Das Peter-Weiss-Haus in Rostock ist ein gemeinnütziger kultureller Ort, welches im Zuge der Gründung eines Kulturvereins eröffnet wurde. Ein schönes Gebäude mit verschiedenen Veranstaltungen von Literaturlesungen, Tanzveranstaltungen und Konzerten. In diesem Umfeld soll dann also das drittletzte Konzert der Toten Crackhuren im Kofferraum (TheTCHiK) auf ihrer aktuellen Bitchlifecrisis-Tour stattfinden.
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TheTCHiK, die einzig wahre Punk-Riot-Girlband in Deutschland. Vier Mädels aus Berlin, die sich selbst nicht zu ernst nehmen und für jeden Spaß zu haben sind. Das aktuelle, dritte Album Bitchlifecrisis ist tatsächlich in Deutschland auf Platz 52 in den Media-Control-Charts eingestiegen und somit das bisher erfolgreichste Album der Band. Also sind TheTCHiK ja quasi Popstars, oder? 😉
Nach Popstar sieht es an diesem Abend in Rostock anfangs aber nicht so ganz aus. Der Vorverkauf lief wohl nicht so erfolgreich, und Zahlen zwischen 100 und 150 verkauften Tickets machten die Runde. Es wird also eher kuschelig, wobei die Crackhuren sich mittlerweile auf eine recht stabile Fanbase stützen können. Schließlich sind doch an diesem Abend auch Fans aus Hamburg, Neubrandenburg oder Berlin angereist.
Eröffnet wird der Abend recht Punk untypisch von Haszcara, einer Berliner Hip-Hop-Künstlerin, die seit September letzten Jahres ihr Debüt Polaris am Start hat. Für mich wirkt die Kombi etwas irritierend, da ich eine Woche vorher noch die Punk-Krawallmacher von Der Wahnsinn als Support der Crackhuren erleben durfte. Haszcara liefert aber ein solides Set ab, in dem es ihr durch ihre Ausstrahlung und Auftreten auch schnell gelang, das Publikum anzufixen und zum Tanzen zu animieren. Haszcara gehört sicher zu den positiven, hübschen Seiten des Deutsch-Raps. Höhepunkt des Sets war der kleine Hit Hannah Montana, bei dem der mittlerweile doch schon gut gefüllte Saal lauthals mitsingen konnte. Respekt, diese kleine Frau war ganz groß und da könnte was auf uns zukommen.
Setlist HAZSCARA @ Rostock, Peter-Weiss-Haus (06.04.2019):
- Money over Kitchen
- Gift
- Schon lange
- Mit der Clique
- Das ist ein Skit
- Nachtdepression
- Lauter Rapper
- Kein Problem
- Hannah Montana
- Niemand der so redet
- Representa
Nach sehr kurzer Umbaupause war es dann schon Zeit für das Intro zu den Toten Crackhuren im Kofferraum. Die Mädels haben keine Starallüren, ginge hier heute aber auch eh schlecht, da sie zur Bühne quer durchs Publikum müssen. Aber egal, jetzt ist Spaß angesagt. Mittelpunkt der Show sind Mastermind Lulu und Doreen K.Bieberface. Eingerahmt von Kristeenager (Kristin) und Ilay ein äußerst schönes Line-Up. Begleitet werden die Mädels von den drei Musikern Hansi (Drums), Marcel (Gitarre) und Eichi (Bass), die dem Ganzen eine musikalische Punkattitüde verleihen. Der Sound ist erstaunlich gut, und trotz fehlendem Gehörschutz erleide ich nicht die heutzutage schon fast obligatorischen Folgeschäden. Mein voller Respekt für den Mann am Mischpult, der sein Handwerk wirklich versteht. Gut, dass es auch solche Menschen noch gibt.
Von süßen Boys und Patschuli-Öl
Die Setlist lässt sich ganz einfach erklären. Hits, Hits, Hits… zumindest für diejenigen, die den Crackhuren schon länger folgen. Ich und mein Pony, Ronny & Clyde, Süße Boyz und natürlich im Mittelpunkt die Songs der aktuellen Platte. Den Hauptpart teilen sich Lulu und Doreen, wobei Doreen eher die Rampensau abgibt und auf Tuchfühlung mit dem Publikum geht, Crowdsurfing inklusive. Kristin spielt ein paar Passagen am Keyboard und Ilay entzückt durch ihr Lächeln und besonders durch ihre lasziven Tanzeinlagen, besonders bei Patschuli-Öl, zu dem die Mädels einen Moderator eines örtlichen Radiosenders auf die Bühne holen, der dann genüsslich von Lulu und Doreen eingeölt wird.
Man ist erstaunt, was die Mädels trotz oder gerade wegen des eher geringen Budgets auf die Bühne bringen. Man könnte abfällig lächeln, wenn die Band selbst dafür verantwortlich ist, mittels Kippschalter am Mikroständer das Licht ein- oder auszuschalten. Aber das gehört nun mal dazu. Hier gibt es keine Grenzen zwischen der Band auf der Bühne und dem Publikum. Rostock feiert, tanzt und singt mit. Und langsam dämmert es mir gewaltig, dass es genau das ist, was die Crackhuren ausmacht. Vier Charaktere, die man schnell ins Herz schließt, und die sich nach dem Konzert locker unter das Publikum mischen für Selfies, Autogramme und Smalltalk.
Dabei kommt der Höhepunkt der Bitchlifecrisis ja noch auf die Band zu. Nachdem sie 2013 bei Stefan Raabs Bundesvision-Song-Contest auftraten, gehören die Crackhuren 2019 zum Line-Up des Hurricane-Festivals in Scheeßel!
Setlist THE TOTEN CRACKHUREN IM KOFFERRAUM @ Rostock, Peter-Weiss-Haus (06.04.2019):
- Intro
- Geniale Asoziale
- Katzenfleisch
- Crackhurensöhne
- Wir hassen Sport
- Bambi
- Spaß muss sein
- QVC gegen Geilheit
- Ronny & Clyde
- Patschuli-Öl
- Behindert
- Hämatom
- Ihr kriegt mich nicht
- Klaus
- Rumlaufen Stress machen
- Süße Boyz
- OK Ciao
- Kopf Knie
- Selbsthilfegruppe (Z)
- Minus 1 (Z)
- Ich brauch keine Wohnung (Z)
- Pony (Z)
- Ich hab keinen Spaß (Z)