L’Âme Immortelle – Unsterblich Tour 2016

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Konzertbericht: 18.03.2016 – LEIPZIG, TÄUBCHENTHAL

Die Tage nach der Hamburger Triumphfahrt zogen rasch ins Land. Da Band-Fotografin Cécile schon erste Impressionen vom Berliner Konzert im K17 kredenzt hatte und wenig später weitere Bilder von der Ankunft in Leipzig die Runde machten, juckte es mir schon kräftig in den Fingern, die Sachsentour anzutreten. Jedoch entpuppte sich das Unterfangen, sehr zu meinem Leidwesen, vorerst als Ochsentour. Den Blitzermarathon der B214 und A2 noch heile überstanden, ging auf der A14 Richtung Halle/Leipzig schlagartig nichts mehr. Stau um Stau stellte meine Geduld auf die Probe, sodass ich nach knapp vier Stunden (normal wären zweieinhalb) schimpfend wie ein Rohrspatz vor dem Täubchenthal einbog. Es war der blanke Hass!

Herr im Himmel, lass es ein Friedenstäubchen sein – ging es mir durch den Schädel, während ich den Wagen unweit des Eingangs an der Straße parkte. Wie bereits die Hanseaten, nahmen es auch die Leipziger mit der 19:00 Uhr-Marke nicht ganz so genau. Eine akademische Viertelstunde in der Stadt der Dichter und Denker und eine gute Gelegenheit, der vorzeitigen Kernschmelze mit ein wenig frischer Abendluft entgegen zu wirken. Wuuzaaahhh, meine Damen und Herren!

Leicht fröstelnd, doch unverzagt harrten bereits 100 frühe Vögel wie der Werwurm vor dem Einlass. Schauet da, ein Spalt! Das war es also, dieses Täubchenthal, über das sie alle sprechen, des Wave Gotik Treffens Ausweichrevier für das altgediente Werk II. Man muss schon sagen, der Laden hatte irgendwie Gesicht. Neugierig passierte ich das Kassenhäuschen, eine eigentümliche Kreuzung aus Grillbüdchen und Gartenlaube, während mir, den Eingangsbereich entlang schreitend, zur rechten eine massive Steintreppe auffiel. Man kam sich ein wenig vor wie in einem dieser alten Dracula-Filme. Die Treppe schien auf einen Balkon zu führen – war aber leider für Besucher gesperrt! Vor mir erstreckte stattdessen eine Menschenschlange entlang des gesamten Korridors. Du meine Güte, standen all diese Menschen etwa an der Garderobe an?! Harter Shit! Kurzerhand am Werwurm vorbei gemogelt, begab ich mir auf die Suche nach dem Klosett (ihr wisst schon, lange Fahrt und so). Ein kurzer Knick und zehn Schritt weiter wurde ich fündig. Nicht ganz ersichtlich, wo denn hier für kleine Männ- bzw. Weiblein war, huschte ich — one sex fits all — kurzerhand in eine nahe Kabine. Immerhin ging es hier bloß ums Geschäft. Man wollte ja keine Ehe schließen. 😉

Der Konzertsaal selbst offenbarte sich mir, vorsichtigen Schätzungen zufolge, als schnuckeliger 800er mit entsprechender Bühne sowie besagtem Balkon, der heuer aber den ausführenden Personen vorbehalten blieb. Von der Decke hingen zwei wuchtige Neon-Luster und eine neckische Discokugel. An der Bühne rotteten sich peu à peu die Schlachtenbummler zusammen. Allgemein zeigte sich der Laden für die Uhrzeit, es muss ungefähr 19:30 Uhr gewesen sein, bereits gut gefüllt. Sicherlich auch, weil Merchandise und Theke ebenfalls dort untergebracht waren. Die Zeichen standen nun doch auf einen schönen Abend, speziell da sich, wie von Geisterhand zusammengeführt, plötzlich immer mehr Mitglieder des einstigen L’Âme Immortelle-Fanclubs Voiceless versammelten.

Der Austausch alter Anekdoten und amüsierte Spekulationen darüber was wäre, wenn Sonja Kraushofer Songs von Helene Fischer singen würde, ließ die übrige Zeit bis zum Auftritt von JanRevolution im Nu vergehen. Heute ohne Cheerleader, dafür locker mit der doppelten Menge an Publikum beschieden, rauschte der bajuwarische Futurepop-Express gegen 20:00 Uhr auf Gleis 1 des Täubchenthals ein. Bezüglich der Songauswahl hatte sich seit Hansetown nichts geändert. Sänger Jan wirkte heute allerdings ein wenig blass um die Nase. Ob das noch irgendwas zu sagen hatte?! Nach etwa zehnminütiger Warmlaufzeit, während derer das Duo ein wenig in ein Vakuum hinein zu spielen schien, zündete der Party-Ballon. Freier Fall fungierte wieder mal als Eisbrecher, der das Fass ins Rollen brachte.

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