Nach knapp 7 Jahren ist die Gitarrenlegende Johnny Marr zurück in der Domstadt und dank seiner überragenden Historie, aber auch feiner Soloalben, ist die Vorfreude auf diesen Abend groß.
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Punkt 20 Uhr geht es los. Die Lichter in der Live Music Hall in Köln dimmen sich, ein kurzer Moment der Spannung – dann betreten The Clockworks die Bühne. Vier junge Männer aus Irland, schlicht gekleidet, aber mit einer spürbaren Entschlossenheit. Schon mit den ersten Akkorden ihres Openers zeigen sie, dass sie wissen, wie man ein Publikum abholt. Ihr Sound: ein schöner Indie-Poprock mit treibenden Rhythmen, melodischen Gitarren und mehrstimmigem Gesang, der sofort hängen bleibt.
Die Halle ist schon komplett gefüllt, dicht gedrängt stehen die Fans, viele wohl wegen Johnny Marr gekommen – aber jetzt eindeutig gefesselt von dem, was hier passiert. Beim zweiten Song huscht ein Raunen durchs Publikum: Der düstere Basslauf und das kantige Schlagzeug erinnern unweigerlich an Joy Division, bevor der Song in einen hymnischen Refrain übergeht.
The Clockworks wirken souverän, charmant, beinahe überrascht über den warmen Empfang. Jeder Song sitzt, jede Pause ist klug gesetzt. Als sie nach rund einer halben Stunde ihre letzten Takte spielen, brandet mehr als nur ein Achtungsapplaus auf. Ein eindeutiges Zeichen, dass der Abend schon jetzt auf einem hohen Level angekommen ist.
Setlist THE CLOCKWORKS @ Köln, Live Music Hall (26.10.2025):
- Endgame
- Bills and Pills
- Enough Is Never Enough
- Mayday Mayday
- Best Days
- Blood on the Mind
- The Future Is Not What It Was
- Lost in the Moment
Die Bühne wird kurz umgebaut und die Spannung steigt. Zum Glück muss man nicht lange warten, denn es geht Schlag auf Schlag – schon kurz vor 21 Uhr verdunkelt sich die Halle erneut und dann erscheint er: Johnny Marr. Die Bühne ist perfekt ausgeleuchtet, Lichtkegel tanzen über die Gitarren, und im Hintergrund überragt der riesige Schriftzug mit seinem Namen alles. Keine langen Ansagen, kein Zögern – mit „Generate! Generate!“ startet Marr druckvoll und präzise, wie ein Uhrwerk. Kaum ist der letzte Akkord verklungen, folgt schon „Panic“, und spätestens da hat er das Publikum restlos auf seiner Seite.
Marr wirkt fokussiert, voller Energie, aber immer mit diesem sympathisch zurückhaltenden Charme. Bei „Spirit, Power & Soul“ kommt es zu einem technischen Problem, doch er überspielt es mit einem Lächeln und ein paar lockeren Worten. Schade zwar, denn der Song gilt vielen als einer seiner besten Solo-Tracks – aber die Szene zeigt, wie souverän der Meister mit jeder Situation umgeht.
Auf die Frage nach Wünschen aus dem Publikum greift er spontan und etwas verlegen zu einer swingenden, fast augenzwinkernden Version von Steve Miller Bands „Fly Like an Eagle“ – ein kleiner Moment der Leichtigkeit, bevor mit „This Charming Man“ sämtliche Dämme brechen. Der Jubel ist ohrenbetäubend, die 1.300 Besucher singen jede Zeile lautstark mit, die Energie ist greifbar.
Die Smiths-Klassiker sind natürlich Selbstläufer, doch auch Marrs Solo-Stücke fügen sich nahtlos ein, kein einziges wirkt deplatziert oder verringert den Spannungsbogen. Mit jeder Note beweist er, dass er der wahre Gitarrengott ist – präzise, melodisch, nie prahlerisch. Der Sound in der Live Music Hall ist dabei glasklar, jedes Riff, jeder Effekt sitzt perfekt.
Hypnotisch-wavig wird es mit „Walk Into the Sea“, ein Song, der das Publikum in tranceartige Bewegung versetzt. Danach folgt mit „Bigmouth Strikes Again“ die nächste Granate – mit einem Augenzwinkern ändert Marr die Zeile zu „…and now I know how Johnny Marr felt“, was in der Begeisterung fast untergeht.
Bei „Easy Money“ wird es richtig tanzbar, bevor der lang ersehnte Moment kommt: „How Soon Is Now?“. Schon beim ersten Gitarrenflirren bricht Jubel aus, und der Song entfaltet seine ganze, zeitlose Wucht. Das wundervolle „Getting Away with It“, Marrs Beitrag zum Electronic-Projekt mit Bernard Sumner (Joy Division, New Order) und Neil Tennant (Pet Shop Boys), rundet das Mainset ab – elegant, melancholisch, perfekt.
Doch natürlich ist noch nicht Schluss. Die Zugaben gehören den Klassikern. Zunächst „The Passenger“, ein Cover von Iggy Pop, das Marr mit eigener Handschrift versieht. Dann folgen zwei letzte The Smiths-Stücke: „Stop Me“, nach dem er sich herzlich beim Publikum und beim Support The Clockworks bedankt – und schließlich das große Finale: „There Is a Light That Never Goes Out“. Der Saal bebt, 1.300 Stimmen singen im Chor, Minutenlang hallt der Refrain durch die Halle. Nach 95 Minuten endet ein Konzert, das niemand so schnell vergessen wird. Absolut großartig – und das Kölner Fernduell zwischen Morrissey und Marr 2025 endet mit einem hochkarätigen Unentschieden.
Setlist JOHNNY MARR @ Köln, Live Music Hall (26.10.2025):
- Generate! Generate!
- Panic (The Smiths song)
- Armatopia
- New Town Velocity
- Spirit Power and Soul (abgebrochen)
- It’s Time
- Hi Hello
- Fly Like an Eagle (Steve Miller Band Cover – angespielt)
- This Charming Man (The Smiths song)
- Somewhere
- Please, Please, Please Let Me Get What I Want (The Smiths song)
- Spin
- Walk Into the Sea
- Bigmouth Strikes Again (The Smiths song)
- Easy Money
- How Soon Is Now? (The Smiths song)
- Getting Away With It (Electronic song)
- The Passenger (Iggy Pop Cover) (Z)
- Stop Me If You Think You’ve Heard This One Before (The Smiths song) (Z)
- There Is a Light That Never Goes Out (The Smiths song) (Z)
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