Wir befinden uns im Jahr 2020, am Anfang der neuen Zwanziger. Es ist das Jahrzehnt, mit dem viele Menschen Zäsuren und Aufbrüche, Untergänge und Neubeginne assoziieren. Es soll das Jahrzehnt sein, an dem wir uns endlich neu erfinden oder für immer zum Teufel fahren. Und es ist das Jahr, in dem The Killers im 20. Jahr ihrer Diskografie stehen. Es gibt ein neues Album, das sechste in der Reihung. Es heißt Imploding The Mirage.
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Ich muss zugeben, ich hatte die Band um den schillernden, viel zu hübschen Rock-Star Brandon Flowers etwas aus den Augen verloren. Das letzte Mal hatte ich sie 2008 mit ihrem Album Day & Age auf dem Zettel. Da trug Flowers noch Federn und wurde ab und zu von Aliens entführt. Damals wurden die The Killers noch als das Wunder der Gegensätze gefeiert. Man kam aus der Wüste von Nevada, funkelte wie die Lichter der Gambling Metropole Las Vegas, nahm sich vom Sound her jedoch aus wie eine Waschechte Britpop Combo, die das Beste aus den 80ern mit dem Flair von New Order und der großen Geste von U2 verband. Und die Band hatte das Potential das alles in die ganz großen Stadien zu bringen, ähnlich wie seinerzeit Muse. Von Anfang an ging diese Melange auf, bereits das Debüt Hot Fuss (2003) erreichte Platin und ich erinnerte mich, warum ich so schnell das Interesse an The Killers verloren hatte.
Wenn Bands zu Unternehmen werden, wird ihr künstlerischer Output zu einem Produkt, vielleicht noch mehr als das bei anderen stark kommerziell ausgerichtet arbeitenden Künstler*innen der Fall ist. The Killers haben in ihrer Karriere diesen Übergang recht früh absolviert. Und mit dem Album Nummer sechs hat der Sound der Band aus Nevada weiter an Profil abgenommen. Man hat sich dafür stärker auf die Signature-Elemente konzentriert, die ihren Erfolg ausmachen und den Wiedererkennungswert enthalten. Nicht einmal Brandon Flowers scheint über die Jahre altern zu dürfen.
Die zehn Songs auf Imploding The Mirage lassen sich mehr oder weniger nahtlos aufteilen in gefühlige 80er Erinnerungsstücke und aufwühlend auffahrende Stadion-Hymnen. Bei Lightning Fields erwartet man zum schmalzigen Up-Tempo-Clapp-Clapp-Refrain fast schon einen mitgröhlenden, neonfarbenen Kinderchor, wird aber hinterrücks von K. D. Langs rauchiger Stimme ins diabetische Koma gesungen. Ich war so ergriffen, ich hab gleich noch einmal an Live Aid gespendet. Die andere Seite derselben Medaille liefert der direkte Nachfolger Fire In Bone, nur dass dieser eher aus der unterkühlten Feder von The Human League stammen könnte. Macht nix, denn gleich danach klingen die Arrangements von Running Towards A Place so deutlich nach Billy Idol, dass spätestens jetzt für jeden Fan des am heftigsten gerevivalten Jahrzehnts etwas dabei ist.
Wenn man darüber aber schon hinweg ist, hat man ja immer noch die andere Hälfte von Imploding The Mirage und die ganz, ganz großen Gefühle. Caution z. B., ist eine Stadion-Hymne wie aus dem Bilderbuch. Da stört es auch nicht weiter, dass sein Gitarrensolo (das einzige auf dem ganzen Album) so weit in den Hintergrund gemischt wurde, dass nichts, aber auch gar nichts mehr an Rock’n Roll erinnert oder My God mit seiner einzigen Hookline auch nur eins kann: nämlich stampfend nach vorn marschieren.
Imploding The Mirage schillert schön bunt, ist perfekt produziert und bereits vor seiner Veröffentlichung ein Hit. Es ist so schön und ohne Überraschungen, dass es den Hörer durch seine Eingängigkeit und das Gefühl der Nostalgie als Geisel nimmt. The Killers sind nicht die erste Band und werden nicht die letzte Band sein, die ihre Fans mittels Stockholm Syndrom an sich binden kann.
Imploding The Mirage ist am 21. August bei Island Records erschienen.
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Tracklist THE KILLERS – Imploding The Mirage:
01. My Own Soul’s Warning
02. Blowback
03. Dying Breed
04. Caution
05. Lightning Fields [feat. k.d. lang]
06. Fire In Bone
07. Running Towards A Place
08. My God [feat. Weyes Blood]
09. When The Dreams Run Dry
10. Imploding The Mirage
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