Naiv ist der musikalische Synergieeffekt
Im noch jungen Jahr legen Thy Catafalque mit Naiv das neunte Studioalbum innerhalb ihrer 20-jährigen Bandgeschichte vor und krönen es gleich mit einem Highlight. Dem Projekt um den aus Makó in Ungarn stammenden, nun in Schottland lebenden Künstler Tamás Kátai eilt der Ruf des schwer Greifbaren, Verkopften und des sperrigen Eklektizismus voraus. Musik, die man sich erarbeiten müsste, die schwer hörbar sei, wo man halt “dran” bleiben muss und die Scheibe mehrmals rotiert, damit man überhaupt etwas erfasst. Das Gegenteil ist der Fall. Zwar, das muss man zugestehen, hat Kátai längst die Gefilde des Progressive Metals hinter sich gelassen. Auch die vornehmliche Einordnung von Thy Catalaque als Avantgarde Metal trifft es nicht ganz und schreckt obendrein noch ab.
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Über die Jahre flossen immer mehr Einflüsse zum harschen Black Metal der Band: traditionelle, ungarische Folklore, Elektronika, Ambient, sehr viel guter Jazz, Wave und sogar Pop, dass mir die Bezeichnung Meta (wie das gleichnamige Album aus dem Jahr 2016) eine sehr treffende Bezeichnung für die Richtung ist, auf die sich Thy Catafalque festgelegt haben. Wie gut die genannten Stile ineinander greifen und sich immer wieder aufs Neue und beinahe natürlich zu innovativ-vertrauten und vielgestaltigen Soundmustern zusammensetzen, zeigt nun auch Naiv.
Da gibt es Tsitsushka, das ein ungeheures Tempo vorlegt. Ein kosmischer Ritt zu den Sternen. Entsprechend space-rockig rifft es da im ersten Teil immer weiter nach oben, bis eine wahnsinnig coole Basslinie das Kommando übernimmt und ein Posaunenchor eine überaus einfalls- und temporeiche von Saxophonen und Keyboards dominierte soundtrackige Jazz-Sektion einläutet. Da kommt man fünfeinhalb Minuten nicht aus dem Staunen raus. Nicht weniger einfallsreich, aber musikalisch völlig im Kontrast zu eben Gehörtem, gestaltet sich der nachfolgende Track Embersólyom. Hier kontrastiert folkloristischer Frauengesang (Martina Veronika Horváth, ex-Niburta, SallyAnne, Nulah) mit ruppigem, dunklem Metal. Das Hauptthema wird wechselseitig sowohl gesungen, von traditionellen Instrumenten und dem Keyboard aufgegriffen und dann von den E-Gitarren, Bass und Schlagzeug weitergeführt. Dadurch nimmt Embersólyom einen dringlich kraftvollen, schamanischen und beinahe bedrohlichen Zug an. A valóság kazamatái eröffnet mit purzelnden Soundpartikeln, die flott von dem Zusammenspiel aus einer orientalisch dominierten Metal Punk Raserei inklusive Harsh-Voices zum Ausklang übernommen werden. Bei Kék madár (Négy kép) ist es eine zarte Flötenmelodie, die zusammen mit traditionellen Saiteninstrumenten verzaubert und das Thema für eine weite Ambient-Landschaft freigibt.
Thy Catafalque greift auch bei Naiv wieder auf eine lange Liste von Gastmusikern zurück, die hier Tamás Kátai obwohl selbst Multi-Instrumentalist unterstützen und diese vielgestaltigen Klanglandschaften erst ermöglichen. So bekommt das Album neben Martina Veronika Horváth auch von Gyula Vasvári (Perihelion) und Zoltán Kónya (Gire) gesanglich Unterstützung. Badó Réti (ebenfalls Gire) ist am Bass zu hören, Vajk Kobza an der Oud, Gábor Drótos (Gutted) spielt Cello, Geige, Bratsche und Akustik-Gitarre, Zoltán Pál (Sear Bliss) Posaune, Sándor Szabó die Querflöte. Die schiere Aufzählung der Namen gibt einen Eindruck ob der Vielfalt von Naiv. Und auch meine kleinen Versuche, den einen oder anderen Track herauszugreifen und ein hier wenig näher zu bringen müssen letztendlich scheitern, wenn man diese dann tatsächlich hört.
Das indes macht wirklich Freude.
Naiv erscheint in verschiedenen Formaten am 24. Januar bei Season Of Mist.
Tracklist THY CATAFALQUE – Naiv:
01. A bolyongás ideje
02. Tsitsushka
03. Embersólyom
04. Számtalan színek
05. A valóság kazamatái
06. Kék madár (Négy kép)
07. Napút
08. Veto
09. Szélvész
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Weblinks THY CATAFALQUE:
Facebook: https://www.facebook.com/thycatafalque
Instagram: https://www.instagram.com/thy_catafalque
Bandcamp: http://tamaskatai.bandcamp.com
Label: http://www.season-of-mist.com/bands/thy-catafalque