PUNK IN DRUBLIC – Hannover, Kulturzentrum Faust (04.05.2019)

Fotos: Punk in Drublic Festival in Hannover
Lagwagon, © Cynthia Theisinger
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Das Punk in Drublic ist wohl eins der wenigen Festivals, dass zweimal “sold out” vermelden konnte. Nachdem die ersten Tickets innerhalb weniger Tage weg waren, wurden noch einige nachgelegt, die noch schneller weg waren. Insgesamt wurden so 6900 Tickets für das beliebte Wanderfestival von NOFX unter die Menge gebracht. NOFX sind aber natürlich nicht alleine unterwegs. In Hannover sind Bad Religion, Lagwagon, Less Than Jake, Anti-Flag, The Real McKenzies, Get Dead und The Bombpops. Ein Line-Up also, das es in sich hat. Los geht das Open-Air auf der Faust-Wiese bereits um 13:00 Uhr und lockt mit reichlich Freibier, das die Gemüter direkt erheitern.

Das Gelände ist reichlich gefüllt, das Freibier ist schnell vergriffen und die Menge bereits leicht angeheitert. Zeit für die Musik! Als Erstes stehen The Bombpops auf der Bühne. Leider gibt es hier direkt die ersten technischen Probleme. Direkt zu Beginn fällt die Gitarre von Sängerin Jen Razavi aus. Professionell wird dies von den restlichen Bandmitgliedern mit einem improvisierten Song überbrückt. Sie nehmen es aber auch mit Humor: “We are the foreplay of the evening tonight”, so Jen Razavi, als sie ihre heutige Aufgabe beschreibt. Aber auch sonst sind The Bombpops mit viel Humor unterwegs. “This is a nice song about shitting your pants”, so die weitere Sängerin und Gitarristin Poli van Dam beim Ankündigen des nächsten Songs.

Als Zweites stürzen sich Get Dead ins Rennen. Mit deutlich mehr Power als ihre Vorgänger reißen sie die langsam angeheizte Menge direkt mit. Der zusätzliche Schwung an Bewegung, besonders vom authentisch rotzigen Frontsänger Sam King, setzt seine Wellen auch von der Bühne fort und der Grundton wird etwas wilder. Der Song Fuck You wird kurzerhand etwas angepasst. Sowohl auf die hannoversche Polizei, als auch der Tourbus von The Real McKenzies kriegen ihre eigene Zeile. “Be nice to women, be nice to each other, fuck nazis and fuck the police”, so Sänger Sam King und trifft damit den Nerv der Anwesenden.

Punk mit Dudelsack? Warum nicht? Mit den Worten “Punk in Drublic, we wanna see you fucking move” begrüßt Paul McKenzie von The Real McKenzies die versammelte Menge. Stilecht im Schottenrock, ohne Unterbekleidung. Während er es sich in der Mitte der Bühne bequem gemacht hat, springen seine Kollegen wild umher und heizen die Menge weiter an. “My mother wanted me to be a catholic priest, my father a soldier or police officer, so I decided to piss them all off and became a fucking punkrocker”, erzählt Paul McKenzie aus seinem Leben und bekommt dafür viel Jubel. Die Stimmung kann man am besten mit einem Zitat des Gitarristen beschreiben: “Because I play with your energy I already broke a string”, verkündet er schon nach wenigen Songs.

Mit Anti-Flag steht nun für viele das erste Highlight auf der Bühne. Bereits beim ersten Song Die For Your Government ist das Publikum laut und deutlich zu hören. „Seems like Punk-Rock is good and alive in Hannover today” – Sänger Justin Sane gefällt, was er sieht. Vor der Bühne hat sich inzwischen ein großer Pit geöffnet, der nur zu wenigen Momenten unterbrochen wird. “Raise your middle fingers in the air. Together we sing Fuck Police Brutality“, ermutigt Justin Sane die Menge, welche kurze Zeit später alle Hände in der Luft hat. Auch wenn die Bühnenzeit sehr begrenzt ist, holen sie für eine kurze Ansprache Kein Bock auf Nazis auf die Bühne, welche aufrufen, alle AFD-Plakate auf dem Heimweg niederzureißen. Am Ende des Sets wird kurzerhand noch das Schlagzeug in die Mitte des Pits gebracht und ein Circle Pit drumherum veranstaltet. Ganz im Sinne von Anti-Flag.

Wo die Newcomer The Bombpops nur leichte technische Probleme hatten, müssen Less Than Jake sich mit größeren Problemen anlegen. Der einsetzende Nieselregen verwandelt sich schnell in handfesten Hagel und vertreibt damit so einige in den Schutz der Faust oder weg von der Bühne unter die Bäume. Die, die sich davon aber nicht beirren lassen, feiern aber unterdessen vor der Bühne fröhlich weiter – jetzt auch mit etwas mehr Platz – und tanzen das bisschen Kälte einfach weg. “We are from Florida, we know rain”, sagt Sänger Chris Demakes dazu ganz lässig.

Die Sonne ist wieder da, so auch die Punks. Inzwischen ist es so voll, dass ein Durchkommen überall fast nicht möglich ist. Auch vergeht selten eine Minute, in der man nicht in irgendeiner Form angerempelt wird – egal wo man steht. Für die Erste-Reihe-Gänger ist das kein Problem, ein Rand Zuschauer ist davon jedoch recht schnell genervt. Auf der Bühne hat Lagwagon mit einem anderen Problem zu kämpfen. Ihr Sound ist nicht optimal abgemischt, so dass es schwer ist ihre Songs zu erkennen, egal wie bekannt sie sind. Die Stimmung ist dennoch ausgelassen, so dass durchgehend Bewegung vor und auf der Bühne zu sehen ist. Auch dabei ist immer eine Prise Humor: “What is song about? Its about bees, surviving, not killing the planet und stuff. You know?“ und “Can we sing this together? Just pretend you are in kindergarden”, so Sänger Joey Cape zwischen den Songs.

Mit gereifter Zeit kommen immer mehr dem Motto des Tages “Punk in Drublic” näher. Als Bad Religion die Bühne erklimmen, fliegen direkt unzählige Biere durch die Luft und duschen die ersten Reihen unschön ab. Etwas, das man noch öfter beobachten wird. Der Sound ist wieder klar und die Menge tanzt ausgelassen. So soll es sein! Die Band lässt einem keinen Moment zum Durchatmen. Nicht mal bei den Ansagen hat man kurz Pause. Eine knappe Stunde geht volle Kraft voraus Punkrock der Amerikaner um die Ohren. Auch wenn am Vortag das neue Album Age Of Unreason erschien, ist die Setlist ein bunter Mix zwischen Altem und Neuen. Bad Religion treibt uns durch fast alle Alben, ohne dabei an einem Mangel an Klassikern zu leiden. Lautstarkes Mitgrölen ist vorprogrammiert! Zum Schluss gibt es noch Punk Rock Song bei dem das Publikum noch mal alles gibt.

Da sind sie nun, die Männer der Stunde, NOFX. Kaum auf der Bühne leisten sie sich schon den ersten Patzer. Mit den Worten “Hello Berlin! Oh sorry, this is Hannover.. Hello Hannover!”, begrüßt uns Fat Mike von der Bühne. War da wohl auch schon das ein oder andere kühle Blonde im Spiel? Egal, los geht es im Set! Es dauert nicht lange, bis das Publikum lautstark und textsicher mitsingt. Auch gegen das inzwischen recht kalt gewordene Wetter lässt sich ein Mittel finden: Die Kälte wird einfach wild weggetanzt. “Do you know Eisbrecher? It’s a german band playing tonight in Hannover, so we are the second best band right now”, sagt Fat Mike, was viele Fans jedoch anders sehen. Den ganzen Auftritt über gibt es viele längere Pausen, die von einigen eher als nervig eingestuft werden, gerade da, wie bei allen vorherigen Bands auch, die Zeiten hart durch getaktet sind. Zum Ende wollen NOFX es nochmal richtig wissen und geben Vollgas. Das Publikum geht mit und verausgabt sich zu Stickin’ in My Eye, Bottles To The Ground und Kill All The White Man nochmal komplett. Anschließend heißt es: Ende und wir werden schon um 22:00 Uhr in frühen, aber heiteren, Abend entlassen.

Setlist NOFX @ Hannover, Punk In Drublic (04.05.2019):

01. 60%
02. Seeing Double At The Triple Rock
03. Six Years On Dope
04. Murder The Government
05. Les Champs-Élysées (Jason Crest cover)
06. Leave It Alone
07. Bob
08. 72 Hookers
09. We March To The Beat Of Indifferent Drum
10. Perfect Government (Mark Curry cover)
11. I Don’t Like Me Anymore
12. Herojuana
13. Leaving Jesusland
14. Fuck The Kids
15. Dinosaurs Will Die
16. Eat The Meek
17. I’m So Sorry Tony
18. Linoleum
19. Stickin’ In My Eye
20. Bottles To The Ground
21. Kill All The White Man

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