Gerade noch ein neues Album veröffentlicht und schon gleich auf großer Tour – VNV Nation kennt keinen Stillstand. Nicht nur Deutschland, sondern auch viele umliegende Länder kommen dabei in den Genuss, sich von den neuen Stücken live überzeugen zu lassen. Auch wenn die Band um Ronan Harris gerne alleine unterwegs ist, so haben sie dieses Mal einen Special Guest mit dabei: Holygram. Wir waren für euch in Bielefeld mit dabei und haben uns davon überzeugen lassen, dass Noire auch live ziemlich gut funktioniert.
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Wer erst kurz vor Beginn von Holygram seinen Weg in den Lokschuppen findet, hat zunächst mit einer ungewöhnlichen Herausforderung zu kämpfen: Die Halle ist fast komplett dunkel. Gepaart mit überwiegend schwarz gekleideten Menschen wird der Weg vor die Bühne zum Hindernisparcour. Dafür bringt dann die weitere Show Licht ins Dunkle. Die Lichtshow gehört definitiv schon zur oberen Liga. Dennoch kommt die Stimmung nur langsam in Fahrt, was tendenziell nichts schlimmes ist, denn Holygram ist weniger Anheizer, sondern sorgt eher für das richtige Ambiente. Dies kann aber auch an den kalten Temperaturen draußen liegen, schließlich sind viele gerade erst angekommen und müssen erst noch auftauen. Viel Bewegung kommt im Publikum auch nicht auf, bei vielen bleibt es bei einem im Takt hin und her wippen. Die fünfköpfige Band macht dennoch einen guten Job auf der Bühne. Der Auftritt ist nach nur 35 Minuten wieder vorbei und der Raum hellt sich für die Pause etwas auf.
Plötzlich wird es wieder dunkel. Ein Spot durchbricht die Dunkelheit und dort steht der Mann der Stunde: VNV Nation Fronter Ronan Harris. Mit großem Jubel wird er begrüßt, während er schon mitten im ersten Stück ist. Passend zur Noire Tour ist der Opener des neuen Albums zugleich der Opener des Abends und stellt direkt die Weichen für den heutigen Abend – es wird düster – es gibt Gänsehaut – und es gibt tanzbare Beats. Perfekt mit einer ausschließlich weißen Lichtshow untermalt, wirkt der Song einfach absolut großartig. Anschließend weist Ronan, wie bei ihm schon fast üblich, alle Besucher darauf hin, bei ihren Handys den Blitz auszuschalten um keinen zu stören und selber bessere Bilder zu bekommen. Dabei betont er mehrfach, dass er das nicht böse meint. Ein Grund hierfür ist aber auch die überwältigende Lichtshow, die dadurch massiv gestört werden würde. Das Bühnenbild selbst ist recht simpel gehalten. Nur Keyboards und ein Schlagzeug. Mehr ins Auge fallen die großen LED Wände hinter den Musikern und die restlichen Strahler neben der Bühne, welche für die Lichtshow verantwortlich sind.
Die Setlist ist stark vom neuen Album Noire dominiert, lässt jedoch genug Platz um auch keinen Klassiker auszulassen. Der ständige Wechsel zwischen Alt und Neu lässt das Konzert dabei nicht langweilig werden, was man auch am Publikum merkt. Stets motiviert folgt dieses den Anweisungen von Ronan Harris. Egal ob Klatschen mit zwischenzeitlichen Pausen oder lautes Mitsingen bei Songs wie Illusion. Grundsätzlich wird durchgängig gefeiert, wobei bei allen alten Songs die Stimmung noch etwas weiter nach oben geht – man kennt sie ja schließlich schon länger und kann so besser mitsingen.. “Bewegt eure Hüften, das Wochenende fängt hier an” – entsprechend wird auch ausgiebig getanzt. Aber auch zwischen den Songs zeigt Ronan immer wieder seine humorvolle Seite. “Du schreist so weil ich ein Mikro auf die Bühne Stelle? Wow” oder auch “Du hast ein VNV Logo auf dem Gesicht? du bist mein Held”, was natürlich auch für die teils verrückten Fans spricht. Auch ein immer wiederkehrender Lacher seiten Ronans in einem der letzten Songs, Resolution, bleibt nicht aus. Man merkt – die Band hat Bock – und trotz langjähriger Bühnenerfahrung wirkt nichts statisch oder choreographisch – alles wirkt authentisch, ehrlich. Auch Ronans Freude über den nicht endenden Applaus wirkt alles andere als aufgesetzt. Die Spielfreude sorgt schnell dafür, dass der Funke überspringt und das Bielefelder Publikum sich voll und ganz auf die Band einlassen kann – es wird mitgefiebert, getanzt und Gänsehaut geteilt. Von 6 bis 66 sind auch alle Altersklassen vertreten – einige sehen äußerlich zwar eher so aus, als hätten sie sich verlaufen und wollten eher zu Helene Fischer – aber Ronans Stimme zieht sie alle in seinen Bann. So geht es mit bombastischem Sound (Zitat aus der Menge “Man muss erstmal eine Band finden, die es schafft, live so viel geiler als auf den Alben zu klingen”) durch zwei Stunden Schaffensgeschichte. Leider ist auch ein VNV Nation Konzert irgendwann zu Ende. Nach drei Zugaben verlassen die Musiker endgültig die Bühne und hinterlassen ein glückliches und leicht kaputt getanztes Publikum. Kurze Zeit später kann man Ronan aber erneut vor der Bühne sehen, wo er sich persönlich bei zwei sehr jungen Fans (in etwa 5 oder 6 Jahre alt) aus der ersten Reihe bedankt und noch ein paar Fotos mit ihnen schießt. Er ist eben doch nah an seine Fans gebaut.
Setlist VNV NATION @ Bielefeld, Lokschuppen (24.10.2018):
01. A Million
02. Retaliate
03. Armour
04. Space & Time
05. Sentinel
06. When is the Future
07. Honour 2003
08. Tomorrow Never Comes
09. The Farthest Star
10. Illusion
11. God of All
12. Epicentre
13. Chrome
14. Lights Go Out
15. Control
16. Carbon
17. Homeward
18. Immersed
19. Resolution
20. Nova (Z)
21. Standing (Z)
22. All Our Sins (Z)