Größer denn je – Besucherrekord! Ca. 35.000 Zuschauer lockte das Highfield Festival an den Störmthaler See in der Nähe von Leipzig. Hochkarätige Acts wie Rammstein, Limb Bizkit oder Deichkind warfen ihre gewaltigen Schatten voraus und sorgten dafür, dass die Veranstalter bereits im Juli ausverkauft melden konnten.
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Freitag, 19.08.2016
Nach ein paar logistischen Unwägbarkeiten starteten wir in das Highfield 2016 mit den fantastischen Skunk Anansie. Die charismatische Fronterin Skin dominierte mit ihrer ausgeprägten Bühnenpräsenz die große Green Stage. Nur wenige Meter weiter auf der kleineren Blue Stage rang uns der sympathische Hamburger Olli Schulz mit seinen subtilen Songs das ein oder andere Lächeln ab. Bei den Thüringer Metalcorern von Heaven Shell Burn brannte dann das erste Mal die Hauptbühne. Ein wahnsinniger Soundteppich zog die Masse in ihren Bann, perfekt inszeniert mit Licht und Pyro. Für das Quintett war es quasi ein Heimspiel und man sah ihnen die Spielfreude wirklich an. Etwas Wiener Schmäh brachten im Anschluss die Durchstarter von Wanda auf die blaue Bühne. Dank der Pop-Hymnen von ihren beiden Longplayern Amore und dem aktuellen Bussi hatten die Jungs im Handumdrehen die Massen im Griff.
Mit Limp Bizkit als Headliner auf der grünen Bühne war den Veranstaltern ein wirklicher großer Wurf gelungen. Ein bestens gelaunter Fred Durst rappte sich von Hit zu Hit und suchte immer wieder die Interaktion zu den Fans. Seine Liebe zum Deutschen Publikum und seine Freude, dass er auf der HIGHFIELD Main Stage spielen durfte, machte er sehr oft deutlich. Auch marschierte er durch den Front Of Stage-Bereich, um näher an der Crowd hinter dem ersten Wellenbrecher zu sein. Die aktuelle Ankündigung des kommenden Metallica Albums veranlasste Limp Bizkit Sad But True als Coverversion zum Besten zu geben und der weißgefärbte Gitarrist Wes Borland lies es sich ebenfalls nicht nehmen, noch ein paar Nirvana Interpretationen zu intonieren. Das große Finale sang Durst dann gemeinsam mit dem Publikum beim Überhit Behind Blue Eyes.
Auf der Blue Stage hatten diesmal die altehrwürdigen Raver von Scooter die Ehre den Eröffnungstag zu beschließen. Sicherlich ist H.P. Baxxter und Scooter musikalisch nicht jedermanns Sache, aber deren Live Shows mit brillantem Licht und Pyrotechnik sind absolut sehenswert. Es ist ein Phänomen, dass es die Band seit über zwanzig Jahren sehr erfolgreich schafft, mit ihrem zugegebenermaßen einfachen musikalischen Konzept Generationen zu vereinen. Bei How Much Is The Fish oder dem Debüt Hyper Hyper ist Party angesagt. Wenn sich der ein oder andere heutzutage an die Zeiten von Hyper Hyper zurückerinnert, denkt dieser sicher daran, dass sich viele der im Songtext genannten Acts eher peinlich berührt fühlten. Aber Eines steht fest, Scooter haben sie alle überlebt und füllen selbst heute noch große Arenen.
Samstag, 20.08.2016:
Nachdem sich der Staub des Vorabends durch den ersten Regenschauer der Nacht etwas gelegt hatte, begann der Tag für uns mit den Band Contest-Gewinnern von I Come From The Sun. Die sympathischen Leipziger überzeugten sehr schnell mit ihren gefälligen Alternative Rock Songs auf der Blue Stage. Besagte blaue Bühne sollte dann, wie bereits im Vorjahr, den gesamten Samstag lang Hip-Hop Acts verschiedenster Couleur gehören. Neben Größen wie Haftbefehl oder Genetikk stachen vor allem der sympathische Chefket und natürlich die Deutsch-Rap Urgesteine von Blumentopf heraus. Die Fans des Genres kamen auf jeden Fall auf ihre Kosten und der Platz war stets gut gefüllt.
Rockiger ging es dagegen auf der Main Stage zu. Nachdem wir –dies war der Parkplatzsituation geschuldet- nur die letzten Klänge von Fjort erhaschen konnten, ging es für uns mit der Alex Mofa Gang richtig los. Die Berliner Indierocker verstanden es trefflich zu doch so früher Stunde die Menge zu begeistern. Mit den Folk-Rockern von Skinny Lister fühlte man sich hingegen in einen Londoner Pub versetzt. Mit erheiternder Trinkermusik war das Sextett ja auf dem Highfield auch nicht ganz fehl am Platze. Erstes Highlight des Tages war die beeindruckende Show der Ruhrpottmetaller von Caliban. Trotz ihrer 20jährigen Bandgeschichte ist uns die Band erst durch ihre Zusammenarbeit mit Die Krupps zur aktuellen Single A Life In A Glas Cage aufgefallen. Mit den Songs vom aktuellen Longplayer Gravity hämmerten sie ihr Brett in die Gehörgänge der Fans.
Mit den Eagles Of Death Metal brachten die Veranstalter als nächstes einen nicht ganz unumstrittenen Act auf die große Bühne. Schließlich hatten zuvor bereits zwei große französische Festivals die Band aufgrund der absurden Kommentare des Frontsängers Jesse Hughes zum Pariser Bataclan-Attentat ausgeladen. Mit Schrecken erinnern sich viele an das Massaker von Paris zurück, welches EODM überlebt hatten. Dennoch kam die Rock ´n´ Roll Show beim Publikum exzellent an. Mit schwedischem, gitarrenlastigen Rock-Sound verwöhnten dann Royal Republic das Publikum, bevor Joel O’Keeffe während der Show von Airbourne die ersten Reihen nebst den Fotografen mit eine Dosenbierdusche erfrischte. Eine gewisse musikalische Nähe zu den Hard Rock-Ikonen von AC/DC kann man den Australiern dabei sicher nicht absprechen. Mit NOFX verpflichtete man in diesem Jahr erneut eine Punk Rock-Ikone als Co-Headliner. Ein brillant gelaunter Fat Mike zeigte gern mit buntem Iro wo der Punker-Frosch die Locken hat.
Mit großer Spannung war natürlich der Auftritt der international erfolgreichsten deutschen Rockband Rammstein erwartet worden. Entsprechend voll war es vor der Green Stage. Und mit dem einzigen neuen Track Ramm4 starteten die Berliner ihre Reise durch den beachtlichen Back Catalouge, wobei das Set leider dem der Berliner Waldbühnen-Trilogie glich. Begleitet wurde die Show von ein paar technischen Pannen, welche sich aber gekonnt überspielen ließen. Regelrecht brenzlig wurde es für Lindemann beim großen Finale, dem Song Engel. Ein Flügel des an ihn gebundenen brennenden Engels schlug nach Ende der Show weiterhin Flammen und so musste der muskulöse Rammstein-Frontmann eiligst aus der Konstruktion befreit werden. Glücklicherweise ging die ganze Aktion noch glimpflich ab. In jedem Fall bildete die Rammstein-Show bis dato das absolute Highlight des Festivals.
Sonntag, 21.08.2016:
Der finale Tag des Highfields 2016 begann mit bestem Sonnenscheinwetter und den Ami-Rockern von Highly Suspect auf der Green Stage. Auf der kleinen Bühne machten im Anschluss die Deutsch-Punk-Rocker von Schmutzki und überwiegend deren Fans dem Bandnamen alle Ehre. Beutel mit Farbpulver wurden aus dem Publikum geworfen und sorgten für ein paar kolorierte Akzente in den vorderen Reihen. Den ersten Höhepunkt des Tages bildete die Show von The Arkells. Dank ihren poppigen Rocksongs steckten die Kanadier sehr schnell die Zuhörer mit ihre guten Laune an. Und als Sänger Max Kerman im Publikum mit den Fans feierte, wurde uns eines klar: The Arkells sind die Definition einer Live Band. Schlichtweg beeindruckend war der Publikumszuspruch bei den Monsters Of Liedermaching. Der Platz vor der Blue Stage war voll besetzt und die heiteren Humoristen ernteten zu ihren nur durch Akustikgitarre begleiteten a capella Songs Waving Hands, wie bei einem Stadion-Konzert. Nach dem rockigen Auftritt von Thrice stand danach der Gig von Joris auf dem Plan. Die ersten Reihen wurden erwartungsgemäß von weiblichen Anhängern besetzt und die Show begann mit dem unausweichlichen Radio-Hit Bis ans Ende der Welt. Auch wenn sich dieser Songs fast schmerzlich in die Gehörgänge vieler Radiohörer gebrannt hat, trifft Joris musikalisch den Zahn der Zeit in Deutschland. Gemeinsam mit seiner sehr guten Live Band zeigte er eindrucksvoll was Pop Made in Germany bedeutet.
Einen amtlichen Abriss lieferten die Münchner Jungs von Emil Bulls ab. Die Show der New Metaller war in jedem Fall ein Erlebnis. Sänger Christoph suchte von Anfang an die Nähe zur Crowd und shoutete entweder von den Boxentürmen oder direkt aus dem Bühnengraben. Eine nahezu abstruse Live-Show lieferten hingegen Bonaparte. Wilde Ausdruckstänze von in Feinripp bekleideten Tänzerinnen untermalten das Spektakel. Der Hauptakteur ließ sich mit reflektierenden Spiegeln in Szene setzten. Wie schon am Vortag mit den Blumentöpfen war auch am sonnigen Sonntag mit Fünf Sterne Deluxe ein Hip-Hop Klassiker angetreten. Das Bo und Tobi Tobsen schmetterten ihre nicht mehr ganz so freshen Rhymes in die Massen. Und bei Hits wie Dein Herz schlägt schneller oder Die Leude fühlten sich einige der Zuschauer zurück in ihre Jugend versetzt. Die Position des Co-Headliners auf der Blue Stage hatten dann die Briten von Bloc Party. Die neuen Songs der Londoner machen dem aktuellen Albumtitel Hymns wirklich alle Ehre.
Mittlerweile zum sechsten Mal und damit auch zum zweiten Mal in Folge dabei waren die Wendländer von Madsen. Was soll man noch zu dieser Band sagen? Wenn Sänger Sebastian Du Schreibst Geschichte anstimmt, singen alle mit. Madsen gehören einfach zum Highfield, fast so wie das Maskottchen: das Highviech. Für uns war es eine wirklich mitreißende Show und eines der wichtigsten Highlights des Wochenendes. Das Finale auf der blauen Bühne beschlossen die Grammy-Gewinner von Wolfmother. Bei den Australiern ist ebenfalls der Name des neuen Albums Victorious Programm. Schließlich gehört das Trio zu einem der begehrtesten Rock-Acts dieser Tage.
Als Schlusslichter präsentierten die Nordlichter von Deichkind neben Rammstein am Vortag sicherlich das aufwändigste Bühnenbild. Und was gibt es als Deichkind-Live Show-Neuling zu sagen als Leider Geil. Deichkinds Performance war weniger ein Live-Konzert als vielmehr eine Revue, die in Deutschland absolut ihres Gleichen sucht. Ein motorisiertes Bühnenbild, zahlreiche Tänzer und eine fantastische Lichtshow inszenierten die Elektro-Hip-Hop-Show. Und wenn sich die Deichkinder verabschieden, heißt das nicht, dass sie nur mit 1-3 Tracks zurückkehren. Den Fans servierte man zum Hauptblock ein ebenso langes Zugaben-Set. Dabei wurde das Publikum mit einem besonderen Schmankerl bei Roll das Faß rein nochmals so richtig angeheizt, denn die Protagonisten sind genau in einem solchen durch das Publikum geschoben worden, was bei einem so großen Festival noch ungleich beeindruckender daherkommt, als schon bei Club- und Arenakonzerten. Mit dieser überwältigenden Darbietung endete für uns ein angenehmes und friedliches Festival. Durch die Vergrößerung auf 35.000 Besucher hat das Highfield Festival für uns keinesfalls an Charme verloren und die ein oder andere logistische Aufgabe wird sich zweifelsohne bis zum kommenden Jahr lösen lassen. Wir freuen uns auf das nächste Highfield Festival am Störmthaler See in 2017!
Fotos: Alexander Jung