Da überlegt man, wie man die Rezension zu einem Album angeht, auf einmal hat man ein gedankliches Déjà-vu. Mir schwirrte eine Floskel der Marke „Singer-Songwriter mit anderen Mitteln“ im Kopf herum. Genau das tat es kürzlich auch beim Album Persona von Selah Sue. Nun ist Nathan Trent nicht das männliche Pendant zu Selah Sue, aber das Herangehen wirkt ähnlich: Man merkt Nathan Trent an, dass die Geschichten, die er erzählt, erlebt sind und ihm am Herzen liegen, aber er erfüllt auch nicht das Bild des einsamen Streiters mit seiner Gitarre, sondern geht musikalisch vielschichtig hier heran. Das kann dabei auch Indie klingen, aber auch in Pop und gar in R&B driften.
Die Nachdenklichkeit des Singer-Songwriter scheint beim Opener Growing Pains dann zunächst einmal durch. Ruhig und mit Moll eröffnet er hier in den Strophen, bevor im Chorus der Optimismus deutlicher zum Vorschein kommt und man merkt, dass hier doch irgendwie ein positives Gefühl hinter steht. Es sind eben wohl nicht nur die schlechten Zeiten, die Nathan Trent beeinflussen. So der Eindruck bei Stücken wie Late Night Friends, einer gut gelaunten Nummer mit Soul und einer Menge R&B, die gut die Bandbreite des Künstlers zeigt. So auch das poppige First Time, das an nächster Stelle auf dem Album erklingt.
An anderer Stelle darf aber auch die Melancholie wieder übernehmen. Underwater beispielsweise ist so ein Stück, das nachdenklich angesoulten Pop liefert und dabei eher in Richtung Moll tendiert. Auch das balladeske I’ll Get over It zeigt die nachdenkliche Seite von Nathan Trent und wird dabei vor allem vom Piano getragen, bis sich auch das Schlagzeug dazugesellt, ohne dabei etwas vom Balladencharakter des Stücks zu nehmen. Hier ist Nathan Trent wieder deutlich näher am Singer-Songwriter und dem, was man sich gemeinhin darunter vorstellt. Zum Ende hin kombiniert er diese Nachdenklichkeit dann in Still the Same noch einmal mit Pop-Charme und führt gut aus dem Album heraus.
Nach einem insgesamt guten Album stellt man sich lediglich die Frage: Warum ist es so kurz? Mit seinen zehn Stücken bleibt Nathan Trent hier unter einer halben Stunde. Und das, wo er laut eigener Aussage für dieses Album aus hundert Stücken auswählen konnte, die er geschrieben hat. Bei den musikalischen Qualitäten dürfte man eher nicht davon ausgehen, dass dort 90-mal Füllmaterial dabei war. Schade eigentlich, denn man hätte gerne mehr davon gehört. Das auf The Stages of Change dann auch wirklich veröffentlichte Material aber kann sich selbstverständlich hören lassen.
Tracklist NATHAN TRENT – The Stages of Change:
01. Growing Pains
02. Liar
03. Late Night Friends
04. First Time
05. Faith
06. Miss Each Other
07. Underwater
08. I’ll Get over It
09. Orbit
10. Still the Same
Weblinks NATHAN TRENT:
Homepage: www.nathantrent.com
Facebook: www.facebook.com/NathanTrentMusic