Zum dritten Mal innerhalb von acht Jahren waren Beast In Black mit Nightwish auf Tour – und wieder einmal wurde die Formation von der Anhängerschaft der Symphonic-Metal-Stars um BIB-Edelfan Tuomas Holopainen und Floor Jansen durchaus wohlwollend in Empfang genommen. Doch am schönsten ist es bekanntlich immer vor Publikum, das nur für einen selber kommt. Und siehe da: Die Finnen und ihr griechischer Sänger konnten bei zahlreichen Dates der coronabedingt dreimal verschobenen Headliner-Tournee “ausverkauft” vermelden, auch in Oberhausen war die kleine Turbinenhalle proppevoll. Bevor das “schwarze Biest” loslegen konnte, waren zunächst Firewind an der Reihe.
Lass Dir den Beitrag vorlesen:
In ihrer etwas mehr als 20-jährigen Geschichte erlebte die internationale aufgestellte Band schon so einige Besetzungswechsel. Zuletzt verließ Henning Basse 2020 die Gruppe, einen neuen Sänger fand Bandgründer und -leader Konstantinos “Gus G.” Karamitroudis in Herbie Langhans, dem einen oder anderen vielleicht von seinen Engagements bei Seventh Avenue, Beyond The Bridge, Kamelot oder Rhapsody bekannt.
Langhans, in eine schicke weinrote Jacke gekleidet, genoss es sichtlich, in Muttersprache mit dem Publikum sprechen zu können und trieb die Oberhausener Crowd ordentlich an. Musikalisch bedienten Firewind eben Power-Metal-Puristen. Viel Tempo, hymnische Refrains und vor allem Gitarrensoli, Gitarrensoli, Gitarrensoli. Gus G. gniedelte sich in genretypischer Regelmäßigkeit in einen wahren Rausch, ein cooles optisches Detail waren dabei die vereinzelt knallrot aufblinkenden LED-Effekte auf der Gitarre des Griechen. Mit Destiny Is Calling hatten Firewind neben acht älteren Stücken auch einen neuen Song im Gepäck, der sich harmonisch ins Set einfügte.
Fast 40 Minuten waren rum, als Langhans das Publikum dann fragte “Habt Ihr Lust zu tanzen?“. Klar, dass das mit einem lauten “Ja” beantwortet wurde – wer Firewind schon länger auf dem Zettel hat, konnte erahnen, was da noch zum krönenden Abschluss kommen sollte. Allen anderen wussten es nach den ersten Tönen – Michael Sembellos Maniac kennt schließlich jeder, der die vergangenen vier Jahrzehnte nicht auf dem Mond verbrachte. Danach gabs angemessenen Applaus – Firewind hatten ihren Einheizer-Job vollumfänglich und vortrefflich erfüllt.
Setlist FIREWIND @ Oberhausen, Turbinenhalle 2 (15.02.2023)
01. Welcome To The Empire
02. I Am The Anger
03. Head Up High
04. Destination Forever
05. The Fire And The Fury
06. Ode To Leonidas
07. Destiny Is Calling
08. Rising Fire
09. Maniac
Es folgte eine überdurchschnittlich lange Umbaupause von einer Dreiviertelstunde. Für das Bühnenbild hatten sich Beast In Black immerhin durchaus Mühe gegeben, vor dem riesigen Backdrop waren zwei Roboter-ähnliche weibliche Puppen namens Cindy und Mindy in Kapseln platziert, die natürlich eindeutig auf das Artwork der aktuellen Platte anspielen. Die stand gar nicht mal so sehr im Mittelpunkt des 19 Songs starken Sets, wie es manch ein Fan vielleicht erwartete. Los ging es aber wenig überraschend mit dem Dark Connection-Opener Blade Runner, leider noch bei etwas arg dumpfen Sound, der sich im Laufe der gut anderthalb Stunden zum Glück noch bessern sollte. Frontmann Yannis Papadopoulos fragte danach sicherlich nicht ohne Ironie “Are your ready for some true Heavy Metal?” – natürlich ließ die lautstarke Antwort aus dem Publikum nicht auf sich warten.
Dabei machen Beast In Black eben keinen “true Heavy Metal”. Puristen wie Joey DeMaio, Gründer und Kopf der nur drei Tage später in Oberhausen spielenden Manowar, kommt mutmaßlich das morgendliche Frühstück wieder hoch, wenn das Quintett seinen Mix aus Heavy Metal, 80er-Synths und 90er-Eurodance-Beats abliefert. Die Intros von Songs wie Die By The Blade, Blind And Frozen oder Eternal Fire, dem schamlosesten Van-Halen-Jump-Ripoff aller Zeiten, sind elektronisch dominiert, ein Song wie Crazy, Mad, Insane ist näher an Italo Disco als an Iron Maiden dran. Und genau dieser Faktor ist es, der Beast In Black von anderen “Schwarze Klamotten, lange Haare und Pommesgabel in die Luft”-Gruppen abhebt.
Yannis Papadopoulos verzichtete während des Mainsets auf längere Zwischenansagen. Die brauchte er auch gar nicht, denn die etwas mehr als 1000 Fans waren ohnehin schon in absoluter Partystimmung, die Songs aktivierend genug. Dass Papadopoulos ein absolut fantastischer Sänger mit beeindruckend variabler Stimme ist, bewies er endgültig bei der Ballade Oceandeep, hier erleuchteten zahlreiche Handytaschenlampen das Venue. Doch fünf Minuten Gänsepelle müssen dann auch reichen. Weiter ging es mit höchst tanzbaren Stücken aller drei Alben und einigen Showeinlagen der Gitarristen Kasperi Heikkinen (mit leuchtend giftgrüner Klampfe) und Anton Kabanen, der die Gruppe 2015 gründete, bis sich Beast In Black nach Blind And Frozen für kurze Zeit verabschiedeten.
Zurück auf der Bühne, kam Papadopoulos doch mal in einen kleinen Redefluss. Er sprach von der “besten Tour, die ich je erlebt habe. Überall, und besonders in Deutschland, kommt ihr so zahlreich und kauft so viele Shirts. Es ist der Wahnsinn!” Auch lobte er die Backstage-Atmosphäre in Oberhausen dank der Turbinenhallen-Crew und freute sich über die Begleitung von Firewind, die ihm die Möglichkeit bot, “endlich mal wieder mit jemandem in meiner Muttersprache reden zu können.” Nun aber war es an der Zeit, “in ein weit entferntes Land zu reisen“. Wer Dark Connection kennt, wusste natürlich, dass es sich bei der nachfolgenden Nummer nur um One Night In Tokyo handeln konnte. Ein Song, der unter den zahlreichen Hits der dritten Beast In Black-LP noch herausragt und nicht nur wegen des Titels wunderbar als Intromusik einer Anime-Serie funktionieren könnte. Zudem ist es einfach witzig, den langhaarigen Kuttenträgern im direkten Umfeld dabei zuzusehen, wie sie beim Einsetzen des Culture Beat/E-Rotic/DJ Bobo-Gedächtnis-Beats am Anfang die Pommesgabeln in die Luft recken. Ein moderner Klassiker, der sich auch auf künftigen Touren sicher im Set wiederfinden wird. Nach End Of The World und gut 90 höchst spaßigen Minuten war es dann vorbei – ein absolut gelungener Abend, auf den Musiker wie Fans lange warten mussten. Hoffen wir, dass eine folgende Tournee nicht wieder dreimal verlegt werden muss …
Setlist BEAST IN BLACK @ Oberhausen, Turbinenhalle 2 (15.02.2023)
01. Blade Runner
02. Eternal Fire
03. Die By The Blade
04. Revengeance Machine
05. Unlimited Sin
06. The Fifth Angel
07. Moonlight Rendezvous
08. Crazy, Mad, Insane
09. Sweet True Lies
10. To The Last Drop Of Blood
11. Oceandeep
12. Dark New World
13. Beast In Black
14. Hardcore
15. Born Again
16. Blind And Frozen
17. Cry Out For A Hero (Z)
18. One Night In Tokyo (Z)
19. End Of The World (Z)
Weblinks BEAST IN BLACK
Homepage: https://beastinblack.com
Instagram: www.instagram.com/bib_band
Facebook: www.facebook.com/beastinblackofficial