Ein entsetzenerregendes Album getragen von beispiellos grotesker Ästhetik
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Bethlehem machen seit beinahe 30 Jahren das, was man landläufig als Nischenmusik bezeichnet. Selbst Ohren, denen oft einiges abverlangt wird und die gut im Training sich so manches Schmankerl finster metallischer und auch genre-verachtender Dissonanzen schön gehört haben und auch mit so manch abwegiger, expliziter Extremkreativlyrik so ihre Erfahrung haben und diese durchaus zu schätzen wissen, kommen bei Bethlehem ins Stocken und Kopfschütteln. Dabei braucht die Musikwelt diese Querköpfe, die einfach ihr Ding durchziehen und mit ihrem erstaunlichem Einfallsreichtum immer wieder beeinflussen, beeindrucken und eben aufgrund dieser originären und sturen Ausbrüche mal eben ganze Genre erfinden.
Bei Bethlehem waren dies der Dark Metal durch das gleichnamige 1994 veröffentlichte Album und der Suicidal Black Metal, geprägt durch Dictius Te Necare (1996) und S.U.i.C.i.D. (1998). Betrachtet man, was unter beiden Brandings in den letzten Jahren so manchmal veröffentlicht wurde, möchte man weinen. Aber damit haben Bethlehem nun wirklich nichts zu tun. Die sind lieber und völlig ungerührt vom Gewusel in ausgetreten Pfaden nach mehreren experimentellen Ausflügen mit ihrem selbst betitelten Album 2016 zu diesen Wurzeln zurückgekehrt.
“Mein Fleisch streut Begierde auf aschfahle Sonne, verbannt in die Brut und mit achtloser Wonne.” (Wo Alte Spinnen Brüten)
Diese Rückbesinnung ging mit einer Neubesetzung am Mikrophon einher, die wie die Definition eines Alleinstellungsmerkmals des ureigenen Bethlehem-Stils wirkt und ab jenem Zeitpunkt untrennbar neben Gründungsmitglied und seiner Oberverantwortlichkeit Jürgen Bartsch verbunden ist: Yvonne Onielar Wilczynska (Darkened Nocturn Slaughtercult). Lebe Dich Leer setzt deren unheilvolle Zusammenarbeit fort. Und ganz egal, ob man die groteske Ästhetik der Band als “leicht drüber” bezeichnen möchte: – denn es braucht schon etwas Zeit, um sich da hinein zu … was auch immer (Wobei hier die viel wichtigere Frage ist, wie man da unbeschadet wieder rauskommt.) – Das Ding ist krankhaft morbide im besten Bethlehem-Sinne.
Besonders beeindruckend ist diese Zusammenschau von Bartschs mysteriösen, kaum zu entschlüsselnden Texten mit ihrem sinisteren, teilweise grenzwertig ekelhaftem Vokabular und Onielars Gesang, der immer völlig irre ist, egal ob sie die Worte kreischt, klar singt oder ganz abgeklärt gesprochen vorträgt. Hier scheinen sich wirklich zwei finstermetallische Überzeugungstäter getroffen zu haben. Darüber hinaus haben Bethlehem einen beängstigend guten Instinkt, wenn es darum geht, durch den Griff in die entsprechende Musikkiste, die sich heraufbeschwörenden Stimmungen wahlweise zu einem Albtraum oder zu schierem Chaos werden zu lassen. Klar dominiert bei den meisten Stücken rasender Black/Death Metal, aber ab und an doomened es auch finster vor sich hin oder es werden erhabene Register des Gothik-Metal gezogen.
Mit Lebe Dich Leer werden Bethlehem bestimmt nicht aus ihrer Nische herauskommen, aber mal im Ernst … lieber duscht der Teufel mit Weihwasser. Kenner und Liebhaber der Band werden sich in wohliger Agonie wälzen, alle anderen werden Lebe Dich Leer wahrscheinlich behutsam umschiffen.
Lebe Dich Leer ist in unterschiedlichen Formaten am 17. Mai bei Prophecy Productions erschienen.
Anspieltipps: Wo Die Alten Spinnen Brüten, An Gestrandeten Sinnen
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Tracklist BETHLEHEM – Lebe Dich Leer:
01. Verdaut In Klaffenden Mäulern
02. Niemals Mehr Leben
03. Ich Weiß Ich Bin Keins
04. Wo Alte Spinnen Brüten
05. Dämonisch Im Ersten Blitz
06. An Gestrandeten Sinnen
07. Ode An Die Obszöne Scheußlichkeit
08. Aberwitzige Infraschall-Ritualistik
09. Bartzitter Flumgerenne
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Weblinks BETHLEHEM:
Facebook: https://www.facebook.com/bethlehemofficial
Bandcamp: https://bethlehem.bandcamp.com
Label: https://de.prophecy.de/kuenstler/bethlehem