Ich weiß noch ziemlich genau, wann ich Dool zum ersten Mal live gesehen habe. Es war zum dritten Prophecy Fest Juli 2017. Die Band hatte im Februar desselben Jahres ihr Debüt Here Now, There Then veröffentlicht. Ich stand ziemlich weit vorn und beobachtete die destillierte Energie der Vier-Saiten-Front. Das synergetische Zusammenspiel, das perfekt und so natürlich schien. Unheimlich für eine so junge Band. Und ich beobachtete Ryanne van Dorst, die Röhre, die mich mit ihrer spröden, coolen Schönheit und ihrer kraftvollen, betörenden Performance fast sofort an Patti Smith und PJ Harvey erinnerte. Und ich dachte mir: So sehen Rock-Stars aus.
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Ich war damit damals überhaupt nicht die erste und sollte auch längst nicht die letzte sein, die so etwas über Dool formulierte. Die Pressestimmen waren sich beinahe beängstigend einig und sie waren einstimmig huldvoll. Here Now, There Then war übrigens abgesehen von dieser Live-Erfahrung auch das erste Album, das ich hier bei Monkeypress.de mit den vollen 10 Punkten bewertet habe. In den letzten drei Jahren hatten die Niederländer Zeit, weiter ausgiebig zu touren. Da waren, ich übertreibe nicht, alle Venues dabei, die das Rocker-Herz begehrt. Dool heimsten einiges an Preisen ein und veröffentlichten eine EP mit einem Cover, das mir Verzückung brachte, Betreiber von Youtube-Kanälen mit der Schere des vorauseilenden Photoshop-Gehorsams ausstattete. Love Like Blood strotzt auch musikalisch vor Selbstbewusstsein.
Summerland nun soll die Wanderung fortsetzen, die mit Here Now, There Then begonnen wurde. Und das gleich auf mehreren Ebenen. Zum einen die Reise als Band, die in den letzten Jahren noch einmal stärker zusammengewachsen ist. Zum anderen ist es auch wieder die lyrische und spirituelle Reise von Ryanne von Dorst. Und die pulsiert und sprüht in den hektischsten, wie lebendigsten Farben. Summerland ist ein sinnlicher, magischer, andersweltlicher Ort, an dem diese spirituellen Erfahrungen eine musikalische Haptik bekommen. Dazu gehören abgründiger Post Rock ebenso, wie die Fantasie anregender Psychedellic Rock und manchmal treibender, manchmal melancholischer Post Rock, der die Songs weit macht und vorausschauend. Hier und da sind diese umhüllt von einem orientalisch süßem Schleier (Good Particle), der dem Ganzen etwas angenehm Eklektisches verleiht. Und dabei versammelt sich auf Summerland kein verkopftes Schneeflockenliedgut, das sich nur zögerlich einigen Auserwählten offenbart. Wie bereits auf dem Vorgänger haben wir auch hier wieder eine Liste abwechslungsreichster Tracks, allesamt eingängig, mitreißend und vielschichtig. Summerland lässt keine Wünsche offen. Für sowas gibt es den Rock.
Songs wie Sulphur & Starlight, aber auch Wolf Moon oder The Well’s Run Dry sind fucking Rock-Hits. Einem ersten Impuls folgend wünscht man sich eine bessere Welt, in der diese Songs aus dem Underground an die Oberfläche und in die Radio-Stationen gespült werden, damit verdammt noch mal jeder hören kann, wie gut diese Band ist. Dann schaut man auf die Spieldauer und ernüchtert. Bei aller Kurzweil, der Brillanz und dem inneren Bedürfnis immer und immer wieder auf Play zu drücken: Mit knapp sieben Minuten Laufzeit wird Sulphur & Starlight niemals im Radio laufen. Aber wer hört denn heute noch Radio? Eigentlich doch nur noch Leute, denen Musik völlig gleichgültig ist.
Dool jedenfalls haben mit Summerland nahtlos an ihren Vorgänger angeschlossen, lässig ausgebaut und werden uns (sobald sie wieder können) zeigen wie man damit eine Stage in Lava verwandelt. Und was sich hier nach so einfachen Worten anhört, bedeutet im Fall der Niederländer wieder mal nichts anderes als ein weiteres perfektes Album.
Summerland erscheint am 10. April in unterschiedlichen Formaten bei Prophecy Productions.
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Tracklist DOOL – Summerland:
01. Sulphur & Starlight
02. Wolf Moon
03. God Particle
04. Summerland
05. A Glass Forest
06. The Well’s Run Dry
07. Ode To The Future
08. Be Your Sins
09. Dust & Shadow
Weblinks DOOL:
Official: https://allthosewhowanderaredool.com
Facebook: https://www.facebook.com/allthosewhowanderaredool
Bandcamp: https://dool-nl.bandcamp.com
Label: https://de.prophecy.de/kuenstler/dool