Mit Dr. House, dem vicodinsüchtigen TV- Arzt, hält man es sicher nicht allzu lange in einem und demselben Raum aus. Anders ist es mit seinem Darsteller Hugh Laurie, der mit Musik statt mit Medikamenten heilt und uns statt in seine Praxis in sein Wohnzimmer mit Südstaaten- Flair, das am heutigen Abend im Bochumer Ruhrcongress aufgebaut wurde, einlädt.
Grund genug, den ambitionierten Bluessänger beim Betreten des Raumes stark zu bejubeln und ihm ein „Guten Abend“ zu entlocken. Wer über Dr. House lachen kann, dem wird es hier nicht wesentlich schwerer fallen, auch wenn Hugh Laurie und seine Fernsehrolle nicht wirklich viel gemeinsam haben. Und nach der gefühlt vierzigsten Stimmlage, mit der er seine (fast) einzigen deutschen Worte, nämlich „Guten Abend“, zu uns spricht und dabei wohliges Gelächter verursacht, werden die Motoren auf der Bühne gestartet und die Visite beginnt. Laurie entführt das Publikum gemeinsam mit seiner begnadeten Copper Bottom Band in die vielschichtige, leidenschaftliche Klangwelt des Blues und nimmt sich dabei einiger großer Werke an. Gewissenhaft und auf die Details bedacht interpretiert er unter anderem Louis Armstrongs „St. James Infirmary“ oder das mächtige „Swanee River“. Hugh und seine Musiker, die in keinem Moment hinter ihm zurückstehen, zelebrieren das Lebensgefühl des New Orleans Blues authentisch und glaubwürdig. Nach und nach springt der Funke auch auf das Bochumer Publikum über, das sich von dem passionierten Treiben mitreißen lässt. Besonders beeindruckend wird auch der „Battle Of Jericho“ dargeboten, der sich in blutrotem Gewand zeigt und klanglich durch Mark und Bein geht. Dass hier nicht nur Hugh Laurie im Mittelpunkt steht, fällt angenehm auf. Jeder seiner Musiker hat einen festen Platz im Gesamtgefüge und weiß zu überzeugen. Besondere Aufmerksamkeit gewinnt hierbei Sängerin Jean McClain, die mit ihrer Interpretation von „John Henry“ die Bochumer beglückt.
Auch einige Anekdoten hält der singende Schauspieler für uns bereit, erzählt von seinen Klavierstunden und einer schrecklichen Klavierlehrerin, die ihm eines seiner liebsten Stücke, nämlich das bereits erwähnte „Swanee River“ vorenthielt. Er füllt den Raum mit Leben, erörtert die Hintergründe zu vielen der präsentierten Songs, ohne zu viel vorweg zu nehmen und zu langweilen. Hugh Laurie gewinnt die Herzen des Bochumer Publikums und verneigt sich vor uns wie wir uns vor ihm durch unseren Applaus verneigen. Ein gelungener Abend, der sicher auch denen im Gedächtnis bleiben wird, deren Leben bisher noch nicht von Bluesmusik geprägt war.
Setlist:
01. Mellow Down Easy (Willie Dixon cover)
02. St James Infirmary (Louis Armstrong cover)
03. Crazy Arms
04. You Don’t Know My Mind (Lead Belly cover)
05. Battle of Jericho
06. Buddy Bolden’s Blues
07. Unchain My Heart (Ray Charles cover)
08. Junko’s Partner
09. Waitin’ for the Train
10. Winin’ Boy
11. John Henry
12. Yeh Yeh
13. Dear Old Southland
14. Wild Honey
15. Careless Love
16. Swanee River
17. Tipitina
18. Let Them Talk
19. Green Green Rocky Road
20. Changes (Z)
21. Tanqueray (Z)
Autorin: Tanja Pannwitz