Die Eifel ist reich an idyllischen Grünlandflächen, deren saftige Wiesen, sanfte Hügel und dichte Wälder bei herrlichem Sonnenschein zum Wandern einladen. Außer es ist zufällig gerade Rock am Ring. Wanderschuhe sind dort zwar auch zu sehen und erlauben souveräne Tanzmanöver. Insgesamt sind allerdings eher Sneaker und gaaaaaanz viel Glitzer am Start. Bei sommerlichen (Tag) und polaren (Nacht) Temperaturen zeigte sich das Traditionsfestival regenfrei und damit von seiner besten Seite. Wie in den Vorjahren war Monkeypress für euch am Nürburgring dabei.
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Drei Tage lang feierten hier rund 80.000 Musikfans und das zumeist ordentlich. Die Polizei zeigte sich zufrieden: “Eine friedliche Veranstaltung mit gut gelaunten Besucherinnen und Besuchern. Durchweg eine gute Stimmung an allen Tagen, bei denen es nur vereinzelt zu Problemen kam.” Davon kann mit Blick auf den Timetable nicht die Rede sein, der viele Besucher:innen vor qualvolle Entscheidungen stellt. Denn zahlreiche Acts überschneiden sich oder spielen parallel. Das ist bei Festivals freilich keine Seltenheit und gar nicht anders zu bewerkstelligen. Dass beim Rock am Ring jedoch öfter Bands mit vergleichbaren Fanlagern zeitgleich spielen, ist für viele Ringrocker:innen nachvollziehbar frustrierend.
Die Organisation innerhalb des Infields ist wie erwartet gut. Team und Infrastruktur sind schließlich erfahren und erprobt, einige Mitarbeitende des Sicherheitspersonal wirken dagegen unerfahren. Die Lage auf den Park- und Campingplätzen können wir nicht beurteilen, allerdings ist auch uns Kritik zu Ohren gekommen, die sich unter anderem auf zu lange Laufwege und unzureichend beleuchtete Parkplätze bezieht. Nachdem das gesagt ist: Lasst uns Musik genießen!
Der Opener Querbeat heizt der Menge vor der bereits zur frühen Mittagsstunde ansehnlich gefüllten Utopia Stage (= Main Stage) ein. Das Publikum war sichtbar auf Entzug und will endlich feiern. Wie könnte das besser sein als mit Frohsinn verbreitendem Brasspop? Bis zum ersten Wellenbrecher springt das RaR und tanzt ausgelassen, während aufblasbare Schwimmtiere in die Menge geworfen werden und farbenfroh über das klatschende Publikum wackeln. So muss ein Auftakt sein, gut gemacht!
Fit For A King weihen aber schon die Mandora Stage ein, also schnell zur zweitgrößten Bühne des Festivals. Und ja, das Rock am Ring hat echt Bock auf die US-amerikanische Combo aus Texas. Schon beim ersten Track machen sich Crowdsurfer auf den Weg, die Stimmung ist maximal aufgedreht, die Menge bounct. Die Band freut sich sichtlich über den positiven Zuspruch und will Circle Pits, die zunächst zaghaft bleiben. Doch schon bald krachen die ersten Wall of Deaths aufeinander. Bassist Ryan O’Leary ist wie üblich der Hingucker. Fit wie ein Tanzschuh springt er mit Roundhouse-Kicks über die Bühne und lässt sein Instrument um den eigenen Körper wirbeln. Traumhaft. Fit For A King verfolgen Rock am Ring laut Fronter Ryan Kirby seit Jahren via YouTube und schätzen sich überglücklich, endlich hier auftreten zu können. Eine Aussage, die das Publikum im Verlauf des Festivals noch in diversen Varianten von vielen Bands hören wird.
Derweil wollen die Waliser von James and the Cold Gun das zugegeben spärliche Publikum vor der Orbit Stage, der kleinsten Bühne, mit ihrem energetischen Rock bezirzen. Fairerweise sei bemerkt, dass parallel die hierzulande noch immer zugkräftigen Guano Apes auf der Utopia Stage rocken. James and the Cold Gun spielt erstmals in Deutschland und haut richtig druckvoll auf die Kacke. Der erste Aufruf zur Moshpit verpufft, die meisten Zuschauer:innen wollen sich die Band in Ruhe gönnen. Frontman James Joseph hat jedoch andere Pläne und fordert immer wieder einen Pit, bis schließlich der harte Kern und der bereits hart betrunkene Kern einen kleinen, aber ansehnlichen Circle unter den Augen der gelangweilten Security auf den Asphalt tanzt. Zum Ende des Auftritts kommt merklich Leben ins Publikum, denn James and the Cold Gun machen richtig Spaß und liefern ab. Dass sich die Band über den Rock am Ring Auftritt freut, glaubt man ihr zu jeder Sekunde.
Ein Wort zur Orbit Stage, die in einer Kurve der Rennstrecke aufgebaut ist: tricky. Abgesehen davon, dass hier einige Konzerte akustisch hinter den Erwartungen zurückbleiben, herrscht bei gut besuchten Shows rasch Gedränge, da sich Publikum der Orbit Stage und jene Festivalbesucher:innen behindern, die zur benachbarten Mandora Stage pilgern. Zudem ist das Gelände innerhalb der Streckenkurve abschüssig und kleinere Menschen haben dort wenig Chancen, die Bühne zu sehen. Jammern auf hohem Niveau? Vielleicht. Aber durchaus schade, da auf der Orbit Stage oft spannende Acts spielen.
Die Guano Apes haben auf der Utopia Stage übrigens eine fette Party geschmissen und den Fans erwartungsgemäß die Eyes geopened. Lords of the Boards live bei Sonnenschein knapp 26 Jahren nach Release hören…das Publikum hüpft wie besessen und schreit jede Silbe ohne irgendwelche Anflüge von Cringe mit.
Eine kurzer philosophischer Exkurs: Warum rufen Menschen im Jahr 2024 noch immer “Helgaaaaa” über das Festivalgelände? War doch noch nie lustig, oder? “Slayeeeeeeerrrrr” jetzt auch nicht so wirklich. Kinners, ich werde alt.
Die sympathischen Kalifornier Cemetery Sun agieren auf der Orbit Stage vergleichsweise soft, aber erfolgreich. Alternative Rock trifft auf Pop und das Rock am Ring feiert es hüpfend garniert mit Moshpits. Der Bass klatscht heftig aus den Lautsprechern, das Publikum gibt Sprechchöre zum Besten. Eine runde Sache. Und da ist er wieder, der Geist vom Rock am Ring: Frontman Josh Doty berichtet, dass er als Kind das Internet-Passwort der Eltern stibitzte, um nachts die die Übertragungen vom Rock am Ring zu sehen. Hach.
Bei Festivals ist die Flüssigkeitsaufnahme essenziell, vor allem bei Sonnenschein und warmen Temperaturen. Zwar ist das Getränkeangebot teuer (Alk ab €6,50), aber breit (hihihi), sodass der durstige Schlund nicht zwingend auf die Ware des Gerstensaftsponsors angewiesen ist. Außerdem gibt es in Nähe der Bühnen dankenswerterweise Trinkwasserstellen, die jedoch nicht immer funktionieren und gerne ausgebaut werden dürfen. Apropos Temperaturen: Viele Besucher:innen präsentieren bereits besorgniserregende Sonnenbrände.
Betontod wettern gegen den Mainstream (Keine Popsongs) und haben vermutlich vergessen, dass sie beim Rock am Ring auftreten. Geschenkt. Der rotzige Punk Rock der Ruhrpott-Institution fegt erfrischend über das Infield und harmoniert mit dem ansteigenden Suffpegel des Publikums. Zum Tanz im Algorithmus muss die Band nicht lange zu einer “Wall of Dance” bitten. Die Stimmung ist super und Betontod hat sogar Pyro. Gebt mir ein Bier!
Die besten Outfits des Tages haben Wargasm mitgebracht. Milkie Way flitzt tendenziell textilfrei über die Orbit Stage, Sam Matlock präsentiert sich im Pelzmantel, der aufgrund der Temperaturen aber nicht lange am Leib bleibt. Wargasm steht für dynamischen Crossover aus Nu Metal und Electropunk, also perfekte Festivalmusik. Vor und auf der Bühne wird abgezappelt, die Energie von Milkie Way, die sich immer wieder auf die Knie wirft, und dem wild herumtobenden Matlock will sich aber nicht so richtig auf das ganze Publikum übertragen. Das mag am unausgegorenen Sound liegen. Vielleicht sind die direkten Ansagen der Band einigen Besucher:innen auch einfach zu direkt… oder plump. Der nie um einen Kraftausdruck verlegene Matlock bricht etwa einen Song ab, da ihm der “Pussy Arse Circle” zu klein ist. Die kalkulierte Provokation wird freilich belohnt, eine Extraportion Crowdsurfer gibt es dazu. Und wieder einmal: “Als Kinder haben wir Rock am Ring geschaut und sind so glücklich, hier nun spielen zu dürfen.”
Beim Track The Void Stares Back unterstützten Wargasm ihre britischen Landsleute von Enter Shikari, die beim Rock am Ring leider nicht gemeinsam spielen, sondern sich knapp überschneiden. Also schnell quer über das Gelände gerannt – bei wenig (!!!) Trubel mittags in 15 Minuten schaffbar –, um Enter Shikari mitzunehmen. Die Band stellt sich brav als Europäer vor und startet umgehend mit einem Hitgewitter, das genau die richtige Mucke für einen sonnigen Partynachmittag liefert. Was ein Spaß! Der Bass wummst bis in die hinterste Reihe und wer jetzt tanzt, flippt ein bisschen aus. Die guten Licht- und Spezialeffekte (Fronter Rou Reynolds taucht etwa virtuell in die Bühnendeko ein) gehen leider im Tageslicht unter.
Dass das Rock am Ring eine Supermarktkette zu den Sponsoren zählt, wird beim Blick ins Publikum überdeutlich. Verblüffend viele Besucher:innen tragen Socken, Hosen, Shorts, Hemden, T-Shirts, Mützen, Stirnbänder oder eine Kombination daraus, auf denen das Logo jenes Supermarkts prangt. Glückwunsch ans Marketing! Ein Knabbergebäck-Anbieter umgarnt die Festivalschar dagegen erfolgreich mit Glitzerschminken und hinterlässt funkelnde Spuren in vielen glücklichen Gesichtern. Aber braucht es einen Bogenschieß-Stand? Mehr Sitzgelegenheiten wären wohl die bessere Idee für das Infield gewesen, da viele Ringrocker:innen auch ausruhen wollen. Sitzplätze im sinnvoll angelegten Food Court in der Mitte des Geländes sind daher heiß begehrt.
Langsam macht sich Hunger bemerkbar, der sich beim Rock am Ring mit vielfältigen Optionen stillen lässt. Festivalessen kann mittlerweile richtig lecker sein. Unter 10€ ist kaum etwas zu haben. An einigen Ständen bilden sich am späten Nachmittag lange Schlangen, die jedoch nicht annährend mit dem Getümmel vor den Toiletten mithalten können. Magen voll, Blase leer? Perfekt, es ist Zeit für Kontrastprogramm.
Denn Crosses ††† beehren das Rock am Ring und betören die Fans mit atmosphärischem Synthrock, der von Chino Morenos (Deftones) charakteristischem Gesang geprägt ist. Das Publikum vor der Mandora Stage ist vergleichsweise überschaubar und nur bis zum ersten Wellenbrecher gefüllt. Dafür liegt erstmals ein besonderes Knistern in der Luft: Festivalfeeling. Sound und Gesang strömen glasklar aus den Lautsprechern, sofort ist die Menge verzaubert. Die Band agiert vor einem riesigen Videobackdrop. Moreno, mal wieder bis auf die Socken ganz in Schwarz, tänzelt vor den Monitorboxen umher, lächelt, sucht den Kontakt mit den Fans in der ersten Reihe. Das Publikum wird eine kopfnickende Masse und fließt dahin. Was war nicht gut an diesem Auftritt von Crosses? Man verpasst nahezu das komplette Set der parallel auf der Orbit Stage spielenden Scene Queen.
Scene Queen aka Hannah Rose Collins hat sich noch vor dem Erscheinen ihres Debutalbums (kommt am 28. Juni via Hopeless Records) eine ansehnliche, zumeist junge Fangemeinde erspielt. Metalcore mit feministischen und LGBTQ+ Themen klingt nicht nur musikalisch, sondern auch inhaltlich gut. Dazu liefert Scene Queen eine Prise ätzenden Humor und fertig ist der Crowdpleaser. Der Sound an der Orbit Stage mag wieder nicht der Beste sein und die Band hat mit streikenden Mikrofonen zu kämpfen. Der guten Stimmung tut das keinen Abbruch. Im Gegenteil: Das Rock am Ring feiert Scene Queen hart und die sympathische Frontfrau gibt alles, um die Fans glücklich zu machen. Zahlreiche Crowdsurfer wippen gegen Ende des Sets über die Köpfe des Publikums, es herrscht Glücksseligkeit. Partycore! Schade, dass der Auftritt fünf Minuten vor geplantem Ende endet. Die Fans stürmen im Anschluss den Merchstand, Scene Queen T-Shirts haben Hochkonjunktur.
Die Dropkick Murphys sind mit ihrem Celtic Punk auf jedem Festival ein Gewinn. Die Band haut routiniert ihre Gassenhauer in die Menge. Das ist wie immer kurzweilig, feuchtfröhlich und viele Menschen im Publikum sind mittlerweile so voll wie die Menschenmenge vor der Utopia Stage. Fans fallen sich in die Arme, ständig startet zwischen Tausenden Menschen ein Moshpit. Tanzen, tanzen, tanzen. Derweil schauen von der Tribüne zumeist ältere Herren dem munteren Treiben zu… und wären vielleicht gerne mittendrin.
Noch mehr Action kann Skindred. Die Waliser sind ein Spaßgarant und das hat sich endgültig herumgesprochen. Rund um die Orbit Stage gibt es kaum ein Durchkommen. Wer jetzt zu einer anderen Bühne möchte, muss viel Zeit einplanen. Der wie üblich extravagant gekleidete Frontmann Benji Webbe gibt wie üblich gekonnt den Zeremonienmeister und haut einen Spruch nach dem anderen raus. Wer die Band schon öfter erlebt hat, erkennt durchaus die einstudierten Muster des Auftritts aus mitreißendem Reggae Rock, Scherzen und Publikumsengagement. Das verfehlt auch beim Rock am Ring nicht das Ziel. Die Stimmung ist hervorragend, die Menschen feiern ausgelassen und das gerne auch auf der Schultern oder als Crowdsurfer. Die Skindred-Tradition “Newport Helicopter”, bei der Webbe die Fans auffordert, ihre T-Shirts über dem Kopf zu schwingen, ist wieder einmal das Schönste, das es in diesem Moment zu sehen gibt.
Zeit für Metal-Prominenz: Kerry King präsentiert sein Soloalbum From Hell I Rise am Nürburgring. Der Gitarrist und Co-Songwriter der wiedervereinten Thrash-Ikonen Slayer hat sich Kumpels geschnappt und macht da weiter, wo er mit Slayer aufgehört hat. Jedes Metal-Festival würde jetzt aus allen Nähten platzen, beim Rock am Ring ist aber noch reichlich Platz vor der Mandora Stage. Okay, die Anwesenden haben auf jeden Fall mächtig Lust, den Nacken herumzuwirbeln und die Pommesgabeln in den Himmel zu recken. Dass King nie mit Slayer aufhören wollte, stellt sein Auftritt unter Beweis, der sich musikalisch nicht sonderlich von einer Slayer-Show unterscheidet. King entlockt seiner Gitarre begnadet-routiniert Solo um Solo, während Sänger Mark Osegueda (Death Angel) durch die Knüppelparade führt. Es tut gut, dass das Rock am Ring endlich härtere Saiten aufzieht. Doch seien wir ehrlich: Die meisten Zuschauer:innen haben auf Slayer-Evergreens gehofft und werden nicht enttäuscht. Als gegen Ende des Sets das unvergleichliche Drummintro von Raining Blood in den Abendhimmel schallt, hält es niemanden mehr und das Rock am Ring ist jetzt Thrash am Ring. Nach dem Auftritt verteilt King artig Setlist und Plektrons unter den gierigen Fans.
Instant gute Laune gibt es mit Neck Deep und dafür braucht es keine ausgehöhlten Melonen als Kopfbedeckung. Dennoch Grüße an die zwei Dudes vor der Bühne mit der in Festivalkreisen nicht mehr allzu innovativen Kopfbedeckung. Zurück in die Pits zum unverschämt eingängigen Pop Punk der Waliser Band, die im Januar ihr fünftes Studioalbum veröffentlicht hat. Gerade als sich die Temperaturen am Ring auf nächtliches Frösteln einstellen (nachts war es saukault!), schaut die Sonne für Neck Deep nochmals vorbei und schickt wärmende Strahlen. Sänger Ben Barlow saugt die Energie aus dem springenden Publikum direkt vor der Bühne auf und freut sich, als ein Fan auf die Schultern seines Kumpels klettert. Neck Deep reihen Hit an Hit, vergessen aber nicht einen unaufdringlichen moralischen Zeigefinger. Barlow appelliert an Nächstenliebe in Zeiten des Krieges und streckt der arroganten Oberschicht den Mittelfinger entgegen. Auch einen bissigen Kommentar über den Formel-1-Rennzirkus und dessen Anhänger:innen kann er sich auf dem Nürburgring nicht verkneifen.
Nach Kerry King hält das Rock am Ring für Thrash-Fans heute noch einen weiteren Leckerbissen bereit: Die deutschen Veteranen Kreator reißen die Mandora Stage bereits mit dem Opener Hate Über Alles auseinader und ballern ein gnadenloses Set in die Menge, die zahlreiche Mosh Pits und Wall of Deaths zum Besten gibt. Eine fette Pyroshow und das stimmige Bühnenbild runden die richtig starke Performance ab. Im Vergleich zu Kerry King war übrigens deutlich mehr los.
Ska ist tendenziell nie verkehrt, entsprechend riesig ist das Publikum bei Sondaschule, die ein Meer aus wedelnden Händen ernten. Dumm aber glücklich singt gefühlt das ganze Festival mit.
Der Headliner der Herzen ist heute Beartooth. Caleb Shomo hat seine Livequalitäten mit jeder Tour verbessert und bietet mit seinen Jungs ein echtes Spektakel. Beartooth sind endgültig auf dem Weg zur Stadion-Band. Wer den Auftritt beim Rock am Ring (oder anderswo) gesehen hat, weiß warum. Zu Beginn steht Shomo einfach lächelnd im Strobolicht auf der Bühne und genießt die ekstatischen Fanreaktionen. Dann geht es los. Die Setlist ist bei Beartooth-Konzerten fast egal, da Shomo mittlerweile genug Hits geschrieben hat, die das Publikum textsicher begleitet. Der sichtbar fröhliche Bandkopf weiß, wie er diese Energie zu nutzen hat. Ununterbrochen feuert er die Menge an, lässt sie mitsingen und so Teil der Band werden. Pyro und Schnipselfontänen sorgen für Atmosphäre, daneben wechselt Shomo wiederholt das Bühnenoutfit, um den visuellen Stil seiner Musikvideos auf die Bühne zu bringen. Die Musiker kommen dabei nicht zu kurz, alles Bandmitglieder erhalten Zeit zum Glänzen. Gänsehaut sprießt beim akustischen The-Killers-Cover von Mr. Brightside, das Shomo seiner Frau widmet, beim fantastischen I Was Alive kullern vielen Fans Tränen die Wangen hinunter. Folgerichtig, dass ein Feuerwerk diesen Auftritt krönt. Zum Abschluss beweist Shomo nochmals seine Qualitäten als Entertainer und dirigiert das johlende Publikum in Freddie-Mercury-Manier.
Beim Gang über das tendenziell seelenlose Festivalgelände – es bleibt eine Rennstrecke, die einige Stände dennoch gelungen mit Wohlfühlfaktor versehen – macht sich zu später Stunde leider bergeweise Müll bemerkbar. Menschen sitzen zwischen weggeworfenen Essensresten, Mülltonnen quellen über. Vielleicht ist es für die Festivalorganisation einfacher und billiger, am Veranstaltungsende mit der Kehrmaschine über das Gelände zu fahren. Schön anzusehen sind die Müllberge trotzdem nicht. Andere Festivals haben das besser im Griff. Wie wäre es mit Müllsammlern? An den Menschen, der die Mülltonnen umgetreten hat: gaaaaaaaaanz cooler Typ bist du. Nicht.
Der erste Headliner sind heute Die Ärzte, die sich politisch engagiert und kalauernd zwei Stunden durch eine bunte Auswahl aus ihrer ewigen Diskographie spielen. Respekt. Die Band kokettiert mit ihrem Alter und lyrischen Fehlgriffen der 80er, hat das Publikum aber zu jeder Zeit fest im Griff. Und erlaubt sich den ein oder anderen Scherz mit den Fans, was aber genauso zum Programm gehört wir Sprechchöre und ausgelassenes Feiern. Es muss schon viel schief gehen, damit ein Die Ärzte Konzert nicht zündet. Ein origineller Headliner sind sie beim Rock am Ring allerdings nicht.
Damit neigt sich unser erster Festivaltag absolut positiv dem Ende zu. Unser Höhepunkt sind die Besucher:innen selbst. Wie das erfreulich diverse Publikum friedlich miteinander feiert, ist wunderbar.
Die komplette Galerie vom Freitag gibt es hier:
Hier gibt es den Bericht vom Samstag:
Hier gibt es den Bericht vom Sonntag:
Weblinks Rock am Ring:
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