Für alle Freunde des Obskuren haben sich in diesem trostlosen Frühling Künstler:innen von den beiden Labels zusammengetan, die allgemein als die Dealer für das Obskure bekannt sind. Zwei ihrer zwielichtigsten Protagonisten haben uns eine Split kredenzt, die alle Facetten der Definition dieses Wortes erfüllt. Für Prophecy Productions (das hier federführend auftritt) wird das bis jetzt noch unbekannte Projekt Vuur & Zijde auf die Split-EP gebrannt. Dabei bedeutet unbekannt selbstverständlich in unseren Zeiten, dass sich hinter dem noch ungeläufigen Namen, der übersetzt soviel wie Feuer & Seide bedeutet, für Genre-Bewanderte unter uns tatsächlich geläufige Künstler:innen verbergen. Die kennt man beispielsweise aus niederländischen Black Metal und Avantgarde Black Metal Formationen wie Laster, Nusquama und Terzij de Horde. Ohne an dieser Stelle bereits zu viel vorweg zu nehmen: Ja, und das ist bei Vuur & Zijde auch rauszuhören. Die drei der Split-EP beigesteuerten Songs sollen ein Preview auf ein Full-Length Albums sein, das demnächst erscheinen soll.
Lass Dir den Beitrag vorlesen:
Auf der anderen Seite starten Impavida aus dem Hause Ván Records in gewohnt verzweifelter Einsamkeit. Die gesichtslosen Atmospheric Schwarz Metaller bringen es zwar auf insgesamt zwei nihilistische, Albtraum-leere Studio-Alben (Eerie Scenerie 2008; Antipode 2019), hüllen sich jedoch darüber hinaus in bedrückendes Schweigen. Antipode jedoch spricht für sich selbst und ich höre es immer noch schreien.
Starten wir von oben nach unten und demnach mit Vuur & Zijde. Man ließ sich für die Aufnahmen an der friesischen Küste nieder und nahm das Liedgut in einer einsamen Jurte auf. Entsprechend reduziert und klassisch nimmt sich dann auch die Produktion aus. Die Titel der Songs erinnern auch ohne, dass man fließend niederländisch sprechen können muss, stark an die rohen, inspirierenden Örtlichkeiten ihres Ursprungs. Vuur & Zijde setzen mit ihren drei Beiträgen zur Split Zonnestorm, Zilt und Noordzee auf Atmosphäre und Soundkonstruktionen, die ihre Musik erfahrbar und erfühlbar macht.
Da das vorrangig gewählte Mittel hier Black und Post Black Metal mit deutlichen avantgardistischen Elementen ist, macht diese Erfahrung sehr eindringlich und aufwühlend. Aber da ist noch viel mehr. Die Emotion erschließt sich aus Komponenten der Musik, die man in den Songs selbst nicht hört, sich aber aus vorhandenen Bestandteilen in den Stücken selbst, gewissermaßen vor dem inneren Ohr zusammensetzen. Diese Art der expressiv eklektischen Soundkomposition kommt einem schon aus dem Laster-haften Schaffen bekannt vor und es wir einem doch sehr schnell gewahr, wer hier unter anderem die Fäden in der Hand hat. Und so passiert etwas, wenn man Zonnestorm hört. Ganz wie die Bäume, die während jenem rätselhaften Naturereignis schneller zu wachsen scheinen, werden wir in diesen unerklärlichen Strudel apokalyptischen Hallens und das finster sphärische Inferno fern donnernden Entzückens hineingezogen. Im Kern bleiben die Niederländer so geheimnisvoll wie nostalgisch und so bleibt auch im Verborgenen, wem genau von F. N. oder R. wir die wunderschöne, erhabene wie spukhafte Stimme zu verdanken haben, wem das grimmig rasende Tremolo und wem die finster verlorenen Blasts.
Impavida liefern ihrerseits mit unter anderem Wahn & Stille auf dem zweiten Teil des Splits eine Viertelstunde entrückte Verzweiflung, die einem ob des ihm innewohnenden lauernden Nihilismus niederdrückt und mit krankmachender Enge erfüllt. Repetitive, vereinzelte, clean gespielte Noten auf der Gitarre prägen diesen verlorenen Wahnsinn, der uns als Soundtrack irgendwo zwischen weitem, kaltem, nebeligem Black Metal und Noise von God Kills Himself hier aufgeladen wird. Zwischendrin, als fernes Echo kreischt He, Who Walketh The Void verzerrte Agonie. Schwer greifbares, kaum nennbares, flirrend dahinfließendes Grauen. Wunderschön!
Zusammen betrachtet, greifen die fünf Songs auf der EP hervorragend ineinander. Nach den sehr prägenden circa 35 Minuten hat man eigentlich nur noch drei Wünsche: Dass das Debüt von Vuur & Zijde nicht mehr allzu lang auf sich warten lässt. Dass Impavida bis zum nächsten Album bitte nicht wieder elf Jahre verstreichen lassen. Und dass es weitere Kooperationen zwischen Künstler:innen von Prophecy Productions und Ván Records geben möge.
Die Split-EP von VUUR & ZIJDE und IMPAVIDA erscheint am 08. Mai in unterschiedlichen Formaten bei Prophecy Productions.
Erst mit einem Klick auf das Vorschaubild wird das Video von YouTube eingebunden. Klicke nur, wenn du der Datenschutzerklärung zustimmst.
Erst mit einem Klick auf das Vorschaubild wird das Video von YouTube eingebunden. Klicke nur, wenn du der Datenschutzerklärung zustimmst.
Tracklist VUUR & ZIJDE / IMPAVIDA –Split:
01. Vuur & Zijde – Zonnestorm
02. Vuur & Zijde – Zilt
03. Vuur & Zijde – Noordzee
04. Impavida – Gram
05. Impavida – Wahn & Stille
Weblinks VUUR & ZIJDE:
Bandcamp: https://vuurenzijde.bandcamp.com/album/vuur-zijde-impavida
Facebook: https://www.facebook.com/vuurenzijde/
Label: https://de.prophecy.de/kuenstler/vuur-zijde/
Weblinks IMPAVIDA:
Facebook: https://www.facebook.com/trueimpavida/
Bandcamp: https://impavida-vanrecords.bandcamp.com/