SALTATIO MORTIS – Leipzig, Haus Auensee (04.12.2015)

Fotos: SALTATIO MORTIS
(c) Thomas Leine
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Am 04.12.15 war es nun auch in Leipzig soweit: Hereinspaziert – und Manege frei für Saltatio Mortis. Der Zirkus-Zeitgeist schlug seine Zelte in Leipzig im Haus Auensee auf. Viele Schaulustige, Mittelalter-Rock-Fans und Interessierte standen vor den Toren und warteten auf Einlass – man schätzt sie auf über 1.300.

Bereits zur Vorband hatten sich viele Leute eingefunden und füllten ordentlich den Saal. Noch vor den ersten Klängen von Nachtgeschrei waren Rufe nach Saltatio zu hören, die Stimmung fing bereits an einigen Stellen an zu brodeln. Als überpünktlich 18:50 Uhr das Intro Kerberus zu hören war, wurde sogleich mit viel Beifall die Band auf der Bühne begrüßt. Nachtgeschrei legten von Anfang an los und rissen das Publikum mit Ihrer energiegeladenen und spielfreudigen Show mit. In den ersten Reihen wurde mitgeklatscht, getanzt und gesungen. Die hinteren Reihen benötigten hingegen noch etwas Zeit um in die Gänge zu kommen. Aber spätestens bei Monster waren auch diese eingefangen und machten mit. Leider war die Akustik anfangs nicht optimal, so dass zu viel Bass in den Ohren dröhnte und der Gesang etwas unterging. Dieses Manko wurde recht schnell erkannt und korrigiert. Schon beim dritten Lied Sirene sangen viele mit und hunderte Arme gingen nach oben. Die Stimmung steigerte sich immer mehr und das Publikum, wie auch die Band, gingen so richtig ab.

Schon bei Nachtgeschrei ist die Stimmung klasse und die Fans singen mit

Nach dem siebten und vorerst letzen Lied Windstill kamen sofort Zugaberufe aus dem Publikum. Nachtgeschrei blieben auch nicht lang der Bühne fern und gaben noch ein letztes Stück zum Besten. Zum Höhepunkt kam es dann auch beim Abschlusssong Schlaflos, als fast das gesamte Publikum die Zeilen „Ich will nicht dass es enden muss – erst wenn der Atem steht“ lautstark mitsangen und mit den Händen winkte. Die Band war sichtlich erfreut und überwältigt, von dieser Gunst der Saltatio Fans. Ein wirklich tolles Vorprogramm, von einer sehr sympathischen Band. Nachtgeschrei haben Saltatio alle Ehre gemacht, die Stimmung bei den Fans entfacht, und das Haus Auensee gerockt. Immer wieder gern.

Setlist NACHTGESCHREI @ Leipzig, Haus Auense (04.12.2015):
01. Kerberus (Intro)
02. Eden
03. Monster
04. Sirene
05. Unter deinem Licht
06. Der letzte Tag
07. Die wilde Jagd
08. Windstill
09. Schlaflos (Z)

Während der Umbaupause wurde der Saal immer voller, viele Fans drängten nach vorn, um in den ersten Reihen möglichst nah bei Ihrer Band zu sein. In der doch recht kurzen Pause kamen immer wieder „Saltatio” und „Mortis” Rufe auf, die immer lauter wurden und durch Klatschen verstärkt wurden. Wie es im Zirkus oder anderen Institutionen, wie der Oper üblich ist, ertönt ein erster Gong um dem Publikum mitzuteilen, dass die Vorstellung bald beginnt. Die Rufe wurden danach immer lauter. Wenig später ertönte dann der ersehnte zweite Gong, und es hieß Manege frei für Alea der Bescheidene und seine Sieben-Mann-Crew, für Saltatio Mortis. Unter tosendem Applaus und Rufen wurden diese begrüßt.

Fans bei Saltatio Mortis
Fans bei Saltatio Mortis

Wo seid ihr, Leipzig?“, schreit Alea und legt so gleich mit Wo sind die Clowns? los. Das gesamte Publikum sang sofort mit und ich habe wirklich keinen in meinem Umfeld gesehen, der seine Lippen nicht bewegte. Von Anfang an war unbändige und überschäumende Stimmung. Die Fans sangen wirklich jedes Lied komplett mit, tanzten, feierten und trugen Ihre Band „auf Händen”. Wer sich von so einer Stimmung nicht anstecken lies, ist selber Schuld und war sicherlich Fehl am Platz. Die Akustik war auch hier leider nicht immer optimal. Aufgrund der grandiosen Stimmung, dem Engagement und der Spielfreude der Band störte dies aber kaum.

Saltatio nehmen kein Blatt vor dem Mund und bringen Ihre Kapitalismuskritik mit Wachstum über alles oder Des Bankers neue Kleider mit mittelalterlichen Folk-Rock Klängen an ihre Fans. Als in den vorderen Reihen etwas Unruhe reinkam tadelte Alea seine Fans „Normalerweise mische ich mich ja nicht ein, aber wenn ich den Kindergarten in der vorderen Reihe sehe… . Es ist genug Platz für alle da.“ – „Wenn sich dabei schon Konflikte ergeben, wie können wir dann sagen, dass es nie wieder Krieg gibt?“ Mit viel Applaus zu dieser Ansprache, ging es dann passend mit dem Systemkritischen Songs  Nachts weinen die Soldaten und  Augen zu weiter.

Saltatio Mortis beherrschen den Drahtseilakt zwischen Systemkritik und Spaß an der Musik

Zwischen den einzelnen Liedern kamen von den verschiedensten Mitgliedern der Band auch immer wieder kritische Statements zur aktuellen Lage und Politik. Für diese Gradwanderung zwischen Systemkritik und Spaß an der Musik werden sie von Ihren Fans geliebt. Die Klassiker Koma, Prometheus und Früher war alles besser brachten mehrere Höhepunkte in diesen tobenden Hexenkessel. Dabei wurde immer lauter mitgesungen, gesprungen und sich regelrecht verausgabt. Alea genoss diese Stimmung sichtlich und bestätigt dies mit der Aussage „Kein Publikum sah so gut aus wie ihr“ und „Es war toll in Leipzig.“ Nach mehreren Zugaben und einem Stagediving beim letzen Lied von Alea verabschiedeten sich Saltatio Mortis unter ohrenbetäubendem Applaus. Sie haben das Haus Auensee gerockt!

Was für ein Konzert, voller Energie, grandioser Stimmung, Spaß und Zusammengehörigkeitsgefühl. Ich hoffe, Saltatio Mortis kommen bald wieder mal nach Leipzig. Ich würde mich wirklich freuen. Die CDs sind ja schon super, aber live sind sie einfach nur genial…

Setlist SALTATIO MORTIS @ Leipzig, Haus Auense (04.12.2015):
01. Wo sind die Clowns?
02. Willkommen in der Weihnachtszeit
03. Wachstum über alles
04. Des Bänkers neue Kleider
05. Nachts weinen die Soldaten
06. Habgier und Tod
07. Idol
08. Augen zu
09. Maria
10. Wir sind Papst
11. Geradeaus
12. Koma
13. Erinnerung
14. Satans Fall
15. Todesengel
16. Eulenspiegel
17. Prometheus
18. Früher war alles besser
19. Tritt ein (Z)
20. Trinklied (Z)
21. Worte (Z)
22. Rattenfänger (Z)
23. Spielmannsschwur (Z)

Fotos: Thomas Leine

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