Hochgradig umtriebig sind sie, die vier Jungs von Unzucht. Neben einer umfangreichen Tournee zum Debütalbum Todsünde 8, zahlreichen Festival- und Supportgigs sowie dem Release der ersten Live-DVD Widerstand investierten Schulz, de Clercq, Blaschke und Fuhrmann auch noch Zeit in ein fünftes Album. Akephalos heißt es, benannt nach einem kopflosen Dämon, es gibt auch eine Death Metal-Band diesen Namens. Doch keine Bange: Weder gingen die Niedersachsen beim Schreiben und Produzieren der Songs kopflos zu Werke, noch machen sie plötzlich Death Metal.
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Recht metallisch (um genau zu sein, Thrash-/Speed-metallisch) gibt sich das Projektil zu Beginn der Platte aber schon. Ein Opener, der einmal mehr zeigt, dass sich Unzucht nicht in die Riege der meist zahnlosen, stets gleich klingenden Dark-Rock-Szene-Bands einreihen wollen und ein bärenstarker, sechseinhalbminütiger Start in die neue LP, der zum Mähneschütteln und Pommesgabel-Recken einlädt. Live ganz sicher ein Abräumer, so wie die folgende und bereits bekannte Single Nela, die nach Vollgas-Start entschleunigt und sich als weitere Mitsing-Hymne in den Unzucht-Hit-Katalog integrieren dürfte. Danach lässt Der Tod in mir an dritter Stelle wohlige Erinnerungen an alte Zeromancer-Zeiten aufkommen.
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Und dann folgt wieder so ein lobenswerter Song der Marke „Wir wollen nicht immer nur Lieder mit simplem Strophe-Refrain-Schema schreiben“. Die verbotene Frucht lässt sich zweieinhalb Minuten Zeit bis zum ersten Chorus, der dann aber umso mächtiger und mitreißender daherkommt. „Und dieser Kuss – trifft wie ein Schuss“ grölt de Clercq zu dicken Riffs und peitschenden Drums ins Mikro. Gut, den Pulitzer-Preis werden Unzucht damit nicht gewinnen, aber auch dieses Stück dürfte bei der Tour im Spätherbst bestens beim Publikum ankommen. Ebenso wie der mit drei Minuten Spielzeit nur halb so lange Titelsong, der wiederum ordentlich aufs Gaspedal drückt.
Bärenstarke erste, okaye zweite Hälfte
Das hohe Niveau der ersten Hälfte können die Dark-Rocker leider nicht ganz auf die volle Spieldauer des Albums bestätigen. Nach der Herzschmerz-Ballade Du fehlst, die mit dezenten, von Unzucht so noch nicht gehörten Gitarrenklängen aufwartet, liefern die Hannoveraner zwar durchweg solide Songs. Irgendwie beschleicht einen aber das Gefühl, Ähnliches auf früheren Alben schon deutlich mitreißender gehört zu haben. Der Qualitäts-Kontrast zwischen Stücken wie Der schmale Grat und Das sichere Ufer auf der einen und den Großtaten der noch nicht so weit zurückliegenden Vergangenheit auf der anderen Seite wird besonders durch den das Album abschließenden Bonus-Track deutlich. Die befreundeten Mittelalter-Rocker von Saltatio Mortis durften sich nämlich an dem Neuntöter-Überhit Ein Wort fliegt wie ein Stein versuchen und erledigten den Kollabo-Job mit Bravour. Alea & Co. veredeln das Stück mit ihren Stimmen und typischem Instrumentarium – fertig ist der frische Dancefloor-Feger für die nächste NDH-/Mittelalterparty. Vielleicht lassen sich beide Bands ja in Zukunft zu einer gemeinsamen Live-Performance des Songs hinreißen…?
Tracklist UNZUCHT – Akephalos
01. Projektil
02. Nela
03. Der Tod in mir
04. Die verbotene Frucht
05. Akephalos
06. Du fehlst
07. Der schmale Grat
08. Nur die halbe Wahrheit
09. Nachts im Meer
10. Fleisch und Ruinen
11. Das sichere Ufer
12. Ein Wort fliegt wie ein Stein (feat. Saltatio Mortis)
Übrigens: Unzucht gehen im November und Dezember auf große Deutschland-Tournee. Termine und mehr dazu HIER!
Ich bin ja so gespannt auf das neue Album. Den Neuntöter zu toppen, den ich nach 2 Jahren immer noch rauf und runter höre wird schwer. Es dauert ja nicht mehr lange.