmt natürlich erst einmal aus Erfahrung Stücke, die live am besten funktionieren, wo man weiß, dass eine gute Resonanz kommt. Man hat ja keine Zeit, um das Set aufzubauen. In 25 Minuten kann man keinen Spannungsbogen aufbauen. Du musst sofort alles geben und versuchen, aus den 25 Minuten das Beste rauszuholen. Deswegen haben wir natürlich fast nur Stücke genommen, die nach vorne gehen, außer der letzten Nummer Hier drüben im Graben. Da ist überhaupt keine Zeit für eine richtig ruhige Nummer, um danach wieder neue Spannung aufzubauen. Man muss von vorne bis hinten Gas geben.
Wenn Du das jetzt vergleichst mit 2009: Wie war der Unterschied für Dich?
– Andreas: 2009 war eine ganz andere Sache. Da hatte ich viel weniger Live-Erfahrung. Das war überhaupt erst einmal aufregend, auf einem großen Festival zu spielen. Jetzt wusste ich ja, was mir bevorstand und seit 2009 habe ich bestimmt 50 Shows gespielt, da war das nicht mehr ganz Lampenfieber-mäßig. Da war ich einfach nur von Anfang an traurig, dass es nur 25 Minuten waren.
– Tom: Ich hätte auch gut noch eine Stunde drauflegen können.
Ich glaub, das ging einigen so… Würdest Du sagen, das war auch die ideale Besetzung dafür? Vor acht Jahren hast Du ja hier noch in einer ganz anderen Konstellation gespielt.
– Andreas: Genau, das war eine ganz andere Band. 2009 war ich eh alleiniges Projekt-Mitglied mit einer Live-Band dabei, jetzt sind wir eigentlich eine Festbesetzung. Der Gitarrist wechselt ab und zu mal, aber sonst sind wir eine Festbesetzung.
Wie geht denn das weiter in Sachen Gitarrist? Mit Carsten Klatte war es ja die letzte Show…
– Andreas: Wahrscheinlich nicht.
Doch nicht?
– Andreas: Er wird wahrscheinlich die nächsten Shows, wenn es zeitlich passt, auch mitspielen. Er hat Blut geleckt.
Ich stelle es mir halt schwierig vor, mich immer wieder auf eine neue Konstellation einzustellen.
– Andreas: Es war eigentlich ursprünglich so geplant, dass er aufhört, aber das passt so gut zusammen, dass wir das beidseitig weiter fortführen wollen.
Jetzt war natürlich heute auch Jasmin, die neue Single mit im Set. Mal ganz blöd gefragt: Wer ist denn Jasmin?
– Andreas: Als dieses Stück entstanden ist, war ich bei Thomas im Studio und ich habe einfach erst einmal drauf losgesungen. Eine Etage höher war eine Bekannte da, die hieß Jasmin. Ich hab einfach nur aus Spaß immer „oh Jasmin“ gesungen. Daraus ist dann irgendwann Musik entstanden. Jasmin hatte vom Wortlaut so gut gepasst und es war gar keine bestimmte Person damit gemeint. Es war nur zufällig eine Person im Haus, die so hieß und ich hab einfach ein bisschen rumprobiert beim Singen, dann hatte ich diesen Namen im Kopf.
War denn die Story an sich schon da vorher?
– Andreas: Nein, die ist beim Komponieren entstanden. Das Stück hatte von Anfang an eine enorme Geschwindigkeit und dadurch ist die Thematik entstanden: Autos, schnell, Sex, Schnelllebigkeit, Drogen.
– Tom: Nein, Drogen doch nicht! (lachen)
Die Thematik abgeändert: Wir hatten vor ein paar Jahren mal ein Interview geführt, wo Du von Jonny erzählt hattest als von dem einen, der hängenbleibt und von seinem harten Trip nicht runterkommt. Nun begegnen in Jasmin Zeilen wie „auf Koks“. Gibt es einen Link zwischen Jasmin und Jonny?
– Andreas: Nein. Natürlich ist es so, dass die Thematik Drogen und Sexualität mit der Musik ja auch zusammenhängt. Auch während des Studiums hab ich mit Junkies gearbeitet und kenne mich in dem Bereich auch ein wenig aus, das Thema beschäftigt einen immer, egal auf welche Art und Weise.
Ihr habt auch einen Videoclip zu Jasmin gemacht. Welche Idee, welche Story steckt hinter dem Clip?
– Andreas: Genau das, was ich im Prinzip beim Text auch sage. Es geht um die Schnelllebigkeit und darum, durch das Leben zu rasen. Egal, in welchem Bereich. Sei es mit Drogen, sei es mit Sexualität, sei es das Frauenthema… Es ist eigentlich eine rasante Story. Der Rest ist beim Drehen entstanden. Thomas und ich haben das Video komplett alleine gedreht, es ist aber beim Machen entstanden. Wir haben kein großartiges Drehbuch gehabt. Wir haben einen Greenscreen bei ihm zuhause aufgebaut, uns in eine Werkstatt eingemietet, das war’s dann.
Jasmin ist bisher das neueste Stück, was man so kennt. Wie würdest Du denn generell die Entwicklung sehen von Deinem Material. Jasmin klingt ja schon ein bisschen anders…
– Andreas: Insgesamt wird das neue Album schon ein bisschen Gitarren-orientierter sein. Der Chanson-Bereich bleibt trotzdem drin. Wir hatten ja jetzt auch Wenn es Nacht wird in Paris dabei, das ist so ein richtiges Chanson-Stück. Der Stil bleibt auch erhalten, aber es gibt auch teilweise härtere Gitarren dabei, mehr als auf den ersten beiden Alben.
Wer spielt denn dann Gitarre auf dem Album? Carsten?
– Andreas: Hilton Theissen, der hat komplett die Gitarren eingespielt.
Im Studio ist er noch dabei, aber live nicht mehr?
– Andreas: Live eventuell auch, das ist zumindest nicht ausgeschlossen. Aber im Studio hat Hilton alles eingespielt.
Am Ende des Auftritts hast Du selbst noch Joachim Witt erwähnt. Als wir das letzte Mal sprachen meintest Du, dass Du Dir bei Stücken auch immer noch eine Meinung von ihm einholst. War das bei Jasmin auch der Fall?
– Andreas: Bei Jasmin nicht. Bei vielen Stücken, aber bei Jasmin nicht. Aber ansonsten hole ich mir schon immer noch Meinungen und Schelte ab.
Was meinst Du, wäre seine Meinung gewesen zu Jasmin?
– Andreas: Ich glaub, das wäre ihm wahrscheinlich ein bisschen zu NDW-lastig gewesen und würde ihn an seine Goldener Reiter-Zeit erinnern. Es hat ja einen NDW-Touch mit dabei. Allein die Synthie-Melodie. Wir haben einen Remix von Per Anders Kurenbach machen lassen, der ist mega NDW-mäßig. Der ist geil geworden find ich, aber sehr auf NDW abgezielt.
– Tom: Der ist geil, so ein richtiger 80er Jahre-Mix.
Würdest Du NDW schon auch als Inspiration sehen?
– Andreas: Das war Zufall. Also klar, NDW war für mich als Kind die erste Musik, die ich gehört habe. Klar, da ist immer noch ein Einfluss da. Mein erstes Album, das Gestrandet-Album, hat ja auch einen NDW-Touch, viel mehr als das jetzige Material. Jasmin ist eine Mischung aus einer Gitarren-lastigen Nummer, die nach vorne geht, die aber auch einen NDW-Touch hat.
Du hast das kommende Album schon erwähnt. Wieviel Jasmin wird in dem Album stecken?
– Andreas: Ein Song. Die anderen Stücke werden wieder wie bei den letzten Alben sehr unterschiedlich sein. Das kann von Vorteil und kann auch von Nachteil sein. Es wird auf jeden Fall keine Platte sein, auf der die Stücke ähnlich klingen. Das wird sehr sehr unterschiedlich sein.
– Tom: Kein Konzeptalbum.
Gibt es denn da schon einen groben Zeitplan?
– Andreas: Wahrscheinlich werden wir Ende Januar veröffentlichen. Im Moment ist geplant, dass wir dann eine Doppel-Headliner-Tour mit Shock Therapy machen.
Wie kam das zustande?
– Andreas: Wir haben das gleiche Label. Der Peter, der Chef vom Label, ist der ehemalige Manager von Itchy von Shock Therapy. Er hat die Rechte an den Songs.
Wenn man das sozusagen etwas abstrahiert… Wie würdest Du sagen, entsteht so ein typischer Leichtmatrose-Song?
– Andreas: Meistens komponiere ich mit Thomas am Klavier, wir suchen uns Harmonien raus und ich versuche, Gesangsmelodien und Hooklines zu finden, peu a peu entsteht so eine Nummer dann. Text kommt meist erst durch die Hooklines, die ich entworfen habe. Damit bastel ich am Text rum, dann wird das stimmig.
Musik ist also zuerst da…
– Andreas: Die Musik ist zuerst da! Es gab bisher eine Nummer, wo der Text zuerst da war. Das war auf dem letzten Album Wenn du sagst, dass du mich liebst. Da hatte ich den Text irgendwie vorher schon da, das war sonst nie. Sonst ist immer erst die Musik, die Gesangsmelodie und aufgrund der Gesangsmelodie und der Hookline baut sich der Text auf.
Letztes Jahr und dies Jahr hast Du immer eher vereinzelt Konzerte gespielt. Ist auch mal eine Tour in Planung?
– Andreas: Im Dezember spielen wir noch einmal drei Shows mit Witt zusammen und wie gesagt, Anfang des Jahres ist dann die größere Tour mit Shock Therapy. Und dann mal schauen, was sonst noch so kommt. Wir werden mit Shock Therapy nur die Deutschland-Termine mitnehmen, evtl. noch Russland. Die spielen ja in ganz Europa. Die deutschen Termine werden als Doppel-Tournee mit gleicher Spielzeit gesehen.
Das waren fast alle meine Fragen, eine habe ich noch: Ich habe mir das Fan-Interview auf Facebook angeguckt, darin meintest Du, Ihr seid eigentlich eine total große Nummer, es weiß nur noch keine Sau. Was meinst Du, wann kriegen die Leute das mit?
– Andreas: Es ist täglich auf der Kippe. (lacht) Man hofft ja immer, dass irgendwann der richtige Durchbruch kommt. Wir machen uns da nichts vor. Das Musikbusiness ist unglaublich schwierig geworden, aber die Tendenz geht natürlich immer nur nach oben.
Also mit dem nächsten Album dann…
– Andreas: Wir wollen’s hoffen!
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Fotos: Sandro Griesbach