Sommer, Sonne und Highfield Festival – das ist eine echt gute Mischung. Vom 18.-20.08.2023 war es endlich wieder soweit und etwa 35.000 Konzertbesucher pilgerten an den Störmthaler See bei Leipzig. Auch wir waren für euch dabei und haben uns ins Getümmel gestürzt.
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Auf dem Weg auf das Gelände wurde schnell klar, dass die heißen Sommertemperaturen dazu führten, dass Badeklamotten und knappe Outfits angesagt waren. Der Badestrand war sehr beliebt und alle schienen gut gelaunt zu sein. Der Einlass verlief sehr entspannt, denn auch die Securities waren gut drauf.
Musikalisch ging es mit BLOND auf der Green Stage direkt in die Vollen. Wir hatten das Trio aus Chemnitz bisher noch nie live erlebt und wurden mal so richtig überrascht. Was war das denn bitte für ein geiler Auftritt? Beim Intro hatten Nina, Lotta und Johann Outfits mit viel Tüll an, doch das änderte sich innerhalb der ersten drei Songs gleich 2x – mitten in den Tracks rissen sie sich Teile der Klamotten runter und hatten dann wieder passende Outfits an – jedes Mal eine kleine Überraschung und immer wieder ein Hingucker. Der Jubel war von Anfang an groß und die Menge brüllte die Textzeilen lautstark mit. „Hallo Highfield – endlich mal wieder in Sachsen…“ auch die drei Musiker waren begeistert von der Stimmung. Die Mädels wechselten immer mal von ihren Instrumenten hin zu reinen Gesangseinlagen und dann heizten sie mit Tanzübungen, die vom Publikum nachgetanzt wurden, ordentlich ein. „Alle sollen sich ins Grundwasser tanzen!“ Musikalische Highlights des Auftritts waren unter anderem Durch die Nacht, Tanz, Ich sage ja oder auch Oberkörperfrei. Ausrasten beim ersten Gig des Festivals – das hatte echt was. Der Stilmix aus Rock, Pop und Rap-Elementen liegt voll in der Zeit und kam auch hier super an – sogar ein Moshpit wurde hier schon eröffnet. Wir waren echt beeindruckt – so konnte es ruhig weitergehen!
Es entstand eine regelrechte Völkerwanderung zwischen den Stages und dann wurde die Blue Stage von TYNA eröffnet. Direkt zu Beginn war der Chorus „Kein Mensch muss Nazi sein“ aus den Boxen zu hören – eine sehr korrekte Aussage, die zum Motto des ganzen Festivals wurde – schließlich waren auch die Kollegen von Kein Bock auf Nazis und der Antifa mit Infoständen vor Ort. Aber zurück zum Auftritt der Punkmusiker aus Hamburg – die Fans sprangen im Takt der Musik auf und ab, genauso wie es ihnen Frontfrau Tina vor machte. Lieder wie Dynamit oder auch Zu Viel Für Dich ließen die Menge ausrasten. Es wurde sich gemeinsam verausgabt, denn so sollte es sein. Alle gingen zusammen in die Hocke und auf Kommando wurde in die Luft gesprungen – jedes Mal ein tolles Bild, wenn alle mit machen. „Wer ist schon betrunken? Gut – aber trinkt auch zwischendurch genug Wasser.“ Gute Ansage bei dieser Sonneneinstrahlung. Die gute Laune der Band war fast greifbar und sprang aufs Publikum über. Und dann sollten sich auch noch alle Zuschauer mal umsehen und sich bisher Fremden vorstellen – „Vielleicht finden sich hier neue Freundschaften“ – ach, ganz bestimmt.
Punkig wurde der Tag dann fortgesetzt mit Team Scheisse, wo Frontmann Timo zu allererst einmal mit einem Appell an die Kerle auf dem Festival klarstellte: „Grabscht niemanden an – Männer, uns gehört die Welt nicht allein … Seid weniger Scheiße zu den Frauen.“ Ein sehr guter Hinweis, für den es viel Beifall gab. Auch diese Formation hatte viele Fans vor der Bühne, denn von Beginn an wurden die Textzeilen von Verjubel All Mein Cash, Panzerquartett oder auch Schmetterling aus vollem Halse mitgegrölt. In der prallen Sonne waren tanzen und springen zu guten Punkklängen angesagt. Stillstehen und nur zusehen waren definitiv keine Option. Es gab sogar einen Flitter-Pit – einen Moshpit nur für trans- und queere Personen, die in der Menge nicht angefasst sein mochten. Als besonderen Gag holten sich die Bremer Musiker eine Zuschauerin auf die Stage, die dann – oh, Überraschung – Blockflöte spielen musste, aber „es gibt keine falschen Töne“. Das Instrument durfte die völlig überwältigte Dame dann aber auch behalten. Das vergisst sie sicher nie mehr!
Die Green Stage bot im Anschluss Punkrock aus Kalifornien – Pennywise standen auf dem Plan, wollten aber leider nicht fotografiert werden. Egal – dann genossen wir das Ganze eben einfach so. Das Quartett hatte richtig Bock und gab direkt Gas. Dass das Publikum von ersten Ton an rumsprang und der Moshpit kaum stillstand wurde mit einem beeindruckten „Not bad Highfield“ quittiert. „Follow your dreams and be what you wanna be“, so Frontmann Jim, bevor er den nächsten Song anstimmte. Die Fans waren absolut ausgelassen und neben dem Moshground entstanden auch Circlepits und einzelne Zuschauer ließen sich zu Tracks wie The World oder Fuck Authority auf Händen über die Menge tragen. Bei Letzterem hielt fast das gesamte Festival den Stinkefinger gen Himmel – das funktionierte also ganz gut. Und als dann auch noch der Nirvana-Track Territorial Pissings gecovert wurde, war die Stimmung am Höhepunkt – cooles Ding!
Es folgte das nächste Highlight des Tages auf der Blue Stage – na ok, wir mussten doch recht lang warten, denn Yaenniver hatten technische Probleme, so dass sie dann erst zeitgleich mit Roy Bianco & die Abbrunzati Boys starten konnten. Jennifer kam schließlich mit Plüschjacke und einem sehr knappen Body nach vorn und verkündete Ich Bin Wieder Hier. Die Arme in der Menge waren direkt oben und die Begeisterungswelle schwappte auf jeden Zuschauer über. Die Sängerin war extrem gut drauf und sprang und tanzte auf der Stage hin und her. Dabei rächte sich ein wenig ihre Kleidungswahl, denn der Body rutschte ihr so arg zwischen die Beine, so dass sie etwas mehr zeigte, als ihr wohl lieb war. Aber Jennifer wäre nicht sie selbst, denn sie machte selbst Scherze darüber und sang einfach weiter mit Ich Ficke Jeden oder auch Halb So Ich. Ihre Präsenz war echt beeindruckend und ihre gute Stimme tat da ihr Übriges dazu. Die Jacke war ihr dann zu warm und flog in die Ecke und dann konnte sie noch ausgelassener tanzen und performen. Auch sie musste einen Spruch zur aktuellen Situation loswerden und meinte: „Liebe Männer – seid nicht Teil des Problems, sondern seid Teil der Lösung.“ So leitete sie zu ihrem Track Mädchen, Mädchen über, den sie einst gemeinsam mit Mädchen-Ikone Luci van Org aufgenommen hat. Die Fans brüllten die Textzeilen mit und gingen ordentlich ab. Mit dem Spruch „Rassismus ist keine Meinung – keinen Millimeter nach rechts!“ machte Yaenniver außerdem klar, dass hier niemand willkommen war, der solches Gedankengut verbreiten wöllte. Uns hat sie wahrlich beeindruckt – sowohl musikalisch als auch optisch und die Statements rundeten das Ganze ab. Der Gig musste wegen der Verzögerung dann leider auch verkürzt werden, aber das machte gar nichts. Wir hatten so auch schon genug Spaß!
Später riefen Von Wegen Lisbeth auf die Blue Stage und die Massen kamen. Die fünf Jungs aus Berlin hatten mächtig viele Instrumente mitgebracht – unter anderem war ein Kinderglockenspiel oder auch eine Triangel dabei, so dass wir anfangs gar nicht wussten, wohin wir zuerst schauen sollten. Der Bass war cool und aufgrund dessen, dass die Sonne schon untergegangen war, konnte der Lichttechniker hier das erste Mal sein Können zeigen. Er tauchte die Formation komplett in oranges Licht, was irgendwie wie eine Feuerhöhle wirkte. Und auch die Band ging aufs Ganze und präsentierte uns feinsten Indie-Pop. Über der Menge flogen immer wieder Seifenblasen, während darunter ausgelassen getanzt und mitgesungen wurde. Als Songs fanden unter anderem Wieso oder auch Opti ihren Weg ins Set. Wenn Du Tanzt wird ja „eigentlich immer am Schluss“ gespielt, doch dieses Mal packten sie das Stück an den Anfang und das kam sehr gut an. Hier wurde so laut mitgesungen, dass die Band kaum noch zu hören war – das brachte die Musiker zum Grinsen. Diese handgemachte Musik war ein wahrer Ohrenschmaus und der Mix aus alten und neuen Liedern wurde vom Publikum mit Beifallstürmen belohnt. Als wir dann auf die Suche nach etwas zu Essen gingen, kamen wir noch an einigen Fans vorbei, die am Boden saßen und im Takt der Musik „ruderten“ – verrückt!
Apropos Essen – die Auswahl hätte unserer Meinung nach noch etwas größer sein können, aber wir fanden jeden Tag etwas Leckeres – es gab von Burger über Handbrot, Pommes oder Pizza, Asia-Food und auch vegane Angebote. Leider fanden wir zu wenige Möglichkeiten, den Süß-Hunger zu stillen. Bei der Hitze waren aber vor allem die Trinkwasserstellen und die Getränkestände sehr beliebt. Etwas mehr Schattenplätze wären ebenfalls toll gewesen, aber irgendwas ist ja immer.
Frisch gestärkt lockten uns die irischen Klänge an die Green Stage, denn nun war es Zeit für die Dropkick Murphys aus den USA. Dann erklang ein Dudelsack und die Party nahm Fahrt auf. The Boys Are Back wurde aus vollem Hals von den Fans mitgegrölt, während im Takt mitgeklatscht wurde. Frontmann Al hatte richtig Bock und kam von der Bühne runter, um mit den Zuschauern in der ersten Reihe gemeinsam abzufeiern. Feuerfontänen schossen gen Stage-Dach und heizten zusätzlich ein. Das Tempo wurde von Song zu Song immer flotter, es gab kaum Pausen und die Menge tobte schier. Das gipfelte in einer Wall of death im Publikum – absolut irre. Tracks wie Worker’s Song, die Fußball-Hymne You’ll Never Walk Wlone oder der Klassiker Johnny, I Hardly Knew Ya waren echte Garanten für gute Laune und die Feuerfontänen machten das Ganze zu einem wilden Ritt! Die Herren wissen eben wie es geht – und die Welt braucht mehr Dudelsäcke oder Tin Whistles.
Nach all den rockigen Klängen an diesem Tag kamen schließlich die Headliner auf den Stages an die Reihe – auf der Blue Stage war das für diesen Festival-Freitag der Rapper RIN. Der Solokünstler wirkte fast etwas verloren so allein auf der großen Bühne. Beim Singen lief er hin und her, während CO²-Fontänen über den Köpfen der Fans gen Himmel schossen. Damit ihn auch die Zuschauer in den letzten Reihen sehen konnten, stellte er sich auf die riesigen Klötze, die den Bühnenaufbau bildeten und sang von oben herab. Der Bass, der aus den Boxen knallte, war mächtig laut, aber das machte den Zuschauern nichts aus – sie gingen mit und die Armen waren oben. Das Mitsingen bei Keine Liebe hingegen war nicht so laut, wie es sich der Künstler gewünscht hätte. Nichtsdestotrotz war die Stimmung gut und auf der großen Videoleinwand neben der Bühne liefen neben den Live-Bildern auch die Videos des Künstlers. Mit Monica Bellucci gab er sogar einen Song zum Besten, den er nur den „Ladies“ des Abends widmete.
Unser Fall war das aber nicht so und wir genossen ein wenig die abendliche Stimmung auf dem Festivalgelände mit dem toll beleuchteten Riesenrad und all den bunten Konzertgästen, die auf den Wiesen und überall saßen und sich und die Atmosphäre feierten. Auch so etwas gehört dazu.
Den Abschluss auf der Green Stage machte schließlich die Hip-Hop-Formation K.I.Z. aus Berlin. Zuerst versteckten sie sich noch hinter einem riesigen Banner, der aber beim ersten Song herunterfiel und den Blick auf Band und Bühnenbild frei gab. Das Intro war verklungen und dann brüllte wirklich das gesamte Festivalgelände mit – VIP In Der Psychiatrie. Die Fans eskalierten schier und tanzten ausgelassen zu den Hip-Hop-Klängen. Der Headliner war hier absolut richtig gewählt – die Partystimmung war direkt am Anschlag. Der DJ der Formation stand auf einem Podest über den Kollegen und gab den Ton an. Maxim und Tarek kamen beim Rappen an den vorderen Bühnenrand und heizten ein und Konfettischlangen wurden mit Kanonen in die Menge geschossen – na, wenn das mal nichts ist. Textsicherheit war auf und vor der Stage angesagt – auch bei Rap Über Hass. Die Herren waren gut drauf und bedankten sich für die tolle Begrüßung. Dann forderten sie dazu auf, die Arme im Takt des Klassikers Urlaub Fürs Gehirn emporzuheben und die Fans taten ihnen den Gefallen – das sah wirklich genial aus! Nachdem dann auch noch ein Geständnis offenbarte, dass die Texte zum Teil Lügen enthielten – „Ich nehm kein Kokain“ – waren wir dennoch erstaunt, dass die Stimmung sich sogar noch steigerte. Naja, Ehrlichkeit kommt eben gut an.
Wir waren dann aber schon sehr kaputt von der Hitze und den vielen Eindrücken und überließen es den Fans, diese Party bis zum Ende durchzustehen. Wir hauten uns dafür lieber ins Bett, um Energie aufzutanken.
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