Vor Ort dann zunächst etwas Ernüchterung: die aus dem bayrischen Kempten angereiste Vorband "STATE OF MARTIAL LAW" spielte ein handwerklich ausgereiftes und kurzweiliges Set irgendwo zwischen Soundgarden, 3 Doors Down und Selbtsgezüchtetem, was prinzipiell auch soweit erst einmal für sich ok bis recht ordentlich war. Einziges Problem: falsche Band vor falschem Publikum und somit ein recht undankbarer Auftritt von gerade einmal einem Bruchteil des anwesenden Publikums. Als temperaturtechnische Herausforderung entpuppte sich der kleine Raum des Underground, in den das Konzert gelegt wurde, weil sich in der Haupthalle THE GASLIGHT ANTHEM für Rock Am Ring warm spielten und knapp 70 Gäste den Aufwand nicht rechtfertigten.
Setlist:
01. Slogans
02. Eric
03. Close Ups
04. Bean Gun
05. Point Of No Return
06. Groovemonster
07. Uneven Road
08. Alex
Anscheinend sind THE EXPLODING BOY immer noch akustische Feinkost für Kenner, wenn man Höchstpunktzahl-Rezensionen und Lobeshymnen der Magazine mit der Zahl zahlender Gäste ins Verhältnis setzt. Das Gourmetpublikum stand in drei Reihen zur akustischen Verkostung um die Bühne und freute sich sichtlich händereibend auf die bevorstehende Post-Punk-Privatvorstellung in intimer Atmosphäre. Nach einer Umbaupause erschien der Hauptact des Abends und wurde dezibelstark empfangen, um nach einem obligatorischen Bühnencheck aus dem Augenwinkel direkt im oberen Drehzahlbereich mit ‘London’ einzusteigen und das Level bis zum Ende mit ’40 Days’, ‘Heart Of Glass’, ‘Desperados’ ohne wirkliche Einbrüche zu halten und neues Material wie ‘Human’, ‘Get Out Of My Head’, ‘Loneliness’ oder auch ‘Sweet Little Lies’ vom vorletzte Woche erschienenen ‘The Black Album’ unterzumischen. Selbstredend regelmäßig mit dem Hinweis, dass es sich nicht etwa um ein Liebeslied, sondern ein Stück über Ursache und Lösung jedes Problems handelt, namentlich des Skandinaviers teuren Alkohol. Trotz Bullenhitze wurde auf und vor der Bühne gefeiert und mit jedem Stück, dass man auf der Wunschliste abhakte, nachdem es gespielt wurde, näherte man sich unweigerlich dem Moment, ab dem nur noch eine Handvoll ungespielter Stücke für eine Zugabe übrigblieb. Mit ‘Let The Right One In’ und ‘The Man’ beendeten die sichtlich erschöpft aber zufrieden grinsenden Schweden den Abend und entließen das rundum bespaßte Publikum in eine junge Sommernacht.
Es bleibt für die nächste Tour zu hoffen, dass die Skandinavier endlich vor den verdienten Massen auftreten, die unspektakuläre Genreacts längst unverdient ziehen, obwohl sie sich im Gegensatz zu THE EXPLODING BOY seit Jahren satt auf ihren Lorbeeren aus alten Tagen ausruhen und ihren Biss verloren haben und in Sachen Originalität nicht annähernd in der gleichen Liga spielen. Da geht noch was, aber deutlich! Vielleicht ja schon im September, wenn die Band erneut auf Tour geht!
Setlist:
01. London
02. I Am Truth
03. Human
04. Here Comes The Rain
05. Loneliness
06. The Right Spot
07. Torn
08. 40 Days
09. Sweet Little Lies
10. Get Out Of My
11. Heart Of Glass
12. Intervention
13. Desperados
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14. Let The Right One In
15. The Man
Bilder des Konzerts befinden sich in unserer Konzertfotos Sektion (Bildkommentare sind durch Anklicken der Sprechblase möglich) oder direkt durch Anklicken der jeweiligen Bandfotos.
Autor: Istvan Illes
Fotos: Michael Gamon