Aktuell dürften Völkerball wohl zu den umtriebigsten Bands des Landes gehören. Wie kaum ein anderer Act ist die Rammstein-Tribute-Band zu Corona-Zeiten unterwegs. Nach einigen Autokino-Gigs und weiteren kleineren Shows vor Menschen statt Blechbüchsen stand nun ein Auftritt in der größten Eventhalle Deutschlands an. Aktuell ist die Lanxess Arena zu Köln Schauplatz der Reihe “Arena Now”. Hier wird der Oberrang abgehangen, im Unterrang dürfen die Fans jeweils zu zweit auf den Tribünen Platz nehmen (und am Platz dann auch die Maske abnehmen und gegebenenfalls tanzen) und im Innenraum stehen sogenannte “Cubes”. Dabei handelt es sich um Plexiglasboxen, in die bis zu acht Gäste passen. Eine 360-Grad-Bühne wurde extra in der Mitte aufgebaut. Auch mal was Besonderes.
Lass Dir den Beitrag vorlesen:
Woran man sich in diesen fürchterlichen Zeiten schon gewöhnt hat, ist der Anblick von gähnend leeren Geländen oder Arenen. Und insbesondere für diejenigen, die schon einmal eine ausverkaufte Show in der Lanxess Arena erlebt haben, war es doch gewöhnungsbedürftig, die Riesenhalle derart schwach besucht zu sehen. Doch aktuell muss man ja schon um alles froh sein, was in Sachen Konzert und Kultur irgendwie stattfinden darf. Nachdem sich die mehreren Hundert Zuschauer durch ein Verhaltensregel-Video quälen mussten, in dem die jugendlichen Moderatoren der Güteklasse “100 Prozent Hipster” aber auch auf keinen noch so peinlichen Fremdschäm-Witz verzichteten, ging es pünktlich um 20 Uhr los.
Wie bei Völkerball-Konzerten gewohnt, gab es keine Vorband. Den Startpunkt setzte Ramm 4, ein Stück, dass die Berliner Originalformation als Opener für Livekonzerte in den vergangenen Jahren hier und da mal spielte. Es folgte Feuer frei – und da schossen doch weitaus weniger Flammen durchs weite Rund als üblich. Durch die 360-Grad-Anordnung gestaltete sich die Pyroshow doch ein wenig zurückhaltender. Bei den schwül-warmen Temperaturen, die man von draußen gewohnt war, war das aber gar nicht so schlimm, denn so war es drinnen durchaus erträglich. Nur das brennende Requisiten-Herz bei Mein Herz brennt hätte sicherlich ein wenig mehr Brand vertragen – so richtig wollte das Gerät diesmal nicht Feuer fangen. Abgesehen davon lief aber alles glatt. Und einige unverzichtbare Showelemente waren ja auch wieder mit dabei: Das Grillen des Keyboarders im Kochtopf bei Mein Teil, der Flammenbogen bei Du riechst so gut und der Kinderwagen bei Puppe – ohne geht es eben nicht.
René Anlauff & Co. zockten sich gewohnt mitreißend, kraftvoll und präzise durch ein 19 Songs starkes Set, das Stücke aller sechs Rammstein-Alben berücksichtigte. Der Frontmann zeigte sich auch durchaus redefreudig, forderte immer wieder zum Mitsingen auf und bedankte sich nach dem abschließenden Engel artig bei allen, die dieses besondere Event möglich gemacht haben und dass Völkerball einmal die Möglichkeit hatten, in einer derart prunkvollen Stätte zu spielen. Am Ende bleibt ein unterm Strich einmal mehr überzeugender Konzertabend – und die Hoffnung, dass bei Völkerball-Konzerten im kommenden Jahr wieder richtig aus allen Rohren gefeuert und allen Poren geschwitzt werden kann …
Setlist VÖLKERBALL @ Köln, Lanxess Arena (06.08.2020)
01. Ramm4
02. Feuer frei
03. Zerstören
04. Waidmanns Heil
05. Wiener Blut
06. Haifisch
07. Radio
08. Du riechst so gut
09. Mein Herz brennt
10. Amerika
11. Asche zu Asche
12. Mein Teil
13. Ich will
14. Puppe
15. Du hast
16. Ohne dich
17. Sonne (Z)
18. Deutschland (Z)
19. Engel (Z)