Wer beim M’era Luna viel Programm mitnehmen möchte, muss bekanntermaßen beim Schlaf auch mal Abstriche machen. Also am Sonntag zeitig aufgestanden, den Parcours Bett – Bad – Frühstück absolviert, anschließend alles in die Tasche geworfen und los in Richtung Festivalgelände, wo man längst nicht der erste war.
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Schattenmann als Opener konnten bereits eine beachtliche Menge an Leuten vor die Bühne ziehen, die merklich auch wirklich für sie gekommen waren. Die schnelle NDH-Nummer Brennendes Eis eröffnete den zweiten Festivaltag angemessen und der Bitte „tanz, tanz“ wurde gerne nachgekommen. Hin und wieder ein Knall dazu, denn was spricht morgens um elf schon gegen Pyro-Effekte? Mit Gekentert gab es eine eingängige Ballade, bevor mit Generation Sex und AMOK die provokanteren Stücke dargeboten wurden. Gerade bei letzterem wurde man erneut überrascht von der Bühnenshow – eine gefakete Sprengstoffjacke ist die eine Sache, aber dass Sänger Frank Herzig auf einmal mit einer Kettensäge auf der Bühne steht, war unerwartet. Mit dem Titeltrack des aktuellen Albums Licht an ging ein gelungener Auftritt leider viel zu schnell zu Ende.
02. Gekentert
03. Generation Sex
04. AMOK
05. Licht an
Auch wenn es an diesem zweiten Festivaltag deutlich wärmer war als am Vortag, so ist das die künstlerische Corporate Identity natürlich stets zu wahren, sodass Heimatærde auch hier wieder in Kettenhemden auf der Hauptbühne standen und ihren Elektro mit Mittelalter-Einfluss zum Besten gaben. Mit Stücken wie König von Thule war auf der einen Seite Tanzbarkeit garantiert, auf der anderen Seite stehen Heimatærde auch immer wieder für eine gute Bühnenshow. Da wurden die Schwerter geschwungen, bei Hick Hack Hackebeil kam eben auch selbiges zum Einsatz, langweilig wurde es nie. Zum Schluss wurde ein Pater Noster gebetet (auch das Publikum wurde angehalten, niederzuknien) und mit Heimatærde das Set beendet.
02. Hoch hinaus
03. König von Thule
04. Tanz
05. Wie ein Tier
06. Hick Hack Hackebeil
07. Pater Noster / Heimataerde
Nachdem es nun Kettensägen, Schwerter und Blut auf der Bühne zu sehen gab, war es Zeit für etwas mehr Besinnung. Akustik-Gitarren, Streicher, Schlagzeug und sogar eine Tuba fuhren Die Kammer hier auf, um mit ihrem Akustik-Set das Publikum zu überzeugen. Das Motto: „Keine Sequencer, keine Harddisc, alles echt – soll aber rocken wie der Eisbrecher nachher“. Ein schwieriger Vergleich, aber mit ihrem Kammer-Pop haben Die Kammer es auf jeden Fall geschafft, auf dem M’era Luna Festival für gute Laune zu sorgen. Mit dabei hatten sie beispielsweise ihre erste Single The Orphanage sowie auch Sinister Sister, bevor sie mit dem Carnival of the Peculiar ihr Set beendeten und für Bannkreis die Bühne frei machten. Ein Set, das manchen vielleicht zu leise war. Aber ließ man sich drauf ein, so gefiel es.
02. Line of last Resistance (Version 2)
03. The Orphanage
04. Sinister Sister
05. Carnival of the Peculiar
Im Hangar ging es elektronisch zu. Während des Sets von Torul klangen zwar zwischenzeitlich die Gitarren von Lacrimas Profundere auf der Mainstage durch, aber dies war maximal zwischen den Stücken von Torul zu hören. Mit harmonischen Elektro-Klängen wie beispielsweise der Single Explain, das tanzbaren Synthie-Pop der ruhigeren Prägung bot, unterhielten Torul ihr Publikum bestens. Was bei anderen Bands oft das Ende bedeutet, wurde bei Torul problemlos gemeistert: Der seit 2016 singende Maj Valerij trifft auch die Töne seines Vorgängers bestens, bei neuerem Material wie Saviour Of Love und You Won ist er davon ab sowieso schon in der Entstehung dabei gewesen. Am Ende des Auftritts stand ein kurzweiliges Elektro-Set.
02. Explain
03. In Whole (Recharged version)
04. Monday
05. Lonely Night
06. Saviour of Love
07. You Won
08. Waterproof Theme
25 Minuten Umbau und weiter ging es mit Frozen Plasma. Vasi Vallis wie gewohnt hinter seinen beiden Notebooks, Felix Marc hingegen dabei, die Bühne in seiner Größe gut auszunutzen. Und vor ihnen: Ein gut gefüllter Hangar, der dazu führt, dass auch zahlreiche Zuschauer die Show draußen vor der Leinwand verfolgten. Zurecht, denn es war eine wirklich gute Show mit Stücken wie Saving the moment, Maniac, Living on video oder auch Tanz die Revolution. Ob es nun die Revolution war, die getanzt wurde: Nicht nur Sänger Felix Marc war stets in Bewegung, getanzt wurde ausgiebig und ausdauernd. Da haben die beiden in ihrer Dreiviertelstunde Spielzeit bis hin zu Murderous trap alles richtig gemacht.
02. Safe.dead.harm
03. Saving the moment
04. Irony
05. Maniac
06. Living on video
07. Tanz die Revolution
08. Murderous trap
Schnell raus, denn einer der sicherlich eingesessensten Szene-Acts stand auf der Hauptbühne und konnte sich auf eine große Fanbase verlassen. L’âme Immortelle spielten auf und präsentierten eine bunte Mischung ihrer Karriere. Mit dem sich langsam aufbauenden Unendlich angefangen war direkt darauf Tiefster Winter – und das bei sommerlichen Temperaturen… Druckvolle Gothic-Sounds, Gesang zwischen Härte (Thomas Rainer) und Gefühl (Sonja Kraushofer) und ein abwechslungsreiches Set sorgten für Begeisterung. Natürlich, wer in der Band zu viel Klischee sieht, wird auch bei diesem Auftritt seine Meinung nicht geändert haben, bei den anderen aber kamen Titel wie Fallen Angel, Es tut mir leid, Phönix wie auch das abschließende 5 Jahre hervorragend an. Was manch einer vermisst hat, war Bitterkeit. Aber so ist das nun mal beim Festival: Die Spielzeit ist eben begrenzt. Das schwächt den Gesamteindruck keineswegs.
02. Stumme Schreie
03. Fear
04. Fallen Angel
05. Schwerkraft
06. Ich fang Dich auf
07. Letztes Licht
08. Es tut mir leid
09. Phönix
10. 5 Jahre
Wer seinen Elektro gerne etwas härter genießt, ging schnell rüber zur Hangar-Bühne, denn mit Aesthetic Perfection war die Melange aus Härte und elektronischer Tanzbarkeit gewohnt gegeben. Auch wenn sich Sänger Daniel Graves eher als einen zurückhaltenden Typen ansieht, so ist auf der Bühne kaum zu bremsen. Knallhart ging es los mit A Nice Place to Visit und The Great Depression, bei denen man direkt merkt, dass die Band längst ein gern gesehener Gast hier ist. So spielen sich die Musiker durch die verschiedenen Schaffensphasen, auch die von manchen kritisierte poppige Schlagseite bei Stücken wie Ebb and Flow oder auch LAX tat der guten Stimmung keinen Abbruch. Diese waren in einen guten Spannungsbogen eingewoben, bei dem das Set mit erneut mit Härte in Form von Spit it Out beendet wurde.
02. The Great Depression
03. Inhuman
04. Rhythm + Control
05. Antibody
06. Never Enough
07. Ebb and Flow
08. Love Like Lies
09. LAX
10. The Dark Half
11. Spit it Out
Dass der eine oder andere den Hangar zwischendurch verließ, hatte nichts mit der Qualität von Aesthetic Perfection zu tun, sondern eher damit, dass Peter Heppner auf der Hauptbühne loslegte. Der Mann mit der einzigartigen Stimme ging dabei quer durch seine Solo-Alben, Wolfsheim, Stücke mit Alvarez wie auch mit Schiller… Gemeinsam mit seiner Live-Band kam dies alles aus einem Guss und führte zu vielen Gänsehäuten und großem Jubel. Ob Once In A Lifetime, Meine Welt oder The Sparrows And The Nightingales, Heppner musste sich hier keine Sorgen machen. DER Moment des Auftritts (für manche vielleicht gar des Festivals) folgte aber nach letzterem Stück: Joachim Witt betrat die Bühne und die beiden spielten seit Jahren mal wieder gemeinsam Die Flut. Und als sei das nicht genug: Beide zusammen haben eine neue Single aufgenommen, die erste gemeinsame seit 20 Jahren, und führten diese hier erstmals auf. Was bleibt präsentierte sich als wirklich guter Nachfolger und hat ein großes Hitpotenzial. Ein besonderer Moment! Aber auch danach hatten Heppner und Band noch drei weitere Stücke mit dabei. Definitiv ein Highlight des M’era Luna Festivals 2018!
02. Alleinesein
03. Once in a Lifetime
04. Vielleicht?
05. Meine Welt
06. The Sparrows And The Nightingales
07. Die Flut (mit Joachim Witt)
08. Was bleibt (mit Joachim Witt, Uraufführung)
09. Leben… I Feel You
10. Kein Zurück
11. Wir Sind Wir
Konstrastreich ging es weiter auf der Hauptbühne mit Saltatio Mortis. Der Publikumsaustausch war merklich, denn der mittelalterliche Rock mit seinen Dudelsäcken und Sackpfeifen spricht eben doch eine andere Zielgruppe an, wie man ja auch am Vorabend bereits bei In Extremo gemerkt hat. Aber durchaus wissen Saltatio Mortis, wie man ein Publikum bei Laune hält, machen zwischen den Stücken wie Wo sind die Clowns?, Prometheus und wie sie alle heißen humorige Ansagen und haben auch viele Show-Elemente in petto. Wenn man von Nähe zum Fan spricht, so kann man dies bei Saltatio Mortis auch wörtlich sehen, denn Sänger Alea springt auch gerne mal ins Publikum und lässt sich von ihm tragen, wie er es auch in Hildesheim tat. Eine kurzweilige Stunde für Fans des mittelalterlichen Rocks.
02. Idol
03. Wo sind die Clowns?
04. Große Träume
05. Dorn im Ohr
06. Wachstum über alles
07. Prometheus
08. Heimdall
09.Totus Floreo
10. Rattenfänger
11. Brunhild
12. Koma
13. Spielmannsschwur
Eine Band, die im Umfeld des M’era Luna Festivals vielleicht ungewöhnlich wirken mag, stellte sich im Anschluss im Hangar als Glücksgriff heraus. Das M’era Luna-Publikum feierte den Abriss, den Atari Teenage Riot hier boten, euphorisch. Der „digital hardcore“, wie die Band ihn selbst bezeichnet, ging in Mark und Bein, es war laut, es war wild. Geschredderte Sounds, schnell Bässe, Shouts von Alec Empire und Nic Endo und ein Programm mit Nummern der Marke Destroy 2000 Years Of Culture, Into The Death und No Remorse. Die Sounds der Band haben eindeutig mit all den Jahren nichts von ihrer Wirkung verloren und haben auch weiterhin Aussagekraft. Als Alec Empire noch einmal die Hintergründe der einstigen Gründung von Atari Teenage Riot erklärte, merkte man direkt, wie wichtig diese Inhalte auch gerade heute noch sind. Ohne drei Stücke Zugabe ging am Ende folglich nichts.
02. Blood In My Eyes
03. Transducer
04. Destroy 2000 Years Of Culture
05. Reset
06. Into The Death
07. Modern Liars
08. No Remorse
09. J1M1
10. Speed
11. Adrenaline
12. Collapse Of History (Z)
13. Activate (Z)
14. We Are From The Internet (Z)
Draußen war indes mit Front 242 bereits der Co-Headliner aktiv und zeigte, dass EBM längst nicht tot ist, wie seit so vielen Jahren immer wieder geunkt wird. In Live-Besetzung mit Synthesizer, Schlagzeug und wie gewohnt zwei Sängern auf der Bühne gaben sie eine Stunde lang ihrer Klassiker zum Besten und sorgten immer wieder für Begeisterung. Schon früh ist die Stimmung bei Stücken wie Body To Body sehr gut und der Flughafen wurde erneut zur überdimensionalen Tanzfläche. Dabei verstand es die Band auch immer wieder gut, das Publikum zu animieren und trotz der riesigen Menschenmenge ein Gefühl entstehen zu lassen, nah am Fan zu sein. Der Blickkontakt wurde gesucht und gefunden, Band und Publikum feierten gemeinsam. Wenn man dazu noch Klassiker wie Moldavia, Funkahdafi und natürlich Headhunter im Gepäck hat, kann da gar nichts schiefgehen bis hin zum furiosen Finale mit Welcome To Paradise.
02. Take One
03. Body To Body
04. Together
05. Triple X Girlfriend
06. Quite Unusual
07. Moldavia
08. Funkahdafi
09. U-Men
10. Commando Mix
11. Until Death (Us Do Part)
12. Headhunter
13. Im Rhythmus Bleiben
14. W.Y.H.I.W.Y.G.
15. Masterhit
16. Welcome To Paradise
Viele Freunde des harten Elektros gingen nun noch einmal zum Headliner in den Hangar, den Hocico traten an. Live-Drums, Racso an der Elektronik und ein gut aufgelegter Erk Aicrag, der hier nach dem Rabia Sorda-Set am Vortag seine zweite Schicht hatte. Müdigkeit steckte ihm merklich nicht in den Knochen, so wie er sich hier über die Bühne bewegte. Somit konnte er die Stimmung gut anheizen, die bei Hocico-Fans sowieso bereits sehr gut ist, wenn Klänge der Marke Sex Sick und Bite Me! zu hören sind. Dabei gelang es, die Stimmung immer weiter zu steigern, mit Stücken wie Ecos und Poltergeist ging es langsam Richtung Finale, bei dem mit Forgotten Tears und Tiempos de Furia noch einmal alles gegeben wurde. Ein würdiger Hangar-Headliner!
01. Scars
02. Sex Sick
03. I Abomination
04. Bite me!
05. Bienvenido a la Maldad
06. Ecos
07. Poltergeist
08. Dead Trust
09. Forgotten Tears
10. Tiempos de Furia
Der letzte Act am Abend, der noch auf der Bühne stand, war im Anschluss Eisbrecher. So wie Schattenmann den Tag mit Neuer Deutscher Härte eröffneten, so beendete ihn mit Eisbrecher nun eine echte Genre-Größe, die hier zeigte, dass es kein Zufall ist, dass sie den Headliner-Slot belegten. Die Reihen standen dicht an dicht, die Band war sichtlich erwartet worden und Sänger Alexx Wesselsky hatte das Publikum im Griff. Natürlich hatten sie beispielsweise mit Was ist hier los? auch Stücke des Nummer-1-Albums Sturmfahrt mit dabei, aber die Reise ging natürlich durch die Diskographie. Augen unter Null, Himmel, Arsch und Zwirn, This is Deutsch… Hier wurde an Nichts gespart. Kein Wunder, dass die Band nach letzterem noch wiederkommen musste. Drei Zugaben waren noch drin, dabei unter anderem auch das Megaherz-Cover von Miststück, bevor In einem Boot nicht nur den Auftritt, sondern auch das M’era Luna-Festival 2018 beendete.
Es mal wieder ein sehr gelungenes Festival und es empfiehlt sich, den. 10. und 11. August 2019 schon einmal im Kalender zu notieren, denn dann gibt es die 20. Ausgabe des Festivals!
02. Das Gesetz
03. Augen unter Null
04. Amok
05. Prototyp
06. Himmel, Arsch und Zwirn
07. Eiszeit
08. 1000 Narben
09. Was ist hier los?
10. This Is Deutsch
11. Verrückt (Z)
12. Miststück (Megaherz Cover) (Z)
13. In einem Boot (Z)