DEAP VALLY – Femejism

DEAP VALLY - Femejism
Geschätzte Lesezeit: 3 Minute(n)

10 Grrrl-Power-Faktor

10 Gesellschaftskritikfaktor

9 Artwork

Gesamteindruck

9.7

Nachdem das kalifornische Frauenduo Deap Vally 2013 mit dem Debütalbum Sistronix bereits gehörig für Furore sorgte, schießen sie nun mit Femejism den nächsten Knaller aus der Hüfte.

Lass Dir den Beitrag vorlesen:

Wem die beiden noch kein Begriff sind: Man nehme The Pack A.D., PINS, Honeyblood, The Kills und eine Brise Breeders, gebe alles in eine wummernde Bass-Drum, rühre einmal kräftig mit der Fender um und – et voilà! – fertig ist die Deap Vally Quiche. Passend dazu sollten Yeah Yeah Yeahs Jahrgang 2003 gereicht werden. Um es auf den Punkt zu bringen: Rock’n’Roll, Baby!

War Sistronix noch ein ungeschliffener, aber wegweisender und beeindruckender Rohdiamant, gestaltet sich der Nachfolger etwas weniger scharfkantig, aber dafür deutlich wuchtiger und ausgereifter. Bedrohlich läutet Royal Jelly den Longplayer ein und klingt dabei wie eine rostige Schaufel, die die Gebeine der Gescheiterten auf Seite schafft:

If you wanna be Queen Bee
Then you better make honey
If you wanna be Miss Thing
Then you better start hustling

Friss (arbeite) oder stirb. Das gepfiffene Outro rundet den Track noch ab und vor dem inneren Auge festigt sich das Bild des überresteschaufelnden “Hausmeisters”, der unberührt seine Arbeit verrichtet. Das Video ließ die Fans bereits seit November letzten Jahres auf das Nachfolgewerk hoffen, welches am 16.09. dann endlich sein Release feierte.

Als weitere Singleauskopplung mit Video wurde Smile More auserkoren, was mit eindeutigen Zeilen die Attitüde der beiden sehr schön auf den Punkt bringt:

And I am not ashamed of my mental state
And I am not ashamed of my body weight
And I am not ashamed of my rage
And I am not ashamed of my age
And I am not ashamed of my sex life
Although I wish it were better
I am not ashamed I am no one’s wife
Although the idea does sound kind of nice

Hier hat man einen musikgewordenen Mittelfinger, der freundlich lächelnd all denen hingehalten wird, die glauben, Menschen – inbesondere Frauen – sollten ihren festgefahrenen Idealvorstellungen entsprechen; eine Hymne für all die, die lieber beherzt in ihr Butterbrot beißen, weil sie keinen Bock auf Trennkost und Hungern aufgrund des gesellschaftlichen Drucks haben und einen Leitfaden für junge Frauen, die starke Vorbilder brauchen.

Als weiterer herausragender Track erweist sich Post Funk, das eine extrem tanzbare Unruhe versprüht und auf der Autobahn das Bedürfnis weckt, das Gaspedal durchzutreten. Je nach Motorisierung kann das mal mehr, mal weniger spektakulär umgesetzt werden, aber es geht ja schließlich um das Gefühl der Freiheit. Nicht minder energiegeladen und mitreißend schließt sich Two Seat Bike an, das einem direkt mit einem klassischen “Shooh bee dooh bee dooh, Rama Lama Ding Dong” in die Gehörgänge poltert.

Während in Little Baby Beauty Queen die fanatischen Mütter ihr Fett webgekommen, die ihre Töchter bereits im frühen Kindesalter mit kiloweise Makeup beladen, um sie bei Schönheitswettbewerben vorzuführen, richtet sich Teenage Queen an den Klischee jeder amerikanischen High School: das oberflächliche High-Society Alphaweibchen, das sich zur Marionette seines Beliebtheitsgrades macht und dieser Rolle nicht entwächst. Dabei dienen Snapchat, Sex and Cigarettes als Sinnbilder für Schnelllebigkeit, die den einzigen Inhalt dieser trostlosen Leben darstellen.

Der Titel Femejism [Kombination aus Feminism und Jizz] vermag ja schon anzudeuten, was Lindsey Troy (Git, Voc) und Julie Edwards (Dr, Voc) auf diesem Album beschäftigt: Die noch immer sehr gegenwärtige weibliche Resignation, “den eigenen Mann zu stehen” (ähem) und sich von den altbackenen Geschlechterrollen und den daran geknüpften “Solls” zu lösen. Es ist eine Kampfansage an eine Kritik, die – mal bewusst, mal unbewusst, aber stets manipulativ und unablässig – auf Frauen einströmt und irgendwelche Utopien wie ewige Jugend und Schönheit als oberstes Gut verkauft, an dem man seinen “Wert” misst.

Deap Vally zeigen in guter alter Riot Grrrl-Manier, dass es auch anders geht: Sie sind laut, sie geben keinen Fick und ihre Butterschicht ist dicker als das Brot. Einfach, weil sie es können.

Tracklist DEAP VALLY – Femejism:

01. Royal Jelly
02. Julian
03. Gonnawanna
04. Little Baby Beauty Queen
05. Smile More
06. Critic
07. Post Funk
08. Two Seat Bike
09. Bubble Baby
10. Teenage Queen
11. Grunge Bond
12. Turn It Off
13. Heart Is An Animal

Weblinks DEAP VALLY:

Homepage: www.deapvally.com
Facebook: www.facebook.com/deapvally
Twitter: www.twitter.com/DeapVally

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