Die 700, wie wir alle wissen, ist eine heilige Zahl. Jeder Dschungeltempel, der was auf sich hält, hat 700 Eingänge, es gibt 700 Todsünden, die berühmten 700 Berge, die Legende von den 700 Gewürzen des Alu Ben-Grachir, und ? jetzt wird?s wirklich wichtig ? es gibt Super 700. Sieben Musikerinnen und Musiker (da sind zukünftige Balletts und Orchester noch nicht mal mitgerechnet!), sieben Spezialtalente, sieben Rastlose, sieben superfeine Geschmacksfilter. Super 700 sind ja nicht einfach eine Band, sie sind ein Team. Etwas Irdisch-Gewöhnliches kann bei dieser Konstellation gar nicht herauskommen.
Wenn man in einem Satz zusammenfassen müsste, was Super 700 so besonders macht: Es gibt nun mal wahnsinnig wenige Bands, bei denen musikalische Kunstfertigkeit, die Suche nach dem Nicht-Naheliegenden und der Wille zum Komplexen von genau dem Fieber befeuert werden, das typisch ist für alle impulsiven, heißwangigen Arten von Rock?n?Roll. Super 700 sind wild und schlau, schön und zerzaust, progressiv und doch total fokussiert, ganz normal und extrem abgefahren. Nur die besten Helden können so sein.
Was die im Oktober 2008 als Download in die Welt gelassene Comeback-Single ?Tango? schon glühend versprach, löst nun das zweite Album ?Lovebites? ein: 13 Stücke, die die Thronhalle des Bergkönigs zum Einsturz bringen, einen ganzen Nebelwald beleuchten und vor allem die Stunden unterm iPod-Kopfhörer und am Stereo zu Hause wie Nichts vorbeirasen lassen können. Man kann nicht, man MUSS ?Lovebites? bis zum Umfallen immerwiederhören ? weil diese Musik auf ganz eigenartige Weise gleichzeitig süchtig macht und doch so rätselhaft bleibt, dass man ihr auf den Grund gehen will.
Zum Beispiel ?S.T.T.S.M.C.? (kurz für ?Somebody Tried To Steal My Car?), ein durch gelbes Laub hüpfender Popsong, elegant und auf süße Art verregnet. Oder das gefährlich gegen den Strich gebürstete ?Second In Line? mit seinen sultanischen Streichern und dem rabiaten Percussion-Break. In ?Rosebud? wird Leadsängerin Ibadet Ramadani nur von Gitarre und Backgroundchören begleitet (die wie immer ihre Schwestern Albana und Ilirjana singen), eine Jazzballade, die sich wie schmelzendes Glas ihren Weg bahnt. Das Titelstück ?Lovebites? ? inspiriert vom nächtlichen Horrorfilmgenuss ? erweist sich als Torch Song von gewaltiger Tragweite, baut sich ebenso bedrohlich wie majestätisch auf. Gitarre und Orgel verknoten sich wie Liebende. Oder wie die Schlinge, die sich einem um den Hals zieht. ?Every honey bee is an angel of death?, singt Ibadet jedenfalls in ?Spring (The Old Pretender)".
Dass Ibadet Ramadani überhaupt eine der aufregendsten, charakterstärksten, schneewittchenschönsten und angriffslustigsten Gesangsstimmen ist, die man derzeit hören kann, brauchen wir kaum mehr zu betonen. Rest der Bandvorstellung: Albana und Ilirjana Ramadani singen Harmonies, Johannes Saal spielt Gitarre, Simon Rauterberg ist der Keyboarder, Michael Haves spielt Bass und Sebastian Schmidt trommelt.
Nachdem Super 700 in ihrer Heimatstadt Berlin zum Geheimtipp Nummer eins geworden waren, veröffentlichten sie im Mai 2006 auf Motor Music ihr erstes, selbstbetiteltes Album. Noch mehr Aufsehen erregten sie mit der anschließenden Tour, die die Band unter anderem auch nach Vancouver und Los Angeles brachte. Da spielten sie nicht nur im Viper Room und Key Club, sondern auch im Studio der Radiostation KCRW, als Livegast in der weltberühmten Show ?Morning Becomes Eclectic? ? DJ Nic Harcourt hatte sie persönlich eingeladen, nachdem er eines ihrer Konzerte gesehen hatte. Die Songs für ?Lovebites? schrieben Ibadet und Bassist Michael dann Anfang 2008 im selbst gewählten Exil in Frankreich. Bei den Vorbereitungen für die Albumsessions stieß der irischstämmige Produzent Rob Kirwan (bekannt geworden durch seine Arbeit mit U2 und Depeche Mode) zu dem Projekt, das dann im Berliner Planet Rock Studio gemeinsam zum brillanten Ende gebracht wurde.
Wer noch an den Heldenqualitäten von Super 700 zweifelt, soll einfach nur diese Platte hören. Und alle, die nicht daran zweifeln, bitte auch. Die 700 sind exakt nachgezählt, das Team ist schon längst wieder unterwegs. An unseren Hälsen haben sie ihre ?Lovebites? hinterlassen.
Tracklisting:
01. Tango
02. The Other Side
03. S.T.T.S.M.C. (Somebody Tries To Steal My Car)
04. We Will Never Drown
05. When The Rain Comes Down
06. Rosebud
07. The Fortuneteller
08. Second In Line
09. Drive Too Fast
10. Spring (The Old Pretender)
11. Lovebites
12. River Song
13. Revolution
Live: SUPER 700 (als Support von POLARKREIS 18):
25.02. bielefeld / kamp
26.02. bochum / zeche
04.03. dresden / alter schlachthof (tbc)
05.03. dresden / alter schlachthof
06.03. berlin / postbahnhof
07.03. ludwigshafen / dasHaus
08.03. köln / Live Music Hall