METALLICA & SAN FRANCISCO SYMPHONY – S&M2

METALLICA & SAN FRANCISCO SYMPHONY – S&M2
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Im April 1999 nahmen Metallica bereits schon einmal zusammen mit dem San Francisco Symphony Orchester eine Live-Compilation im Stil Metal meets Classic auf. Etwas mehr als 20 Jahre später versucht man sich an Teil zwei dieser Kollaboration. Viel ist seitdem passiert. Darunter fällt wohl auch Einiges, das wohl selbst glühende Fans der bestimmt erfolgreichsten Metal Band der Welt gern vergessen hätten. Und auch S&M (Teil 1) schien seinerzeit nicht ganz so gelungen zu sein. Das Zusammenspiel zwischen Orchester und Band funktionierte nicht immer. So entstand bisweilen der Eindruck, man spiele nebeneinander, anstatt miteinander. In Teilen wirkten die Orchester-Arrangements den Songs der Trash Metal Ikonen prätentiös aufgedrängt. Manchmal, so schien es, wurde das klassische Moment einfach nur genutzt, um den Sound etwas „aufzudicken“.

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Das hat man nun bei der zweiten Auflage etwas besser gemacht. Denn obwohl auch bei dieser Version Gassenhauer leicht hysterisch und überzeichnet zuungunsten der Originalarrangements und –instrumentierung dargebracht werden, fallen diese unschönen, bisweilen enervierenden Momente deutlich weniger ins Gewicht als noch bei S&M. Schon zu Beginn kann man hier den direkten Vergleich ansetzen, denn bezeichnenderweise startet S&M2 exakt mit den gleichen Tracks wie noch der Vorgänger. Das Ennio Morricone Stück The Ecstasy Of Gold und The Call Of Ktulu (Ride The Lightning, 1984) erzeugen eine fesselnde und dramatische Atmosphäre. Ein Wagnis, denn über eine Distanz von zwölf Minuten wird erst einmal kein Wort gesungen. Vielmehr werden Erwartungen geschürt. Und die scheinen in der Arena, des neu eröffneten Chase Center eine eigene Haptik zu besitzen. Man muss nicht erwähnen, dass die weitläufige Location an beiden Tagen, an denen die Aufzeichnungen zu S&M2 (06. und 08.09.2019) stattfanden, bis auf den letzten Platz besetzt war. Ferner muss ebenfalls nicht erwähnt werden, dass alle Beteiligten, Band, Orchester (unter der Leitung von Edwin Outwater und Michael Tilson Thomas) und Publikum (gerade die schienen den schönsten Tag ihres Lebens zu haben) mehr als aufgeräumt waren.

Und sogar St. Anger …

Einiges wurde im Vergleich zum Vorgänger an der Setlist mit Blick auf die vergangenen Jahre gedreht. Nun kann man nicht gerade behaupten, dass Metallica ihre besten Alben im neuen Jahrtausend veröffentlicht haben. Auch das aktuelle, 2016 erschienen Studioalbum Hardwired … To Self-Destruct konnte daran nichts ändern. Aber immerhin fanden drei Songs der Scheibe ihren Weg auf S&M2. Damit nicht genug: Sogar ein Titel (All Within My Hands) des Albums, das wir lieber alle vergessen wollen, wurde mit ins Set aufgenommen.

Eine weitere Neuheit auf S&M2 befindet sich im Zentrum des Albums, platziert nach der Set-Pause: Die San Francisco Symphoniker bekommen Gelegenheit Interpretationen von Prokofjew (Auszug aus der Skythischen Suite) und Mossolow (Ballett Stahl: Die Fabrik/Eisengießerei) zu spielen. Letzteres tönt mechanisch und dissonant, wobei das Orchester von der vierköpfigen Band „unterstützt“ oder sagen wir eher etwas hilflos und deplatziert begleitet wird. Ein Höhepunkt wird schließlich erreicht, als Scott Pingel (Anesthesia) – Pulling Teeth (Kill’em All, 1983) komplett als Kontrabass-Solo interpretiert. Schlagartig wird einem hier musikalisch vor Augen geführt: Metal mit Klassik: Das scheint zu funktionieren. Aber umgekehrt offenbaren sich in Wucht, Komplexität und Instrumentierung klassischer Kompositionen schlicht die Grenzen des schweren Metals. Da füllt selbst der lauteste Tropfen nicht den Ozean.

Die letzten vier Songs auf S&M2 schließlich sind Fan-Service par excellence. Hier zeigt man, obwohl Nothing Else Matters irgendwie leicht gehetzt rüberkommt, wer den bekanntesten Trash geschrieben hat und welche Gänsehaut der immer noch heraufbeschwören kann. Leider zeigt man auch, dass diese ikonischen Songs durch die Hände des San Francisco Symphony Orchesters auch nicht mehr besser gemacht werden können. Sogar im Gegenteil werden dramatische, bewusst sparsame Elemente weniger auf den Punkt gebracht und eher durch die Masse der Instrumentierung nivelliert.

Im Fazit ist S&M2 bis auf einige kleine Fehlerchen eine Compilation, die sich nicht nur erklärte Fans von Hetfield, Ulrich, Hammett und Trujillo ins Regal stellen sollten. Die machen das ja sowieso.

S&M2 ist am 28. August bei Blackened Recordings, EMI (Universal Music) erschienen.

Für meine Rezension lagen mir lediglich die Audio-Dateien des Konzert-Mitschnitts vor.

Metallica & San Francisco Symphony: For Whom the Bell Tolls (Live)

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Tracklist METALLICA & SAN FRANCISCO SYMPHONY – S&M2:

01. The Ecstasy of Gold
02. The Call of Ktulu
03. For Whom the Bell Tolls
04. The Day That Never Comes
05. The Memory Remains
06. Confusion
07. Moth Into Flame
08. The Outlaw Torn
09. No Leaf Clover
10. Halo on Fire
11. Intro to Scythian Suite
12. Scythian Suite, Opus 20 II: The Enemy God And The Dance Of The Dark Spirits
13. Intro to The Iron Foundry
14. The Iron Foundry, Opus 19
15. The Unforgiven III
16. All Within My Hands
17. (Anesthesia) – Pulling Teeth
18. Wherever I May Roam
19. One
20. Master of Puppets
21. Nothing Else Matters
22. Enter Sandman

Metallica & San Francisco Symphony: Nothing Else Matters (Live)

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Weblinks METALLICA:

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