Der letzte Tag auf dem schönen Summer Breeze. So wie am Freitag war es regnerisch, nur dass der Samstag einen Regenrekord auf dem Festival mit 50 Liter pro m² gebrochen hat. Dies und das daraus folgende Schlammbad hat den Breezern den Spaß trotzdem nicht nehmen lassen, das Battlefield war immer gut gefüllt und voller Bewegung.
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Impressionen – SUMMER BREEZE Open Air 2022 – Samstag (20.08.2022)
Trotz Gewitter und immer wieder heftigen Schauern kommen die Männer von Fiddler’s Green gut gelaunt auf die Bühne. Direkt beim ersten Lied Whiskey in the Jar wird auch dem letzten klar: Jetzt wird es irisch. Die Breezer haben Bock und es bildet sich eine riesige Polonaise durchs Battlefield. Jeder, der mitmachen will, kommt einfach dazu. Zwischen den Songs rief das Publikum: “Ausziehen! Ausziehen!”. Die Musiker ziehen sich zwar nicht aus, spielen darauf aber die eigene Version von Bella Ciao, Down, eine gute Alternative. “Wer hat Bock auf’n Sauflied?” – fragte der Sänger Patrick Prziwara und hörte nur ein “Ahhhh!” zurück, was auf einem Konzert so viel wie ein Ja bedeutet. “Dann schreit nach Pat Murphy” – rief er den Menge zu und stimmte The Night Pat Murphy Died an. Sehr viele Crowdsurfer und Circle Pits bei Songs wie Yindy und Victors and his Demons machten jedem Zuschauer einfach Laune. Folks not Dead gab es zum krönenden Abschluss noch dazu.
Kurz vor 16 Uhr ging es mit Avatarium los. Obwohl es vor der Bühne recht überschaubar ist, lassen sich die Schweden ihren Spaß nicht nehmen, sodass ihr Publikum trotzdem auf die Kosten kommt. Angefangen mit Voices zeigen Avatarium, was Doom-Rock ist. Sie haben auch Hits wie Into the Fire/Into the Storm im Gepäck, auf die sich die Fans besonders freuen. Die Sängerin Jennie-Ann Smith weiß mit ihrer Stimme umzugehen und kann ihre Zuhörer begeistern. Zum Abschied spielten sie Moonhorse und verabschiedeten sich von ihrem Publikum.
Sehr ungewohnt waren die Umstände für Dark Funeral und deren Zuschauer. Sie mussten aufgrund eines Slottauschs mit J.B.O zur hellen Tageszeit spielen. Trotzdem haben die Black-Metaller eine fette Show abgeliefert.
Es versammelten sich nach und nach mehr Breezer vor der T-Stage. Der Boden ist matschig, der Regen hat aufgehört und es ist Zeit für Primal Fear. Wer Bock auf Power Metal hat, hatte sich bereits vor der Bühne versammelt. Die Band hat auch Lust und nicht nur eine Menge Energie mitgebracht, sondern auch eine gute Mischung aus alten und neuen Hits. Songs wie Nuclear Fire und Metal Is Forever haben die Zuschauer besonders gefeiert und mitgesungen. Primal Fear sorgten für eine geniale Stimmung vor und auf der T-Stage und gewannen sicherlich ein paar neue Fans.
Bury Tomorrow fangen direkt mit ihrem Hit Choke an und zeigen, dass sie richtig Bock haben. Dazu motivieren sie auch das Publikum: “I want this whole place spinning, we need your movement!”. Die Menge nimmt die Ansage zu Herzen, verdreifacht die Anzahl der Crowdsurfer und bringt somit die Grabenschlampen noch mehr ins Schwitzen. Es kamen um die 150 Surfer in nur vier Minuten. Wahnsinn! Die Metalcorer nutzen die große Bühne aus und laufen hin und wieder zu den Seiten, damit jeder sie wirklich im Blick hat. Songs wie Earthbound, Man on Fire und Black Flame haben die Engländer auch mitgebracht, die das Publikum zum Eskalieren und Mitgrölen brachten. Am Ende gab es noch eine fette Portion Cannibal.
Zum ersten Mal spielten Blind Guardian auf dem Summer Breeze. Der Sänger Hansi findet das selbst erstaunlich, dass sie in 35 Jahren Bandgeschichte erst jetzt hier sind, begründet es aber damit, dass es ihnen immer versichert wurde, dass das Summer-Breeze-Publikum nichts für Blind Guardian ist. Die Menge fand dies sehr lustig und bewies während und bereits vor der Show das Gegenteil. Vor Beginn gab es nämlich bereits einige Crowdsurfer und man sah, dass die Breezer richtig Bock auf die Krefelder haben. Blind Guardian wollten anscheinend die vergangenen Jahre, die sie nicht auf dem Breeze waren, nachholen und kündigten darauf, dass sie ihre Ansagen kürzer fassen, um mehr Songs zu spielen. Dies hat auch gut funktioniert. Zum Ende gab es noch den berühmten Song Valhalla, den das Publikum so laut mitgesungen hat, dass man ihn im weit entferntesten Camp hören konnte.
Eine Stunde lang gab es den melodischen Hardcore-Sound von Ignite. Erst war es recht leer und überschaubar vor der Bühne, jedoch änderte es sich das schnell. Der letzte Auftritt der US-Amerikaner vor Ort ist schon ganze acht Jahre her. Die Breezer waren außerdem sehr auf den neuen Sänger Eli Santana, der erst seit 2021 dabei ist, gespannt. Meistens ist es für eine Band und vor allem für ihre Fans nicht einfach, wenn auf einmal eine andere Stimme am Mikrofon steht. Doch nicht bei Ignite merkte man, dass die Menge vor der Bühne sie abfeierte und dass es auf der Bühne auch gut funktioniert. Die Band war voller Energie und teilte diese auch mit ihrem Publikum. Es war auf jeden Fall eine geile Party!
Die Show von Heaven Shall Burn fängt mit Chören aus dem Publikum an, die Valhalla von Blind Guardian singen, welche der Sänger Marcus Bischoff selbst anstimmt. Direkt danach geht es so richtig mit My Heart is an Ocean los. Bei dem Song kam es leider kurzfristig zu einem Tonausfall, welcher aber zum Glück beseitigt werden konnte. Wer sich auf Valhalla von Heaven Shall Burn gefreut hat, wurde leider enttäuscht, dafür gab es aber im Gegenzug einen anderen Coversong, und zwar Black Tears. Mittendrin bemerkt Marcus eine Surferin, die auf einem Crowdsurfer balanciert und findet es richtig wahnsinnig und cool. Ebenfalls teilte der Sänger mit, dass es zwar die vorletzte Show in diesem Jahr für sie ist, diese aber jetzt schon absolutes Highlight ist. Bei Behind Wall of Silence bildet sich ein riesiger Circlepit und währenddessen zieht Marcus sein rotes Hemd aus, das mittlerweile sein Markenzeichen ist. “Es geht uns mit dem Song darum, dass sich junge Menschen nicht unter Faschismus abschlachten lassen” – teilte uns der Sänger von Heaven Shall Burn mit und kündigte den nächsten Song Tirpitz an. Am Ende gab es noch ein großes Feuerwerk.
Eine prall gefüllte T-Stage und Breezer, die Lust haben, in den letzten Stunden vom Summer Breeze nochmal richtig abzugehen. All dies bedeutet, dass jetzt genau die richtige Zeit für Combichrist ist. Die Band, die irgendwo zwischen Electro und Metal liegt, ballert ihren Sound dem Publikum richtig laut um die Ohren. Den neuen Song Heads Off aus der Not My Enemy EP haben sie auch im Gepäck, den das Publikum voller Freunde empfängt und dazu ordentlich abgeht. Wer die Klassiker erwartet hat, wurde auch nicht enttäuscht und mit Blut Royale reich beschenkt. Combichrist lieferten einen geilen Auftritt mit viel Bewegung auf der Bühne und Headbangen im Publikum zu ihrem brachialen Sound ab.
Der Regen wurde endgültig besiegt und somit wurden die perfekten Voraussetzungen für den Auftritt von Hypocrisy geschaffen. Auch an das Schlammbad hat sich mittlerweile jeder gewöhnt. Das merkte man auch vor der Mainstage, die Breezer wollten die regenfreie Zeit ausnutzen und die letzten Bands nochmal so richtig abfeiern. Die Schweden haben es auch gespürt und direkt mit Worship aus dem aktuellen gleichnamigen Album dem Publikum eingeheizt. Mit Songs wie Fire in the Sky, The Final Chapter und Chemical Whore präsentieren sie der Menge feinen Melodic-Death-Metal. Die harten Gitarrenriffs bringen jeden in Bewegung oder zumindest zum Headbangen. Roswell 47 spielen sie zum krönenden Abschluss.
Es ist das Jahr 2122… Eine postapokalyptische Welt voller Wut, Zerstörung und Melodic-Death-Metal wird uns von Cypecore präsentiert. Beginnend mit Dissatisfactory wurde es direkt hart. Die Band funktioniert nachts wunderbar, selbst ohne Feuer und Pyroeffekte. Dafür gab es eine Nebelpistole und, wie gewohnt, leuchtende Rüstungen, die in der Dunkelheit auch von ganz hinten zu sehen waren. Die T-Stage war voll, trotz der späten Stunde. Die Mannheimer hatten auch die neue Single Chosen Chaos im Gepäck, die live sehr gut beim Publikum angekommen ist. Zwischendurch waren wir mit Cypecore auch auf der Allianzsuche mit The Alliance, einem Song, der mittlerweile ein Hit der Band geworden ist. Saint of Zion, der mittlerweile zu den Klassikern von Cypecore zählt, gab es als letztes, was zugleich geil, aber auch schade war, da die Show sich dem Ende neigte.
Endlich ist Zeit für die Verteidiger des wahren Blödsinns. Nach einem Slottausch mit Dark Funeral machten J.B.O die Abschlussshow auf der Mainstage. Mit Planet Pink legten sie los und jeder wusste: Es wird geil, lustig und rosa, oder in diesem Fall pink. Trotz der späten Stunde ist es vor der Bühne sehr voll. Von Krachern wie Hoffen und Bangen bis zu etwas ruhigeren Songs wie Metal Was My First Love haben die Erlanger alles im Gepäck. Bei Vier Finger für ein Halleluja dachte Vito, dass die Breezer heimlich geübt haben und die Pommesgabel auf beiden Händen direkt hinkriegen. Weiter ging es mit Verteidiger des Blödsinns, bei dem rosa Bälle auf das Publikum losgelassen wurden, die noch lange vor der Mainstage hin und her geflogen sind. “Aber scheiß drauf, Wacken ist nur einmal Jahr” wurde irgendwann zu “Aber scheiß drauf, Summer Breeze ist nur einmal im Jahr” und kündigte so langsam den Schluss dieser pinken Party an. Aber nicht mit J.B.O! Die Band überzog etwas und spielte länger als geplant. Auf jeden Fall war das ein schöner Abschluss auf der Mainstage.
Text: Dennis Schönfeld & Lara Schneider