Knappe drei Jahre nach dem letzten Album Mutatio in Signum meldet sich das Leipziger Hellectro-Projekt Terrorfrequenz mit einer neuen Veröffentlichung zurück. Synthetisch heißt die EP – und wie zu erwarten war, ist der Titel natürlich Programm. Auf zehn Tracks, darunter befinden sich auch einige Remixe, gibt es ordentlich Stoff fürs Tanzbein. Pünktlich zur Veröffentlichung (digital am 13. November, auf CD am 27. November) beantwortete uns Manuel Steiner einige Fragen zur neuen Platte, den Gedanken dahinter und der Zukunft von Terrorfrequenz.
Lass Dir den Beitrag vorlesen:
Hallo Manuel, zu Beginn die grundsätzliche Standard-Frage, die man aktuell immer stellt: Wie geht es dir und wie hast du die letzten Monate verbracht?
Mir geht es soweit gut, da ich die letzten Monate mit Arbeit, Musik und der Vorbereitung für den Release der neuen CD verbracht habe 🙂
War die neue EP für November geplant oder ist sie ein eher „spontanes Lockdown/Quarantäne-Projekt“?
Nein. Ursprünglich war die CD tatsächlich im Zeitraum des WGT 2020 in Planung gewesen. Bekanntlich kam hier dann der erste Lockdown dazwischen.
Warum gibt’s „Synthetisch“ zwei Wochen früher digital als auf CD?
Das hatte organisatorische Gründe. Zum einen sollte die CD-Vorstellung am 14.11.2020 zum Electro-Wire-Festival in Leipzig stattfinden. Weshalb uns ein Digital-Release für Hardcore-Fans einen Tag im Vorfeld als sinnvoll erschien, zum anderen benötigten wir noch ein wenig Zeit, um die CD für unsere Fans im vollen Umfang zur Verfügung zu stellen. Daher haben wir uns für diese Release-Variante entschieden.
Thematisch dreht sich auf der EP vieles um schwierige Gefühlslagen im Leben. Direkt das Intro mit den vielen Samples lässt aufhorchen – hast du bereits Erfahrungen mit einem Burnout oder woher kommt die Idee?
Ich selber habe glücklicherweise bisher noch keine Erfahrungen damit gemacht, aber im engeren Umfeld und im Freundeskreis wurde ich damit leider öfter konfrontiert. Da ich selbst berufstätig bin, wurde ich auch des Öfteren mit Situationen konfrontiert, die bei weiterer Belastung mit Sicherheit dazu geführt hätten.
Der Titeltrack handelt davon, „nur zu funktionieren“, bzw. Gehorsam zu zeigen – für wie einengend hälst du unsere Gesellschaft aktuell? Womit muss man bezahlen und was muss man aufwenden, um sich frei fühlen zu können?
Wie bereits erwähnt, sehe ich es im nahen Umfeld täglich, das man in der heutigen Zeit einiges aufwenden muss, um anerkannt zu werden. Anerkennung, die man selten bekommt, denn das Hauptaugenmerk liegt auf den „Fehlern“, die wir machen. Der Druck für Perfektionismus steigt, denn das richtige Funktionieren wird heute vorausgesetzt. Im falschem Umfeld wird dies ausgenutzt und es entsteht eine Abwärtsspirale. Ein lockeres freundliches Umfeld, in dem ein Fehler mal mit Augenzwinkern belächelt wird, lässt diesen gedanklichen Druck nicht erst wachsen. Auch das einfache „Nein“ sagen wirkt dem entgegen.
Erst mit einem Klick auf das Vorschaubild wird das Video von YouTube eingebunden. Klicke nur, wenn du der Datenschutzerklärung zustimmst.
Yin und Yang wirft fast zwangsläufig die nächste persönliche Frage auf: Was gibt dir Energie, den Ausgleich, um das Leben zu bewältigen?
Mir persönlich tatsächlich die Musik. Jeder, der mich näher kennt, wird mich möglicherweise als freundlichen, lustigen Menschen beschreiben. Die negativen Gedanken verarbeite ich in Texten und Liedern. Jeder Mensch hat ein zweites Gesicht 🙂
Bluthochzeit klingt – zumindest auf mich – wie der „Hit“ der EP. Warum eigentlich das berühmte Sample am Anfang?
Da gehen die Meinungen auseinander 🙂 Aber ja, ich denke auch, das dieses Lied ein gewisses Potenzial birgt. Das typische Sample am Anfang ist einfach „das“ bekannteste Hochzeitslied. In einer ersten Version beinhaltete der Song ein ca. einminütiges, langes Intro und was daraus geblieben ist, hört man nun zur kurzen Einführung im Song.
Frage mit Augenzwinkern: Wer braucht eigentlich aktuell Musik wie die von Terrorfrequenz, wenn sowieso alle Clubs geschlossen haben?
Viele Menschen. Denn ich denke, dass sich alltägliche, schwierige Situationen in unseren Texten widerspiegeln und sich viele damit identifizieren können. Der Wunsch auf ein wenig Hoffnung für Gleichgesinnte begleitet jedes Tun von Terrorfrequenz. Wenn wir gerade in der heutigen Zeit aufhören, unserer Kunst nachzugehen, was bleibt dann noch?
Live-Konzerte wie früher werden noch viele Monate verboten bleiben. Auch die für Ende November geplante Erfurt-Show muss wieder verlegt werden. Gibt es dazu schon was Neues?
Leider noch nichts Genaueres. Wir bzw. der Club versuchen natürlich einiges, um Konzerte in welcher Art und Weise auch immer unter den aktuell geltenden Regeln und Empfehlungen stattfinden zu lassen. Das ist aber bekannterweise nicht so einfach. Die Konzerte können glücklicherweise aktuell alle stattfinden. Sie werden verschoben, aber nicht komplett abgesagt.
Im Juni spieltest du erstmals ein Live-Stream-Konzert. Wie hat es sich angefühlt und ist es eine Option für die Zukunft, sowas öfter zu machen?
Für mich war es schon sehr komisch. Eine komplett neue Erfahrung, fast wie das erste Mal vor großem Publikum zu stehen. Keine Personen vor der Bühne, nur drei Kameras. Keine Publikumsreaktion, keine Resonanzen, nix, das ich direkt auf der Bühne mitbekommen hätte. Dennoch könnte ich mir schon vorstellen, unter bestimmten Voraussetzungen das eine oder andere Live-Stream-Konzert zu spielen.
In einer Zeit, in der man fast nichts planen kann: Was planst du für Terrorfrequenz im Jahr 2021?
Das ist tatsächlich eine schwierige Frage, da man nicht weiß, wie es so weitergehen wird. Ich möchte auf jeden Fall ein neues Album aufnehmen und, wenn möglich, im Sommer das eine oder andere Konzert spielen. Ein paar Festivals sind ja bereits angekündigt und vielleicht kommen noch ein oder zwei hinzu.
Erst mit einem Klick auf das Vorschaubild wird das Video von YouTube eingebunden. Klicke nur, wenn du der Datenschutzerklärung zustimmst.
Weblinks TERRORFREQUENZ
Homepage: www.terrorfrequenz.com
Facebook: www.facebook.com/TerrorfrequenzOfficial
Instagram: www.instagram.com/terrorfrequenz