Auch als eingefleischter und bekennender Fan darf man sich manchmal durchaus die Frage stellen, ob ein Album der Lieblingsband wirklich das Licht der Welt hätte erblicken müssen – und nach mehrfachem Hören zu einer interessanten Erkenntnis gelangen.
Lass Dir den Beitrag vorlesen:
Der einzige neue Song und Opener des The Blanck Mass Sessions Albums ist eine Hommage an verspielte elektronische Tracks einer lange zurückliegenden Dekade und vermag tatsächlich von Beginn an vollends zu überzeugen. Sowohl das hypnotische Video, als auch die verspielten musikalischen Kaskaden weisen auf eine Band, die sich stetig weiterentwickelt, auch wenn gewisse Anleihen an die 80er nicht von der Hand zu weisen sind.
Die nachfolgenden Stücke sind dann durchweg Songs des letzten Albums Violence und wurden bereits im Jahr 2017, noch vor der Veröffentlichung von Violence, von Benjamin John Power/Blanck Mass auseinandergenommen, um sie mit seinem experimentell-elektronischen Sound zu infizieren. Die Editors hatten ihre Rohfassungen zunächst Benjamin John Power überlassen und dann zur letzten Veredelung an Produzenten Leo Abrahams weitergegeben, der daraufhin dann das erfolgreiche Album Violence im März 2018 das Licht der Welt erblicken ließ.
Erst mit einem Klick auf das Vorschaubild wird das Video von YouTube eingebunden. Klicke nur, wenn du der Datenschutzerklärung zustimmst.
Die Band jedoch hängt bis heute so sehr an den Blanck Mass Aufnahmen, dass sie sich für eine separate Veröffentlichung entschieden hat, wie Sänger Tom Smith erklärt: “When we initially approached Ben to work with us on Violence we gave him free reign to do whatever he wanted. It seemed stupid to try and instill any boundaries or direction to him as he has such a singular, authored sound to everything he puts his hand to… so we left him to it. The results of that process being this release. A very visceral version of our album Violence.”
So harmonisch Barricade daherkommt, so gefühlt dissonant wird es im weiteren Verlauf. Cold, eigentlich das packendste Stück Musik auf Violence, wird durch den musikalischen Wolf gedreht und behält leider nicht die immer wieder ausstrahlende Faszination des ursprünglich erschienen Titels. Den Editors wurde zum Erscheinen des Albums Violence durchaus vorgeworfen, nun im massentauglichen Mainstreamstadionrock angekommen zu sein. Vielleicht ist dies der Versuch, sich davon zu befreien. Statt Stadionrock ertönt viel elektronisches, wesentlich brachialer als gewohnt.
Erst nach mehrmaligem Hören erschließt sich die Schönheit einiger Bearbeitungen, wie bei Nothingness zum Beispiel. Kennt man die Versionen von Violence recht gut, erscheinen die jetzigen zunächst recht sperrig und wollen sich nicht in die Gehörwindungen schmeicheln. Erst wenn die bisher bekannten Versionen in den Hintergrund rücken, vermag man sich dem neuen Klang zu öffnen und ihn vollends Willkommen zu heißen.
The Blanck Mass Sessions wurden in farbigem Vinyl für den diesjährigen Recordstoreday am 13.04.2019 gepresst und erscheinen am 03.05.2019 nun auch als Download und CD.
Für wen ist das Album etwas? Für Leute, die gut mit dem krachend elektronischen Anstrich klar kommen und ihm etwas abgewinnen können. Natürlich für eingefleischte Fans, die alles von der Band sammeln. Dann am besten Ausschau nach der Limited Edition auf Vinyl Ausschau halten.
Tracklist EDITORS – The Blanck Mass Sessions:
01. Barricades
02. Cold
03. Hallelujah (So low)
04. Violence
05. Darkness at the door
06. Nothingness
07. Magazine
08. Counting spooks