KING DUDE – Music To Make War To

KING DUDE – Music To Make War To
Geschätzte Lesezeit: 3 Minute(n)

8.5

Gesamtnote

8.5

Die Bohème und der Krieg

Nach Alben über Tod (2010), Liebe (2011), Angst (2014), Fleisch (2015) und Sex (2016) versucht sich eure Dudeheit nun am Thema Krieg. Die Wahl des Titel sei, glaubt man Thomas Jefferson Cowgill, ein “happy accident” und habe nichts im Speziellen, wenn dann nur im Allgemeinen und schon gar nichts im Wortwörtlichen mit aktuellen Dingen zu tun. Denn die Entscheidung über alle Album-Titel sei seit Love (2011) festgeschrieben, so auch der aktuelle: Music To Make War To.

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Ja, und dann kommt die Metapher mit dem Karussell. Bei Betrachtung kann die geschichtliche Abfolge von Krieg und Frieden, wie alles an einem vorbeirauscht, schon irgendwie schwindelig und krank machen, mit so einem Gefühl von Ekel. Und ist es nicht auch die Frage, ob man auf dem Karussell sitzt oder daneben steht? So ein Perspektiven-Ding? Krieg kann ja auch so viel bedeuten: Krieg zwischen Völkern, zwischen Familien, in Familien … Und auch die Liebe muss im Krieg nicht sterben. Nein, der Krieg kann uns sogar zu einem tieferen Verständnis von Liebe, Verzweiflung und Reue führen. Kommt eben drauf an, wo und ob man auf dem Karussell sitzt. Das in etwa sind die inhaltlichen Einlassungen von TJ Cowgill.

Der hat sich offenbar einen guten Platz außerhalb dieser Jahrmarktsattraktion gesichert. Ich versuche diesen Erläuterungen zu Music To Make War To zu folgen, während das Album Song für Song über meine Kopfhörer dringt. Eine Meta-Annäherung ans Thema: Inhaltlich verklausuliert genug, um sich nicht festlegen zu müssen, aber mit genug Fatalismus, um klug mitreden zu können. Immerhin ist doch jeden Tag irgendwo auf der Welt Krieg, jede Menge davon. Was mache ich nun daraus?

King Dude - Velvet Rope

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Auf der einen Seite ärgern mich solche Beschreibungen, weil ich sie zum Teil abgeschmackt, klischeehaft und nicht wirklich kreativ finde. Zum anderen – und wahrscheinlich ärgert es mich deswegen umso mehr – weil Music To Make War To ein wirklich großartiges Album ist, das seine Qualität dadurch selbst schmälert.

In den letzten acht Jahren ist es King Dude gelungen, ihren Stil immer weiter zu schärfen und damit zu einer der bedeutendsten Bands im Bereich der Dark Americana zu werden. Langsam aber sicher tritt eurer Majestät – und man möge mir mitteilen, wenn ich übertreibe – das finstere Erbe von Johnny Cash an. King Dude machen Musik für Leute, die Dunkelheit als einen Lebensstil und weniger als Bedrohung betrachten, als ein Mittel der Distinktion. Möglicherweise liegt hier auch die leise Gefahr für den feinsinnigen Elitismus, gepaart mit einem Eskapismus, für deren Ästhetik King Dude ein sicheres Fingerspitzengefühl entwickelt haben.

In deren Zentrum steht Cowgill mit seiner grüblerischen, tiefen, hypnotischen Stimme. Die wirkt auf der einen Seite fast schon sexuell anziehend, kann anderseits auch etwas bedrohlich Zwingendes haben, wie in Time To Go To War, einem Song, der sich wie dunkle Gewitterwolken zusammenbraut. Auch die weiteren neun Tracks des Albums machen keinen Hehl aus der Tatsache, dass wir es hier mit einem ganz großen Songwriter unserer Zeit zu tun haben. Sie präsentieren eine Bandbreite aus Dark und Neo-Folk, Blues, Country, Post-Punk und Rock in einer genialen Mischung aus musikalischem Einfallsreichtum und Eingängigkeit. In einer besseren Welt würden Songs wie Velvet Rope und I Don’t Write Lovesongs Anymore im Radio laufen und wären Chart-Erfolge.

Music To Make War To ist ein aufregendes, düsteres Album, das den Untergang zelebriert, aber Hoffnung, Liebe und Schönheit dabei nicht vergisst. King Dude inszenieren sich darauf als die dunklen Regisseure dieser feinsinnigen, wie expressiv-köstlichen Apokalypse.

Music To Make War To erscheint am 24. August bei Ván Records.

Anspieltipps: Velvet RopeI Don’t Write Lovesongs Anymore

Tracklist KING DUDE – Music To Make War To:

01. Time To Go To War
02. Velvet Rope
3. Good And Bad (feat. Josephine Olivia)
4. I Don’t Write Love Songs Anymore
5. Dead Before The Chorus
6. Twin Brother Of Jesus
7. In The Garden
8. The Castle
9. Let It Burn
10. God Like Me

Termine KING DUDE – Music To Make War To –Tour 2018:

20.09.2018 Berlin, Lido
21.09.2018 Leipzig, Conne Island
26.09.2018 München, Feierwerk
05.10.2018 Oberhausen, Helvete
06.10.2018 Würzburg, Immerhin

Weblinks KING DUDE:

Official: https://kingdude.myshopify.com/
Facebook: https://www.facebook.com/kingdudemusic/
Bandcamp: https://kingdude.bandcamp.com/

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