Ziemlich exakt ein Jahr ist es her, da waren wir schonmal hier und langsam kriege ich den Bogen raus: Es gibt einen Unterschied zwischen der Nochtwache und dem Nochtspeicher. Verfolgten wir letztes Jahr das Konzert von Jérôme Reuter noch im Keller (also der Nochtwache), sind wir dieses Jahr auf dem Dachboden von Bernhard Nocht (also eine Etage drüber), dem Namensgeber dieses Hamburger Clubs, der sich in der Nähe vom Bahnhof Dammtor in den Räumlichkeiten des ehemaligen Erotic-Art Museums befindet. Wir sind wieder mal spät dran. Der Verkehr der Hansestadt ist und bleibt was für Masochisten.
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Und so entern wir den Speicher auch erst, als Atlas Bird bereits mitten in ihrer Version des Winehouse Songs Back To Black stecken. Die sehr junge Band aus Leipzig performt eine wohltuende Mischung aus Art-Pop, Alternative Rock und Post Rock und sortiert sich immer wieder neu studentisch zurückhaltend vor dem Instrumentarium des Hauptacts. Und nun tut es mir wirklich leid, dass wir erst so spät Teil der Szenerie geworden sind. Denn was die drei jungen Männer da machen, spricht an, verzaubert und verlangt nach Fortsetzung. Der Song Voyage ist eine verträumte, wie vielschichtige Post-Rock Hymne, die nachhallt und Wehmut freisetzt. Ein Hit!
Setlist ATLAS BIRD @ Hamburg, Nochtspeicher (22.03.2019):
01. Mona Of Light
02. Waves
03. Clarity
04. Back To Black
06. Fortress
07. Voyage
Jérôme Reuter tourt aktuell mit Le Ceneri Di Heliodoro, dem 13. Album in einer 13-jährigen beispiellosen Bandgeschichte. Das “europäische” Album, das bereits jetzt in einem Atemzug mit dem Klassiker Flowers From Exile genannt wird, brachte den Künstler zu seinen musikalischen Wurzeln zurück und wirkt insgesamt geerdet. Inhaltlich richtet es seinen Blick recht deutlich und mit ambivalenten Gefühlen auf den kleinen, alten Kontinent, der seit einigen Jahren und tagesaktuell wieder Schicksalszeiten durchlebt. Das gediegene Publikum, das alle denkbaren Schattierungen von schwarz enthält, drängt sich erwartungsvoll vor der Bühne. Der Nochtspeicher ist heute trotz erheblicher Befüllung angenehm ruhig und auch der nebenbei laufende Thekenbetrieb und die Geschäfte am Merch laufen leise nebenbei. Auch so kann’s gehen. Schade, dass man das überhaupt hervorheben muss.
Herr Reuter nebst Verstärkung wirkt dann selbst auch entsprechend aufgeräumt und es gibt, wie zu erwarten, einen hübschen Ausflug durch die Diskographie romeischen Schaffens. Klar, das muss man nicht weiter erwähnen, hier kann der Luxemburger aus den Vollen schöpfen. Klar ist darüber hinaus auch, dass man da nicht alles spielen kann, was der eine oder andere als seinen persönlichen Evergreen auserkoren hat.Bei Rome, wir wissen es, sind es ja eher die alten Stücke, die meist die meisten in Verzückung versetzen. Ein Umstand, der bei der gleichbleibend hohen Qualität des Outputs doch schon in Verwunderung zu versetzen vermag. Dieser kommt indes obendrein in einer so hohen Schlagzahl, dass womöglich nicht jeder Schritt kann.
Und so ließ sich zum einen der Set-List schon anmerken, dass mein persönliches Lieblingsalbum Hall Of Thatch (2018) nur mit einem Song (Blighter) vertreten war. Offenbar konnte sich der dort verarbeitete etwas eigenwillige Stil auch live nicht so gut durchsetzen. Und auch die Vertreter des neuen Albums Uropia O Morte, One Lion’s Roar, The West Knows Best, Who Only Europe Knows, jedes für sich eine epische Hymne, werden wohl noch eine Runde on stage drehen müssen, bis sie live die Würdigung erlangen, die sie verdienen.
Selbstverständlich gab es auch wieder neues Material. Ächtung Baby! und Kali Yuga Über Alles weisen schon den Weg zum nächsten Album. Rome sind eben Workaholics. Spätestens bei der Zugabe, den Neue(n) Erinnerung(en) und Swords To Rust – Hearts To Dust kamen dann auch altgediente Fans auf ihre Kosten. Schön war es, wie immer. Was braucht man schon mehr, als einen guten Text, einen Gin Tonic und einen Mann mit Gitarre, der ein ganzes Meer aus Melancholie und tiefen Geist in seiner Stimme trägt. Danke Jérôme! Ob Wache, ob Speicher, wir sehen uns im nächsten März wieder.
Setlist ROME @ Hamburg, Nochtspeicher (22.03.2019):
01. Sonnengötter (Intro)
02. Secret Germany
03. Celine In Jerusalem
04. Blighter
05. Like Lovers
06. Ächtung Baby!
07. The Spanish Drummer
08. Uropia O Morte
09. Sons of Aeeth
10. L’homme Révolte
11. Skirmishes For Diotima
12. One Lion’ s Roar
13. Kali Yuga Über Alles
14. A Farewell To Europe
15. The West Knows Best
16. Who Only Europe Know
17. Our Holy Rue
18. One Fire (Z)
19. Neue Erinnerung (Z)
20. Swords To Rust – Hearts To Dust (Z)
21. Les Hirondelles (Z)
Weblinks ROME:
Official: https://www.rome.lu
Facebook: https://www.facebook.com/romeproject/
Weblinks ATLAS BIRD:
Official: http://atlasbird.com
Facebook: https://www.facebook.com/atlasbirdmusic/
Bildergalerie: Thomas Papenbreer