A PERFECT CIRCLE / CHELSEA WOLFE – Köln, Palladium (10.12.2018)

Fotos: A PERFECT CIRCLE
A Perfect Circle ©Marcus Nathofer
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29. Januar 2004. Das Datum des letzten NRW-Konzerts von A Perfect Circle. Da sollte es doch verwundern, dass auf Facebook und vor dem Palladium noch massig Karten in allerletzter Minute zu Schleuderpreisen offeriert wurden. Kurzum: Ob man den Normalpreis von 56 Euro oder deutlich weniger gezahlt hat – es hat sich gelohnt. Die Band um Maynard James Keenan und Billy Howerdel sollte ihre Fans voll in ihren Bann ziehen.

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Vorher versuchte genau dies auch Chelsea Wolfe. Zumindest bei einem Teil des Publikums gelang es. Die Kalifornierin präsentierte ihren doomigen, schleppenden Sound, der so recht in kein eigenes Genre passen will, mit einer dreiköpfigen Liveband. Zwei Bässe und polternde Drums machten ordentlich Lärm, über allem thronte die glockenklare Stimme der 35-Jährigen mit den rabenschwarzen Haaren. Auf Zwischenansagen verzichtete sie nahezu gänzlich, auf Bühnenbeleuchtung ebenfalls. Was dem Gesamteindruck aber absolut nicht schadete, ganz im Gegenteil: Solche Musik hört man am besten in einem ununterbrochenen Fluss im Stockdunklen über Kopfhörer – oder eben in einem ununterbrochenen Fluss im Stockdunklen live.

Setlist CHELSEA WOLFE @ Köln, Palladium (10.12.2018)

01. Feral Love
02. Spun
03. Vex
04. After The Fall
05. House Of Metal
06. Carrion Flowers
07. 16 Psyche
08. Survive
09. Scrape

Viel mehr Licht gab es auch bei A Perfect Circle nicht. Von Sänger Maynard James Keenan waren auf seinem Podest nur Umrisse zu erkennen, auch die anderen Bandmitglieder Billy Howerdel, Jeff Friedl, Matt McJunkins und Greg Edwards (als Ersatz für James Iha, der gerade mit den Smashing Pumpkins zu tun hat) wurden nur spärlich angestrahlt. Stören sollte dies nicht. Die Video-Screen-Installation war nämlich einfach nur beeindruckend (siehe Fotos).

Zudem verbot die Band den Anwesenden ausdrücklich die Benutzung von Smartphones für Fotos oder Videos. Es gab per Security, Plakaten und Ansagen die klare Vorgabe: Wer beim Knipsen oder Filmen erwischt wird, fliegt sofort raus. Das mag den ein oder anderen irritiert oder vielleicht sogar verärgert haben – in Wahrheit war es aber eine absolute Wohltat, nach langer Zeit mal wieder ein Konzert verfolgen zu können, bei dem das Publikum den Auftritt durch die eigenen Augen und nicht durchs Handy-Display verfolgt. Freie Sicht auf die atmosphärisch-bunte Licht-/Videoshow – denn tatsächlich hielten sich alle daran.

Maynard in Top-Form

Es wäre aber auch zu töricht gewesen, einen Hallenverweis zu riskieren. Denn A Perfect Circle lieferten einen faszinierenden Auftritt mit maximaler Sogwirkung ab. Herausragend dabei vor allem die stimmliche Form Keenans. Der Mann wandelt auch mit 54 Jahren noch ohne jeden Wackler durch verschiedenste Tonhöhen. Textpatzer? Kein einziger. APC musizierten sich quer durch ihre vier Platten, wobei dem aktuellen Output Eat The Elephant naturgemäß der meiste Platz in der Setlist eingeräumt wurde.

Doch auch Fans der älteren Werke kamen auf ihre Kosten. The Hollow, Rose, The Noose, Weak And Powerless, sogar zwei Cover von der eMotive-Platte schafften es ins Set. Manch einem mag insbesondere der Mittelteil ein wenig zu ruhig gewesen sein – spätestens beim hämmernden Counting Bodies Like Sheep To The Rhythm Of The War Drums und dem folgenden Brecher Judith waren aber alle wieder wach. Mit einer der für ihn seltenen Zwischenansagen läutete Keenan dann den Abschluss ein – ein AC/DC-Cover hätten wohl nur die Wenigsten erwartet. Das epische The Package mit seiner beeindruckenden Laut/Leise-Dynamik und das ausladene Delicious schlossen gegen 23 Uhr einen großartigen Abend ab. Und da sich über die 105 Minuten Konzertdauer alle brav ans Foto- und Videoverbot hielten, erlaubte Keenan den Fans eine Minute vor dem Ende dann doch, zumindest zwei, drei Erinnerungsaufnahmen zu schießen („Now you can text your mum – or whoever you want“). Ein durchaus faires Belohnungssystem, nicht wahr?

Billy Howerdel verabschiedete sich mit einem „We’ll see you very soon“ – schwer zu glauben, wenn man um die Pläne von Keenans Hauptband Tool für die nahe bis mittelfristige Zukunft weiß. Aber es sollte bitte nicht nochmal fast 15 Jahre dauern. Denn APC sind weitaus mehr als nur eine „Zweitband“ Maynard James Keenans.

Setlist A PERFECT CIRCLE @ Köln, Palladium (10.12.2018)

01. Eat The Elephant
02. Disillusioned
03. The Hollow
04. Weak And Powerless
05. So Long, And Thanks For All The Fish
06. Rose
07. Thomas
08. Peace, Love And Understanding
09. Vanishing
10. The Noose
11. 3 Libras (All Main Courses Mix)
12. The Contrarian
13. TalkTalk
14. Hourglass
15. The Doomed
16. Counting Bodies Like Sheep To The Rhythm Of The War Drums
17. Judith
18. Dog Eat Dog (AC/DC-Cover)
19. The Package
20. Delicious

Weblinks A PERFECT CIRCLE:

Website: www.aperfectcircle.com
Facebook: www.facebook.com/aperfectcircle

 

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