Einen ungünstigen Termin hatten sich drei der vier Bands der Make Europe Great Again-Tour da ausgesucht. Unfreiwillig, versteht sich. Parallel zum so nicht planbaren Achtelfinalspiel der deutschen Nationalmannschaft bei der EM 2016 öffneten sich die Pforten der Frankfurter Batschkapp. Schnell zeigte sich aber, dass trotz Fußball und auch ohne Mitwirken der im Vergleich zu sonstigen Tourterminen weggefallenen Lord Of The Lost richtige Partystimmung aufkommen kann. Hocico-Frontmann Erk Aicrag rockte mit Drummer und Gitarrist an seiner Seite so richtig los und konnte den Fan-Reaktionen nach zu urteilen viele neue Fans für seinen Zweitact Rabia Sorda gewinnen. Mit der neuen Single King Of The Wasteland und dem Top-Hit der letzten LP Hotel Suicide, D.E.A.F, ging es direkt in die Vollen, was die zu diesem Zeitpunkt knapp halb gefüllte Halle bereits mit lautstarken Ovationen honorierte. Und die Begeisterung sollte über die gesamten 45 Minuten Spielzeit nicht abebben. Der gebürtige Mexikaner fegte in gewohnter Wirbelwind-Manier über die Bühne und brachte wie immer ordentlich Power in die vorwiegend aus neue(re)n Stücken bestehende Setlist. Fazit: Rabia Sorda sind klanglich wie showtechnisch einfach DER perfekte Supportact für eine Band wie Combichrist.
Setlist RABIA SORDA @ Frankfurt, Batschkapp (26.06.2016):
01. King Of The Wasteland
02. D.E.A.F.
03. Obey Me
04. I’m Tragedy
05. Die In Berlin
06. Somewhere Along The Road
07. Abuse Me
08. Eye M The Blacksheep
09. Out Of Control
10. I’m Here To Win
11. Monster
Doch bevor Andy LaPlegua und Mitstreiter die Stage enterten, gab es erst einmal noch 60 Minuten Filter auf die Ohren. Gewissermaßen war die Alternative Rock-Band um Ex-Nine Inch Nails-Gitarrist Richard Patrick der Außenseiter der Tour. Die einzige Band im Line-Up, die nicht bei Out Of Line Records gesignt ist, die einzige Band im Line-Up, deren (vor allem kommerzielle) Hochzeiten schon knappe 15 bis 20 Jahre zurückliegen, die einzige Band im Line-Up, deren Frontmann bereits stramm auf die 50 zuläuft. Macht aber alles nix. Jedenfalls nicht, wenn Band und Teile des Publikums so viel Spaß haben wie an diesem Sonntagabend. Wer Filter nicht kannte, wurde direkt von der stilistischen Vielfalt der US-Band überrascht. Auf den Highspeed-Schrammel-Opener The Take folgte das Breakbeat/Electro-lastige Can’t You Trip Like I Do. Mit weiteren Genresprüngen ging es weiter, Filter spielten sich querbeet durch die über 20-jährige Bandhistorie und hinterließen im Gegensatz zu früheren Shows der Tour glückliche Gesichter in den vorderen Reihen. Wahnsinnig ärgerlich nur: Ausgerechnet beim vorletzten Stück Welcome To The Fold, welches vielleicht das beste Riff in der Geschichte von Filter featured, fiel eben jene Gitarre einem Technikpatzer zum Opfer. Bitter. Dies tat der Laune von Patrick und seinen vier Mitmusikern aber keinen Abbruch. Der 48-Jährige Sänger wirkte über die gesamte Stunde hinweg völlig befreit, lächelte ständig, lobte die Fans mehrfach für ihre Reaktionen und konnte die Bühne natürlich nicht verlassen, ohne ein deftiges Statement in Richtung von US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump abzugeben. Den genauen Wortlaut sparen wir uns an dieser Stelle aus Jugendschutzgründen mal 😉
Setlist FILTER Frankfurt, Batschkapp (26.06.2016):
01. The Take
02. Can’t You Trip Like I Do
03. You Walk Away
04. We Hate It When You Get What You Want
05. Jurassitol
06. Take A Picture
07. Your Bullets
08. Nothing In My Hands
09. Pride Flag
10. Welcome To The Fold
11. Hey Man Nice Shot
25 Minuten Umbaupause, dann schlug die Stunde für Combichrist, die sich mit ihrem neuen Longplayer This Is Where Death Begins bei weitem nicht nur Freunde gemacht haben. Insgesamt sechs Songs landeten in der Setlist und verdrängten somit leider auch so manch geliebten Klassiker. Soviel sei vorweggenommen: Neben Skullcrusher und dem kürzlich mit einem deftigen Video versehenden My Life My Rules waren es wenig überraschend vor allem die älteren Stücke, welche die mittlerweile knapp mehr als halb volle Batschkapp so richtig zum Kochen brachten. Fuck That Shit, Get Your Body Beat, Can’t Control, Throat Full Of Glass, Never Surrender, Blut Royale – die Liste laut mitgesungener Kracher ließe sich beliebig verlängern, wenn Combichrist 2016 darauf noch Lust hätten. Völlig belanglose Stücke wie Time Again darf sich das norwegisch-amerikanische Quintett in Zukunft gern sparen. Doch genug gemeckert, schließlich überwogen in den circa 85 Minuten Spielzeit klar die positiven Aspekte.
Schön vor allem: Das zweite Drumset ist im Vergleich zum Vorjahr zurückgekehrt und sorgte für Beats und Percussion der höllisch pfeffernd-treibenden Art. Über die Rampensau-Qualitäten von Frontmann Andy LaPlegua braucht man eigentlich ohnehin nichts mehr schreiben, die Fläche des Pits vor der Bühne schien von Song zu Song stetig anzuwachsen. Für das große Finale zur Mitgröl-Hymne What The Fuck Is Wrong With You? gesellten sich dann auch noch Mitglieder von Rabia Sorda und Filter auf die Bühne, um gemeinsam die letzten Töne eines überaus gelungenen Konzertabend zu zelebrieren.
Setlist COMBICHRIST Frankfurt, Batschkapp (26.06.2016):
01. Slakt
02. Skullcrusher
03. Can’t Control
04. Throat Full Of Glass
05. Exit Eternity
06. Never Surrender
07. No Redemption
08. Zombie Fistfight
09. Get Your Body Beat
10. Time Again
11. Blut Royale
12. Fuck That Shit
13. We Are The Plague
14. My Life My Rules
15. Maggots At The Party (Z)
16. What The Fuck is Wrong With You? (Z)
Fotos: Michael Gamon (Auftritte in Köln am 09.06.2016)
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