Heerlen ist eine Stadt in der niederländischen Provinz Limburg, mit knapp 90.000 Einwohnern, welche kurz hinter der deutschen Grenze (nahe Aachen) liegt. Die Anfahrt mit dem Auto lief reibungslos und der Veranstaltungsort wurde schnell gefunden, da ausreichend Hinweisschilder aufgestellt waren.
Das Finden eines Parkplatzes in der Nähe des Festivals war – entgegen der Erwartungen – relativ einfach, da in den umliegenden Wohngebieten viele freie Plätze vorhanden waren. Ein großer Anteil der Besucher schien auch mit dem Fahrrad angereist zu sein, was die Parksituation noch weiter entspannte.
Der Veranstaltungsort des ParkCity Live Festivals 2012 war der Park Bekkerveld mitten in der Stadt Heerlen, in welchem auf einer Fläche von rund vier Fußballfeldern sieben Bühnen aufgebaut worden waren. Es gab einen zügig arbeitenden Einlass, sodass beim Betreten des Festivalgeländes keine unnötig langen Wartezeiten entstanden. Die Personen mit einem Ticket für beide Tage bekamen ein silbernes Plastikarmbändchen und diejenigen mit Tagestickets wurden auf das Areal gelassen und gegebenenfalls beim kurzzeitigen Verlassen des Geländes mit einem Stempelabdruck ausgestattet. Auch die anschließende Taschenkontrolle verlief schnell und reibungslos, sodass dem Festivalvergnügen nichts mehr im Wege stand.
Auf dem Gelände angekommen führte der Weg der meisten Besucher zunächst zu den Bierständen, wo jedoch nur gegen Wertmarkten Getränke ausgeschenkt wurden. Schnell bildete sich eine Schlange vor den Häuschen, in welchen die Wertmarken verkauft wurden. Der Preis einer Wertmarke lag bei 2,50€ pro Wertmarke, wobei es auch halbe Wertmarken (Wert demnach 1,25€) gab. Ein Becher Bier oder Cola kostete eine Wertmarke und enthielt schätzungsweise 0,25 Liter kühles Getränk. Eine Tüte Pommes mit Ketchup und/oder Mayonnaise war ebenfalls für eine Wertmarke erhältlich. Pizza schlug mit anderthalb Wertmarken für ein Viertel schon deutlich mehr zu Buche (eine ganze Pizza entsprach daher sechs Wertmarken und somit 15 Euro).
Die Festivalbesucher denen die Preise zu teuer waren oder die einfach in etwas ruhigerer Atmosphäre ihr Essen und Trinken einnehmen wollten suchten in der näheren Umgebung des Park Bekkerveld nach Alternativen und wurden nach nur wenigen hundert Metern an einer Pommesbude fündig.
Musikalisch gehörte das ParkCity Live Festival wohl zu den facettenreichsten Festivals dieser Größenordnung, denn mit Symphonic-Metal (Within Temptation), Singer-Songwriter (Blaudzun), Country (Ilse DeLange), Hard-Rock (Peter Pan Speedrock), Punk (Heideroosjes), Hip Hop (Postmen) und vielen weiteren Musikrichtungen war für fast jeden Geschmack die ein oder andere passende Band mit dabei. Auch Freunde elektronischerer Klänge kamen mit diversen DJs wie den Bassjackers oder Mental Theo auf ihre Kosten. Mit den Rappern Ali B & Brownie, Brace und Darryl waren auch für die jüngeren Festivalbesucher Musiker mit dabei.
Um die diversen Musikstile ein wenig zu trennen wurden auf dem Gelände des Park Bekkerveld sechs verschiedene Bühnen errichtet. Die Mainstage präsentierte genreübergreifend die größten Bands und Künstler. Gegenüber auf der B-Stage waren überwiegend Rap und Hip Hop Künstler anzutreffen.
Deutlich gitarrenlastiger ging es im Zirkuszelt zu, in der die Rock Temple Stage, welche vom Team des Rock Temple Kerkrade betreut wurde, untergebracht war. Diverse DJs legten auf der ‘90s Stage (auch ein Zirkuszelt) und im Dance Palace auf, um die feierwütigen Tänzer um Liebhaber elektronischer Klänge zu begeistern. Den Abschluss bildete direkt neben der Mainstage mit „Under The Trees“ die kleinste Bühne, auf welcher regionale Nachwuchsbands ihr Können einem größeren Publikum präsentieren konnten.
Durch das bunt gemischte musikalische Programm waren auch die unterschiedlichsten Zuschauergruppen vertreten. Neben den üblichen Festivalbesuchern zwischen 16 und 30 Jahren waren auch viele ältere Herrschaften mit dabei. Besonders erstaunlich war jedoch wie viele jüngere Kinder mit dabei waren, je nach auftretendem Künstler waren in den ersten fünf Reihen vor der Bühne keine Personen über 16 zu finden. Das ParkCity Live Festival hatte ganz offensichtlich Familien Festival Charakter, denn wie es schien haben viele Familien ihre jüngeren Kinder und eine Campingdecke eingepackt und haben sich (mit dem Rad?) in Richtung Park Bekkerveld gemacht. Eine willkommene Abwechslung zu den ganzen anderen Festivals, wo die besoffenen Fans reihenweise im uringetränkten Matsch liegen und ihren Rausch ausschlafen. Insgesamt fiel trotz reichlichem Bier- und häufig zu riechendem Graskonsum nicht ein übermäßig breiter Festivalbesucher auf.
Samstag, 22.06.2012:
Schon für zu Festivalbeginn kam die Qual der Wahl: Über 70 Acts spielten an zwei Tagen auf sechs Bühnen, von denen teilweise fünf Bühnen gleichzeitig bespielt wurden. Ein wenig erleichtert wurde die Entscheidung für Deutsche, denn der überwiegende Teil der Bands waren niederländische Künstler, von denen nur die wenigsten, wie beispielsweise Within Temptation, auch in Deutschland bekannt sind. Wenn man nichts kennt, kann man einfach irgendetwas aussuchen und sich überraschen lassen.
Gesagt getan, so standen für uns zuerst jeweils die halbe Show von No Fear The Enemy [GALLERY] und Sneckers [GALLERY] auf dem Plan. Mit No Fear The Enemy aus Düren hat eine deutsche Rockkapelle beim Rock Temple die Möglichkeit gewonnen das Festival auf der Rock Temple Stage zu eröffnen. Teils mit deutschen Texten rockten die fünf Jungs gleich zu Beginn des Festivals ordentlich ab. Zeitgleich eröffneten die Musiker der Band Sneckers die B-Stage mit einem guten Mix aus rockigen und akustischen Klängen gepaart mit einer starken Stimme der barfüßigen Frontfrau Evelien Snackers.
The Deaf [GALLERY] sorgten im Anschluss auf der Mainstage für die erste positive Überraschung des Festivals. Beatmusik im Stile englischer Bands der 60er und 70er Jahre kam aus den Lautsprechern und der sofortige Drang sich zu bewegen kam auf. Besonders spaßig ist es dem Keyboarder zuzusehen, der sein Keyboard hin und her schubst und es dabei häufig fast umwirft.
Als nächstes betraten Ali B, Brownie, Brace und Darryl [GALLERY] die B-Stage um mit niederländischem Hip Hop die ans zu begeistern. Und im Nachhinein kann gesagt werden, dass kein Künstler derart viele Menschen vor die Bühne holte wie Ali B und seine Mistreiter. Der insbesondere unter Kindern beliebte Rapper holte sogar zwei kleine mit einem „Foto von dir und mir?“ Schild ausgerüstete Mädels auf die Bühne und ließ sich ablichten. Die laut Internet sozialkritischen niederländischen Texte kamen gut an und der Aufforderung die Hände zu heben kamen alle schnell nach.
Der Sänger/Songwriter Blaudzun [GALLERY] mit seiner siebenköpfigen Band war als nächstes auf der Mainstage. Auf jeden außerdem Drummer kamen aber mindestens zwei oder drei Instrumente, die passend zum jeweiligen Lied gewechselt wurde. Musikalisch etwas ruhiger, aber wie man an Charterfolgen in den Niederlanden und Belgien sieht, durchaus mit Hitpotential. Dementsprechend viele Menschen kann er auch vor die Bühne ziehen und begeistern.
Als coole Abwechslung zum musikalischen Programm präsentierten die Trash Can Heroes [GALLERY] auf – nein vor – der Under The Trees Stage höchst ansehnlichen Breakdance. Kurz darauf kamen mit Fallen One [GALLERY] eine Art Nachwuchs Evanescence auf die Bühne. Obwohl der Gesang kurzzeitig zu quitschig war, war es doch Frontfrau Lia Gocer, welche der Musik den besonderen Reiz brachte. Die Fans waren begeistert und so wurden nach der Show auch noch ein paar Autogramme gegeben.
De Heideroosjes [GALLERY] gehören zu den bekanntesten niederländischen Punk Bands und sind nun schon seit 1989 aktiv. Doch gemäß dem Motto „Alles hat ein Ende…“ gehörte die Show der Heideröschen auf dem Parkcity Live zu den letzten der Bandgeschichte. Daher musste seitens Band und Publikum noch einmal alles gegeben werden. Es wurde gesprungen was das Zeug hält – eine wahrlich actiongeladene Performance.
Kissin‘ Dynamite [GALLERY] aus Deutschland entstanden 2006 als eine Schülerband und haben sich mit ganzem Herzen dem Hardrock hingegeben. Actionreich, bewegungsfreudig aber modisch zweifelhaft gekleidet rockten sie die Rock Temple Stage. Ob mit oder ohne Umhang und Zepter an Sänger Johannes Braun es wird einfach gerockt. Deutlich ruhiger wurde es mit Miss Montreal [GALLERY] auf der Mainstage, welche auf mich wie eine englisch singenden Variante der deutschen Band Juli wirkte. Songs mit Mitsingpotential konnten hier die Zuschauer dazu bewegen in Form von Mitsingen und Mitklatschen ordentlich mitzumachen.
Den bemitleidenswertesten Job des Abends hatte die Berliner Formation Rotfront [GALLERY], welche kurz vor Within Temptation auf der gegenüberliegenden B-Stage spielen musste. Trotz genialem Auftritt zogen es die meisten Zuschauer vor sich lieber einen Platz in der ersten Reihe bei Within Temptation zu suchen. Schade, denn Rotfront machten mit ihrer Mischung aus Reggae, Ska, Dancehall, Klezmer und Hip Hop wirklich Laune.
Besser erging es Delain [GALLERY] im Rock Temple Zelt, denn auch musikalisch passten sie ziemlich gut als Vorband zu Within Temptation. Sängerin Charlotte Wessels konnte bei Songs wie „The Gathering“ das Publikum überzeugen und als ob dies nicht genug gewesen wäre wurde auch ein wenig silbernes Konfetti in die Menge gepustet.
Mit Within Temptation [GALLERY] trat auf dem Parkcity Live Festival 2012 eine der größten niederländischen Bands auf. Drummer und Keyboarder hocken links bzw.
rechts auf hohen Podesten und auch die Lichttechnik wurde für Within Temptation ordentlich aufgestockt. Zusätzlich gab es eine große LED-Videowand im Hintergrund, wo neben einem Introvideo auch andere visuelle Effekte die Show vervollständigten. Musikalisch präsentieren sich die Niederländer in Topform und insbesondere die stimmliche Leistung von Sängerin Sharon Janny den Adel war hervorragend. Die Setlist erhielt sowohl alte, als auch neue Songs vom aktuellen Album „The Unforgiving“, wobei der Fokus auf dem neueren Material lag. Alles in allem ein würdiger Headliner und ein grandioses Ende für den ersten Festivaltag.
Setlist Within Temptation:
01. Mother Maiden (Intro Video)
02. Shot in the Dark
03. In the Middle Of The Night
04. Faster
05. Ice Queen
06. Fire And Ice
07. Our Solemn Hour
08. Stand My Ground
09. Sinéad (Intro Video)
10. Sinéad
11. What Have You Done
12. Iron
13. Angels
14. See Who I Am
15. Where Is the Edge
16. Mother Earth
Die Fotos der einzelnen Bands erreicht ihr durch Anklicken der Gallerylinks oder hier:
Ali B & Brownie, Brace, Darryl
Blaudzun
Come Miss Coma
De Heideroosjes
Dead Man’s Curse
Delain
Fallen One
Kissin Dynamite
Miss Montreal
Mr. Polska & Nouveau Riche
My Favorite Scar
No Fear The Enemy
Rotfront
Sneckers
Sven Feijen
The Deaf
Toploader
Trash Can Heroes
Within Temptation
Der Bericht und Fotos von Tag zwei folgt kurzfristig!
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