MY DYING BRIDE – The Ghost Of Orion

MY DYING BRIDE – The Ghost Of Orion
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9

Gesamtnote

9

Doom, doomiger, My Dying Bride

1990 wurden My Dying Bride im britischen Halifax als erste Vertreter des Death Doom Metals gegründet. Meine Güte, 30 Jahre ist das schon her! Und es geht noch weiter mit dem Wundern, denn das von uns ikonisch als DAS Destillat des Untergangs, des vertonten Schmerzes, als Zelebrant entschleunigter Trauer gefeierte Album As The Flower Withers (1992) ist auch schon 28 Jahre alt. Seitdem ist sehr viel passiert bei My Dying Bride. Und damit meine ich nicht nur die bewegte Besetzungsgeschichte der Band, bei lediglich Aaron Stainthorpe und Andrew Graighan die einzigen Konstanten sind. Das Bandgefüge hat auf der Wikipedia-Seite der Band mittlerweile ein eigenes Organigramm. Nein, auch musikalisch gab es zum Ärger und zur Ernüchterung so mancher Fans der ersten Stunde im Laufe der Zeit einige Veränderungen. Schließlich, betrachtet man gerade die letzten fünf Jahre im Sein der Briten, bekam man Sorge, ob My Dying Bride absehbar nach ihrem letzten Album Feel The Misery (2015) überhaupt noch einmal schöpferisch in Erscheinung treten würden.

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Sie tun es: Album Nummer 14 trägt den Titel The Ghost Of Orion und hält formal zunächst einmal Einiges an Veränderung bereit. So ist Calvin Robertshaw schon wieder nicht mehr dabei, am Schlagzeug gibt es ebenfalls einen Wechsel und das neue Album erscheint nicht beim Ur-Label Peaceville, sondern beim Major Nuclear Blast. Ansonsten? Alles beim Alten. Tatsächlich beim Uralten und das tut richtig gut. War Feel The Misery noch arg verkopft und schwer greifbar, ist The Ghost Of Orion ein eingängiger und doch vielschichtiger, köstlich zäh fließender Strom der Trauer und scheint mir dadurch erstmalig geeignet für solche, die sich zum ersten Mal an die leidgeprüften Briten heranwagen wollen.

Vom Opener Your Broken Shore bis zum Schlusstakt von Your Woven Shore erstreckt sich die anhaltend dichte Atmosphäre hoffnungsloser Melancholie und My Dying Bride absolvieren mit Bravour die logische Beweisführung, wie viel Schönheit in Trauer, wie viel Nahrung in der Reduktion stecken kann. Bei The Long Black Land wälzt sich im Grunde nur ein einziges Riff in kriechender Agonie über die Distanz von zehn Minuten durch den Song, während Stainsthorpe uns die seine in finsteren Growls entgegenschleudert. Eine Violine klagt dazu in elegisch gedehnten Passagen. Ein Song mit der Zuversicht einer Bleischürze. Unheilvoll auch das Eröffnungsriff von Your Broken Shore: Typisch für My Dying Bride, einprägsam, episch und als Eröffnungstrack brillant gewählt, da einen das Album ab dem Moment nicht mehr loslässt. Auf The Solace hören wir ätherisch-durchscheinend, aber kraftvoll wie immer plötzlich Lindy-Fay Hellas, die uns als zweite Stimme von Wardruna bekannt sein sollte und die im letzten Jahr mit Seafarer ihr eigenes atemberaubendes Debüt vorgelegt hat. Trotzdem dürfte The Solace wohl der einzige Track auf Ghost Of Orion sein, an dem sich Fans uneins sein werden.

Ansonsten wirkt das 14. Album der Doom-Metal Institution meisterlich wie aus einem Guss und vermeidet hohe Gipfel und tiefe Täler, was es zugänglich für Neulinge und vertraut für altgediente Fans machen dürfte.

The Ghost Of Orion ist am 06. März in unterschiedlichen Formaten bei Nuclear Blast erschienen.

Anspieltipps: Your Broken Shore, The Long Black Land, The Solace

MY DYING BRIDE - Your Broken Shore (OFFICIAL MUSIC VIDEO)

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Tracklist MY DYING BRIDE – The Ghost Of Orion:

01. Your Broken Shore
02. To Outlive the Gods
03. Tired of Tears
04. The Solace
05. The Long Black Land
06. The Ghost of Orion
07. The Old Earth
08. Your Woven Shore

Weblinks MY DYING BRIDE:

Official: www.mydyingdrice.net
Facebook: www.facebook.com/mydyingbrideofficial
Label: www.nuclearblast.de/mydyingbride

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