Mit der Digital X war in Köln die Weltausstellung der Digitalisierung zu Gast. Im Zuge dessen organisierte Deutschlands größtes Telekommunikationsunternehmen einen spektakulären Telekom Street Gig. Diese einzigartige Eventreihe wurde im Jahr 2007 entwickelt und erfreut sich seitdem großer Beliebtheit. Hier kann man den größten Weltstars an ungewöhnlichen Orten und vor allem im kleineren Rahmen begegnen. Zudem werden die dazugehörigen Live-Auftritte gratis gestreamt und erfreuen die Fans weit über die Grenzen hinaus. Welche Band könnte dieses Event besser repräsentieren als die Science-Fiction begeisterten Jungs von MUSE? Schließlich sind ihre schillernden Konzerte stets mit technischen High End Raffinessen unterlegt. Die Rock-Ikonen haben gerade mit Will Of The People ihr neuntes Studioalbum veröffentlicht und damit sogleich erfolgreich weltweit die Charts gestürmt. In diesem besonderen Rahmen sollten nun neben ihren mega Hits erste Songs des neuen Longplayers präsentiert werden.
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Tickets können für die Telekom Street Gigs generell nicht käuflich erworben werden. Diese werden stattdessen kostenfrei nach dem Motto „First come, first serve“ als Dankeschön für treue Kunden vergeben. Das große Happening ereignete sich nun im Kölner MediaPark. Auf dem zentralen Platz eines ehemaligen Güterbahnhofs entstand hier vor einigen Jahren eine sternförmige Anlage, umsäumt von Grünflächen, aber auch modernen Gebäuden, sowie dem höchsten Bürogebäude der Stadt, in Form des Kölnturms. Für die Digital X wurde hier eine stattliche Bühne, samt einer Zuschauertribüne errichtet. An diesem Abend fanden sich also gerade mal 3.000 glückliche Muse Fans im Kölner MediaPark ein. Vor Ort erzählte eine ältere Dame, dass sie bereits seit den frühen Morgenstunden in der Warteschlange stand, um sich einen Platz nahe der Band sichern zu können. Zwei Stunden vor Konzertbeginn setzte leider Regen ein, der im weiteren Verlauf auch beständig anhielt. Freundlicherweise wurden aber magentafarbene Regencapes von Telekom-Mitarbeitern verteilt und somit war man für alles gewappnet. Für alle Besucher gab es zudem Gratisgetränke on top. Der Einlass verlief gesittet und unerwartet sorgte ein Dach über dem Vorplatz der Bühne für große Freude. Auf der Mitte des Bühnenbodens prangte – passend zur Ausstellung- ein riesiges, pinkes X.
Nun stand man hier mitten im Geschehen und es schien noch unwirklich, dass die Superstars von Muse gleich einfach vor einem stehen sollten. Schließlich kam die Ankündigung für dieses Event aus dem Nichts. Kurz bevor das neue Album veröffentlicht wurde ahnte niemand, dass Muse gerade mal drei Wochen später ein exklusives Konzert in Köln geben würden. Die Überraschung war überaus gelungen. Und schon nahm der Zauber seinen Lauf. Auf der Leinwand erschien in weißen Lettern das Logo der Band, ehe die Buchstaben zu flackern begannen. Die Musiker enterten gemeinsam die Bühne. Dominic Howards platzierte sich an seinen Drums, Chris Wolsterhome hatte seinen petrolfarbenen Bass umgehangen und Sänger Matt Bellamy winkte kurz dem Publikum zu. Direkt gesellten sich die ersten Klänge von Will Of The People dazu. Wohlbekannte Gitarrenriffs, die an Marilyn Mansons Beautiful People erinnerten, vereinten sich mit dem Chor, der eindringlich die titelgebenden Worte von sich gab. Ein kleiner Fakt am Rande: Da der Song zu Hochzeiten der Pandemie entstanden ist, bestand der mächtig klingende Chor aus den Familienmitgliedern der Musiker. All die auferlegten Einschränkungen machten halt erfinderisch. Die Fans waren ab der ersten Sekunde präsent und begannen sogleich stimmungsvoll zu springen. Matt warf diesen einen flinken Luftkuss zu, ehe auch er engagiert über die Bühne sprang. Er trug ein schwarzes Muse Shirt mit gelbem WOTP Logo. Auf dem Backprint war der Songtitel We Are Fucking Fucked zusehen. Dazu hatte er eine auffällige beigefarbene Hose an, die mit bunten Gesichtern, Figuren, sowie Schriftzügen bedruckt war. Die Leinwand im hinteren Bereich war übrigens von enormer Größe. Im Background befand sich noch ein weiterer Musiker, der abwechselnd Gitarre spielte, die Keys bediente oder mit Schlägeln trommelte. Der Titelsong steht für einen puren Aufstand der Menschheit inmitten einer Dystopie. Dennoch kam der Song rockig bis gar funky daher.
Mit Interlude folgte ein Zwischenspiel, in dem Matt und Chris zusammen jammten. Alsbald setzte ein flinkes Bassspiel ein und Hysteria verleitete die Menge dazu, lautstark mitzusingen „Cause I want it now, I want it now. Give me your heart and your soul. I’m not breaking down, I’m breaking out, last chance to lose control.” Hier war pure Passion auf allen Seiten spürbar. In der Menge setzte sich eine Pogo Party in Gang, die im Laufe des Abends immer wieder neu ausgelöst wurde. Matt kam an den Bühnenrand und schüttelte heftig seinen Kopf zu seinem faszinierenden Gitarrenspiel. Einen Moment später kniete er sich auf den Boden und auf der Leinwand erschienen passend zum Wetter leuchtende Blitze. Das Outro des Songs beinhaltete einen Part von AC/DCs Back In Black– zur Freude des Drummers, der sichtlich Spaß an dieser Umsetzung hatte. Weiter ging es mit einem einschüchternden Einspieler, der Schreie eines Drill Instructors enthielt, die beinhalteten, dass man zu einer militarisierten Killer-Maschine werden solle. Hier handelte es sich bekanntermaßen um den Song Psycho. Dazu spielte Matt seine Gitarre mit einer unfassbaren Coolness in seiner Mimik, bevor er mit den Fans zu hüpfen begann. Im weiteren Verlauf wirkte seine Stimme wahrlich betörend. Mit geschlossenen Augen groovte er zu dem abgefahrenen Sound. Der Titel gipfelte in einem wilden Spiel mit den Gitarreneffekten und dem Township Rebellion Riff von Rage Against The Machine.
In einem Hochhaus neben der Bühne befand sich nebenbei bemerkt ein Fitnessstudio. Besonders findige Besucher konnten das Konzert demnach schwitzend vom Laufband aus in Augenschein nehmen. Solch ein Anblick bietet sich schließlich nicht alle Tage. Nach jedem Song wurde Matt übrigens eine neue Gitarre gebracht. Nun breitete sich der tiefe Bass von Won`t Stand Down aus. Muse goes Metal! Bei den ungewohnten Metalparts auf dem neuen Album ließ sich Matt unter anderem von seinem Sohn inspirieren. Dieser ist großer Slipknot Fan und auf den täglichen Fahrten zur Schule lief natürlich seine Lieblingsmusik. Irgendwann zündete hier wohl ein entscheidender Funke. Für die Musiker war es aufregend, sich ein musikalisches Feld neu anzueignen. Schließlich waren sie seit seit Jahren waschechte Profis auf ihrem Gebiet. Plötzlich erwarb man eine Double Bass Drum und erarbeitete sich Metal Elemente. Diese Entwicklung steht der Band ausgezeichnet, wie ich finde. Bei Compliance gingen alle Hände hoch und es wurde eifrig mit geklatscht. Neben mir hüpfte gar ein älteres Ehepaar in der Menge mit. Matts Gesang kam abwechselnd lieblich und inbrünstig daher. Der Song ließ einen gedanklich unweigerlich zurück in die 80er Jahre reisen. Und da war er, der Part, der einen an Knight Rider erinnerte. K.I.T.T. kam zwar nicht auf die Bühne gefahren, doch geistig hatte man diesen direkt vor seinen Augen. „How are you guys doing out there? We love you Cologne.” Im Publikum trug eine junge Frau ein Schild mit der Aufschrift „You are my muse“.
Als eine klassische Kirchenorgel einsetzte, folgte die aktuelle Single „You Make Me Feel Like It’s Halloween“. Auch hier begleiteten uns die verspielten Synthie-Sounds der 80er Jahre. Danach erzeugte Matt mit seiner Gitarre ein amüsantes Wechselspiel mit dem Publikum. Er entlockte seinem Instrument ein Geräusch, dass einem „Wooo“ glich und sah seine Fans auffordernd an. Schon wechselten sich die „Woo“-Rufe der Besucher, mit denen der Gitarre ab. Etwas später verschwand er kurzzeitig von der Bühne, um sein Outfit zu wechseln. Matt trug nun eine Lederjacke, die mit vielen kleinen LED-Lichtern versehen war. Diese konnten diverse Muster in unterschiedlichen Farben generieren und erzeugten einen einzigartigen Look. Dazu hat er sich die Kapuze über den Kopf gezogen. An seinem linken Arm trug er einen großen Handschuh im Spacelook, der einen eingebauten Synthesizer beinhaltete, mit dem er die Sounds für das Instrumentalstück Behold, The Glove erzeugen konnte. An dieser Stelle schlugen die Herzen jeglicher Science-Fiction Anhänger schneller. Selbst bei Uprising erzeugte Matt damit die einsetzenden Sounds und verlieh dem Klassiker somit einen frischen Kick. Die Kapuze musste nun weichen und der Rocksänger widmete sich seinem Publikum „Sing it to me!“ Selbstredend musste hier niemand lange gebeten werden. „They will not force us, they will stop degrading us.
They will not control us, we will be victoooooorious.“ Er dirigierte seinen höchst engagierten Chor mit ausgebreiteten Armen, eher er wieder mit einstimmte. Der Handschuh wurde nun auch abgelegt. Matt schnappte sich eine rote Gitarre und spielte die wohlbekannte Melodie des Songs. Zwischendurch reckte er immer wieder für einen kurzen Moment gepaart mit einem „Hey“-Ruf seine Faust. Und auch diesen Song reicherte er mit neuen verspielten Gitarrenparts an. Herrlich!
„Vielen Dank. You guys came to see us in the rain. We really appreciate this. And we love Germany so much. We had some of our best stories this year in Germany. We did Rock am Ring, Rock im Park, and you guys killed it, man. Some of the best shows we’ve ever had in Germany so. We’re having a great time here. We’re gonna come back and do some more touring next year. Let me see those hands!” Alle klatschten zu Starlight mit Matt im Takt. „Give it up, Germany“ Er blickte erwartungsvoll in die Menge. Und die Fans sangen “Hold you in my arms. I just wanted to hold. You in my arms.” Er kniete nieder und ballte seine Hand erfreut zu einer Siegerfaust. Dieser Moment erzeugte direkt Gänsehaut. Nun war die andere Seite an der Reihe. „Our hopes and expectations. Black holes and revelations. Our hopes and expectations. Black holes and revelatiooooons.” Matt konnte sich ein breites Grinsen nicht verkneifen, ehe die Drums an Fahrt aufnahmen und stimmungsmäßig das Abrisskommando einleiteten. Das war beeindruckend. Im Anschluss daran machte sich unerwartet Stille breit. Christian tauschte flugs seinen Bass gegen eine Mundharmonika ein und fasziniert lauschten wir seiner Version von Ennio Morricone’s Man With A Harmonica. Allmählich setzten weitere Instrumente ein und das Intro ging fließend in Knights Of Cydonia über. Matt riss seine Arme in die Höhe. Ein amtliches Drumgewitter von Dominic gesellte sich hinzu und dann ging heftigst die Post ab. Während sich Matt sichtlich an seinem abgedrehten Gitarrenspiel erfreute, sang er den Refrain auf liebliche Art und Weise, um im nächsten Augenblick völlig konträr wild headbangend die Bühne zu rocken. Mittlerweile hüpften sogar die Fans auf der Tribüne mit. Im vorderen Bereich beruhigte sich das muntere Treiben für einen Augenblick, allerdings nur, um sich für einen stattlichen Circle Pit in Stellung zu begeben. Dieser ließ auch nicht lange auf sich warten. Im Nullkommanix rannten die Feiernden aufeinander zu und rangelten fröhlich miteinander. Matt schmiss sich auf den Boden und entlockte seiner Gitarre faszinierende Sounds. Dominic verdrosch nochmal seine Drums und die restlichen Jungs gaben auch Vollgas und sorgten für ein ausgiebiges Outro. „Vielen Dank Köln. You guys were amazing, I love you. We`ll be back. See you next year.” Damit endete das 65-minütige Set. Final gab es noch einen Luftkuss für die Fans und die Musiker warfen beseelt etliche Plektren und einige Drumsticks ins Publikum.
Das war der pure Muse Genuss. Ich kann nur eine warme Empfehlung aussprechen, sich die Jungs mal live anzusehen. Hier trifft man einfach auf absolute Perfektion. Wenn man Matt bei seinem Gitarrenspiel beobachtet, vermag man innerlich auf die Knie zu fallen. Auf Tour darf man dann ein ausgiebigeres Set samt der aufwendigen Bühnenaufbauten erleben. Wann und wo dies möglich ist, erfahrt ihr in unserer Ankündigung. Magenta TV übertrug diesen Abend live und allein hier schalteten über 600.000 Zuschauer ein. Wer mag, kann sich das Konzert auch noch hier ein ganzes Jahr lang im Nachgang ansehen.
Setlist MUSE – Telekom Street Gigs, Köln, MediaPark (13.09.2022)
- Will Of The People
- Interlude
- Hysteria
- Psycho
- Won’t Stand Down
- The Gallery
- Compliance
- Pressure
- You Make Me Feel Like It’s Halloween
- Supermassive Black Hole
- Plug In, Baby
- Behold, The Glove
- Uprising
- Starlight
- Knights Of Cydonia
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