Kurz vor 20:00 Uhr standen bereits einige Fans vor dem Rind, einige mit bandspezifischen T-Shirts, andere in schlichten Outfits. Der Einlass begann pünktlich, das schöne Wetter ließ jedoch viele Fans noch draußen verweilen. Die kleine Bühne im Rind war voll bestückt mit Instrumenten, wodurch mit einer gewaltiger Live-Power zu rechnen war.
Als Support für Rüsselsheim stand die Frankfurter Drum ‘n’ Bass Formation Nude auf dem Programm. Sie lieferten im Rahmen der KMFDM-Tour eine exklusive Performance. Sängerin Isabelle Gernand und Keyboarder Marc Werner hatten in den 90ern die Elektro-Band Sabotage Q.C.Q.C. und können so schon etliche Veröffentlichungen nachweisen. Mit dem neuen Projekt Nude gehen sie musikalisch jedoch einen etwas anderen Weg, obwohl auch Parallelen zur ehemaligen Band zu erkennen sind.
Neben Isabelle ist auch George W. am Gesang beteiligt. Mit total schwarz angemalten Gesicht betrat er die Bühne, so dass man im ersten Moment meinte, bei einem Rap-Konzert zu sein. Die anderen Musiker folgten und es begann eine Show voller musikalischer Effekte, Samples und Gesangsverzerrungen. Die Musik von Nude ist sehr experimentierfreudig. Highlight ihres 30-minütigen Auftritts war für mich die Cover-Version des Human League Klassikers "Being Boiled".
Auch KMFDM haben diesen Song auf ihrem neuen Album gecovert. Im Jahre 1984 von Sascha Konietzko und Udo Sturm in Hamburg gegründet, bahnten sie seitdem den Weg des Crossovers zwischen Heavy Metal und Elektro-Sound, unverwechselbar und doch nie langweilig. Durch den wachsenden Erfolg von Industrial-Bands in Amerika wanderten KMFDM Anfang der 90er Jahre in die USA aus. Hier hatten sie einige Live-Auftritte – u.a. als Support für Ministry.
1999 löste sich KMFDM zunächst auf. Ein Album des Projektes MDFMK (Saschs Konietzko, Tim Skold und Lucia Cifarelli) wurde ein Jahr später veröffentlicht. 2 Jahre später formierte Sascha KMFDM neu und meldete sich mit dem Album "Attak" und der folgenden "Sturm und Drang" Tour zurück. Regelmäßig veröffentlichten sie nun weitere Alben in gewohnter Qualität mit provokativen Anti-Kriegsbotschaften. Neben dem aktuellen Album veröffentlichte KMFDM vor kurzem noch das Album "Skold vs. KMFDM" zusammen mit dem ehemaligen Mitglied Tim Skold.
Die vielen Instrumente verzögerten den Umbau etwas, aber der Saal füllte sich nun doch noch etwas. Zum tanzen blieb jedoch immer noch genügend Platz. Die Bühne bestand nun traditionell im vorderen Bereich aus den selbstgebastelten Mini-Keyboard-Ständern. Hinten stand das Schlagzeug und an den Seiten gab es noch etwas Platz für die Gitarristen. Gegen 22:00 Uhr ging es dann los. Mit "D.I.Y." vom Album "Adios" wurde die Show gestartet – "Destroy What Destroys You". Die Menge tobte gleich los und spätestens ab der 3. Reihe wurden die Fans immer ausgelassener.
Es folgte "Bait & Switch", eine der herausragendsten Songs vom aktuellen Alben, vorgetragen von Lucia Cifarelli, die seit dem Jahre 2000 dabei ist und den weiblichen Teil des Gesangs übernahm, der auch schon immer den Sound von KMFDM bestimmte. Weitere Titel wie "Tohuvabohu", "Hau Ruck" und das russisch gesungene "Davai" folgten. Trotz der nicht unerheblichen Temperaturen tanzten die Gäste fleißig weiter.
Auch die Band legte sich voll ins Zeug, was letztendlich dazu führte, dass nach knapp einer Stunde das Schlagzeug kaputt ging. Die Fans sahen es gelassen und Sascha überbrückte die Zeit mit einem Witz. Nach 10 Minuten war das defekte Teil am Schlagzeug ausgetauscht. Weitere Songs wie "Megalomaniac" und der Klassiker "Light" folgten, bevor sich die Band mit dem Titel "A Drug Against War" zunächst verabschiedeten. Dieser Song wurde mit soviel Power vorgetragen, dass auch das Publikum eine kleine Pause brauchte.
Aber nur eine kleine, denn in den Zugaberunden gab es noch "WWIII", "Adios" und den 1991er Klassiker "Godlike", der auch nach all den Jahren immer noch zu den Top-Stücken von KMFDM gehört. Nach knapp zwei Stunden verließen die 5 Musiker dann endgültig die Bühne.
KMFDM haben zwar in Deutschland einen nicht allzu großen Bekanntheitsgrad, aber die Fans waren an diesem Abend mit Leib und Seele dabei. Für mich persönlich zählen KMFDM schon seit den 90ern zu den Top-Acts und ich habe mich über diesen Auftritt besonders gefreut, da sie in den letzten Jahren nur selten in Europa unterwegs waren. Auch nach 25 Jahren sind KMFDM noch nicht müde und wir werden uns sicher über weitere Veröffentlichungen und Live-Auftritte freuen können.
Setlist:
01. D.I.Y.
02. Bait & Switch
03. Tohuvabohu
04. Son Of A Gun
05. Hau Ruck
06. Looking For Strange
07. Davai
08. Never Say Never
09. Potz Blitz!
10. Attak/Reload
11. Saft Und Kraft
12. Megalomaniac
13. Light
14. Free Your Hate
15. A Drug Against War
16. WWIII (Z)
17. Adios (Z)
18. Godlike (Z)
Bilder des Konzerts befinden sich in unserer Concert-Pictures Sektion (für Bildkommentare muss man aus Spamverhinderungsgründen leider angemeldet sein) oder direkt hier durch Anklicken des jeweiligen Bandfotos:
KMFDM:
Nude:
Autor & Fotos : Thomas Bunge