Auf den luftig-leichten Schwingen tiefgründiger Melancholie
Als Prophecy Productions Pencey Sloe im April unter Vertrag nahmen, bekamen diese einiges an Rückenwind. Nicht nur, dass die Band mit ihrer Gründung anno 2017 quasi noch feucht hinter den Ohren sind. Das Label krönte darüber hinaus seine Entscheidung mit dem Prädikat “Ausnahmetalent”, höchstwahrscheinlich vor allem unter Kenntnis der selbstbetitelte EP aus demselben Jahr. Hinzu kommt, dass Pencey Sloe einen ziemlich berühmten Fürsprecher haben, der das Shoegaze- und Dream-Pop-Trio aus Paris für so aussichtsreich hält, dass er es in einem Atemzug mit Slowdive und Chelsea Wolfe nennt. Und wer hört schon weg, wenn Neige Musiktipps gibt? Vor allem letzteres scheint Eindruck gemacht zu haben. Ich frage mich an solcher Stelle dann immer unwillkürlich: Hilft man einer so jungen Band mit derartigen Vergleichen tatsächlich oder ist allein schon ihr Absender als Katalysator ausreichend?
Lass Dir den Beitrag vorlesen:
Don’t Believe, Watch Out ist ein wunderschönes Dream-Pop Album, das die charakteristisch verspielten, flirrenden Gitarrenflächen seines Genres aufweist. Ganz klar. Genauso klar ist dann aber auch, dass die Neulinge die Raffinesse und Tiefe, die Ausgereiftheit im Songwirting der Kollegen und Genre-Könige Slowdive noch nicht erreicht haben. Und eine zentrale Frage ist: Wollen die da überhaupt hin? Pencey Sloe wirken in ihrem Spiel und den Arrangements intuitiver, verträumter und melancholischer. Der Sound ist frisch und weniger akademisch. Dafür gleichen sich die Stücke Don’t Believe, Watch Out alle ein wenig. Strukturen wiederholen sich. Das Einzigartige sucht sich noch seinen Platz im Eigenen.
Dann geht mir nicht so ganz auf, warum “Frau am Mikrofon” vorzugsweise immer gleich mit Chelsea Wolfe (also wieder einer Frau, einer sehr bekannten) assoziiert werden muss. Denn stimmlich und musikalisch könnten die Franzosen nicht weiter von der Amerikanerin weg sein. Wo die eine auf dröhnende, klaustrophobische Sounds setzt, welche die verstörende, entfesselt fragile, aber doch ach so widerspenstige Weibesseele gefangen halten, balancieren Pencey Sloe zwischen zölestischer Fragilität, gediegener Dunkelheit und vielschichtiger Eingängigkeit. Wenn überhaupt, dann erinnert mich der Gesang von Diane Pellotieri leicht ein jenen von Rachel Davies der britischen Rockband Esben And The Witch. Wo sich bei Esben aber universitärer, wütender Seelenkampf sehr britisch äußert, sind Pencey Sloe hintergründig, elegant und introvertiert.
Was kann man also zusammenfassen: Don’t Believe, Watch Out ist ein sehr vielversprechendes Debüt einer Band, die man dringend kennenlernen sollte, wenn man es liebt aquarellfarbene Gitarrenflächen ineinander zu träumen während man gleichzeitig die tiefe Melancholie menschlicher Abgründe mit der Stimme eines Engels vorgetragen bekommt.
Don’t Believe, Watch Out ist am 27. September in unterschiedlichen Formaten bei Prophecy Productions erschienen.
Anspieltipps: All OK, Don’t Believe Watch Out
Tracklist PENCEY SLOE – Don’t Believe, Watch Out:
01. Lust of the Dead
02. Buried Them All
03. All Ok
04. Don’t Believe, Watch Out
05. Gold and Souls
06. Sins
07. Empty Mind
08. It Follows
09. Bright Water
10. 17 Springs
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Weblinks PENCEY SLOE:
Official: https://penceysloe.bandcamp.com
Facebook: https://www.facebook.com/Penceysloe
Label: https://de.prophecy.de/kuenstler/pencey-sloe