Beards, Blues und The Big Transformation
Der erste Kontakt mit der Band ZZ Top dürfte sich bei fast jedem ähnlich gestaltet haben: Da gab es dieses eine Video auf MTV. Der rotlackierte Hotrod bis unters Dach voll mit jungen Frauen, deren Röcke so kurz, wie die Haare toupiert und die Lippen grell geschminkt waren, der Junge an der Tankstelle ,mitten in der Wüste und diese kauzigen Typen, die alles, was sich in der simplen “Boy meets Girl(s) Story” abgespielt hat, eingefädelt zu haben schienen. „Like Roadrunner“– stehen ZZ Top in diesem Video am Straßenrand.
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Ja, und Billy Bob Thornton, ein Freund und Fan der Band, der in der Dokumentation That Little Ol‘ Band From Texas neben anderen prominenten Weggefährten zu Wort kommt, hat schon nicht unrecht damit. Irgendetwas Cartoon-haftes hat es schon, wenn das Trio, Erfüllungsgehilfen auf dem langen Weg zur lässigen Coolness gleich, da seine Rolle wahrnimmt: die smoothen, aufeinander abgestimmten Bewegungen, die staubigen Outfits, die allgegenwärtigen Bärte (bis auf den einen – der hat keinen Bart, der heißt aber Bart (Beard) – ernsthaft …). Sie spielen zwar nur Nebenrollen, sie sind jedoch die einzigen Konstanten, sie sind die wahren Stars. Gimme All Your Lovin‘ war das erste Video von ZZ Top, eines der ersten Videos auf dem damals noch sehr jungen Musiksender MTV und es sollte alles für die Band ändern.
Die Dokumentation That Little Ol‘ Band From Texas erzählt uns diese Geschichte jedoch … erst recht spät. Denn sind wir mal ehrlich, diese Geschichte ist bekannt, es sei denn man hat seine Kindheit/Jugend unter einem Felsen verbracht. ZZ Top haben sich 1969 gegründet aber Bärte, das Alleinstellungsmerkmal, haben sie erst seit 1979. Kurz nach der Gründung, fanden sich bereits die Mitglieder in der jetzigen Konstellation zusammen: Billy Gibbons (Gesang und Gitarre), Dusty Hill (Gesang und Bass) und Frank Beard (Schlagzeug) beim Shuffle In C, das der Legende nach damals drei Stunden lang dauerte und nicht unterbrochen wurde. Danach war man sich aber auch einig und blieb zusammen. 50 Jahre lang. Mal im Ernst, welche Band schafft das denn heute noch?
Die Dokumentation zeichnet die Linien der frühen Jahre ziemlich genau nach. Wie der Blues in den Rock griff und man daraus „Partymusic“ machte. Wie man 1975 während Worldwide Texas Tour mit einem ganzen Zoo einheimischer Tiere unterwegs war und sich danach vom Image der „texanischen Aufschneider“ befreite, in dem man 1979, totgeglaubt, mit völlig neuen Ideen und einem gänzlich neuen musikalischen Ansatz und dem Album Degüello wieder auf der Bildfläche erschien. Das alles ist viel fesselnder als der weltweite Durchbruch mit El Loco (1981) und Eliminator (1983).
Man spürt förmlich, wie sehr der Band die alten bluesigen Stücke wie Brown Sugar (ZZ Top’s First Album, 1971) oder La Grange (Tres Hombres, 1973) auch heute noch leben und wieder in die Welt hinaus spielen wollen. Nagelneue Live-Performances dieser und weiterer klassischer Songs aus dem Gruene Hall Texas (dem ältesten Tanzsaal in ganz Texas) finden sich auf der DVD und zeigen die Spielfreude, musikalische Finesse, die unglaubliche Lässigkeit und die rührende Wertschätzung der drei alten Haudegen zueinander. Schon allein wegen dieses Perspektivenwechsels auf die Band, als wirklich ernst zunehmende Blues-Musiker, was eingefleischte Kenner der Band sicherlich schon immer wussten, lohnt sich ein Blick in die Dokumentation.
Die Dokumentation hat eine Laufzeit von gut 90 Minuten. That Little Ol’ Band from Texas erscheint am 28. Februar bei Universal Music.
Zusätzlich gibt es die folgenden musikalischen Aufzeichnungen als Bonusmaterial:
Tracklist – Gruene Hall Bonus Performances:
01. Shuffle In C / Fannie Mae
02. La Grange
03. Brown Sugar
04. Blue Jean Blues
Ham Estate Archives Bonus Performances :
01. Thunderbird
02. Tush
03. Beer Drinkers & Hell Raisers
04. I’m Bad, I’m Nationwide
05. Manic Mechanic
Weblinks ZZ TOP:
Official: https://www.zztop.com/welcome
Facebook: https://www.facebook.com/ZZTop/
Instagram: https://www.instagram.com/zztop/