Alle, die den Projektnamen U96 hören, assoziieren diesen mit fragwürdigem 90er-Jahre Kirmes-Techno, Das Boot und Alex Christensen. Doch auch, wenn Christensen das Projekt U96 schon lange verlassen hat, wird sein Name immer noch damit in Verbindung gebracht. Dabei sind Hayo Lewerentz und Ingo Hauss seit langem auch als Produzentenduo erfolgreich aktiv.
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So scheint es für mich schon fast unnötig, mir die neue Platte Reboot überhaupt anzuhören. Einzig die im Vorfeld angekündigten Kooperationen mit Joachim Witt und Wolfgang Flür (ex-Kraftwerk) machen die Platte für mich interessant. Große Erwartungen habe ich nicht. Da immer wieder Herr C. auch bei mir über allem schwebt.
Mit dem Stück Angels wird auch fast meine Erwartung bereits vollends bestätigt. Tanzbare Grooves gepaart mit den Vocals von Gastsängerin Terri B! scheinen meinen Ohren nicht gut zu tun. Werde ich doch von der Art der Stimme Terri B!s an den jungen Thomas Anders erinnert. Kein guter Einstieg, wie ich finde. F… Camera legt da eine gewaltige Schippe drauf. Bedrohliche Klänge mit harten Beats, ganz mein Geschmack. Dabei fällt mir auf, dass U96 gerade einigen Acts der elektronischen Szene den Spiegel vorhalten. Darf ich das nochmal hören bitte? Nur ein bisschen lauter!
Zukunftsmusik ist ja schon fast Programm an sich. Die erste Zusammenarbeit mit Wolfgang Flür zeigt, wie sich Kraftwerk heute anhören könnten, wenn Herr Hütter es sich nicht mit Wolfgang Flür und Karl Bartos verscherzt hätte. Stilisistisch ganz klar ein Stück aus der KlingKlang-Manufaktur, nur moderner, weiter und für heutige Verhältnisse fast schon ebenbürtig. Mit Hildebrandslied entfernt sich Flür im Fahrwasser von U96 dann aber doch ein wenig weiter weg von seinen ehemaligen Kollegen, und es wird mehr auf Techno und House-Einflüsse gesetzt. Natürlich lassen sie es zischen und fiepen, aber nicht in dem Ausmaß, wie man es vielleicht erwartet hätte. Beide Stücke sind aber ein gutes Beispiel dafür, dass auch die alten Geister immer noch präsent sind.
Wo wir gerade bei den alten Geistern sind. Joachim Witt hat auf seinem aktuellen Album Rübezahl bereits das Stück Quo Vadis auf seine Art präsentiert. Ein schweres Brett, angsteinflößend und drohend. In der Version von U96 entwickelt Quo Vadis seinen eigenen Weg. Witt wandert durch den dunklen Nebel der Cyberwelt und ist der Dämon der Vergangenheit, der immer noch nach seinen Antworten sucht. Klingt anders, aber nicht fremd. Witts Stimme ist wandelbar, und auch in dieser Verkleidung ist er Bedrohung und Retter in einer Person.
Reboot ist eine eigenständige Platte, die den Neuanfang von U96 mehr als festigt und berechtigt. Contact Machines, Monkeys oder auch Dark Matter sind Floorfiller für ein szeneübergreifendes Publikum. Angesagte Szeneclubs sowie Futurepop/EBM-Clubs finden hier ihre Einflüsse wieder. Die Stile vermischen sich und kreieren etwas Neues. Reboot ist kein Geheimnis, es ist die Zeichnung einer Cyberwelt, einer Matrix, die wir musikalisch versuchen zu bestimmen und zu untermalen.
Reboot ist am 29. Juni bei UNLTD Recordings erschienen.
Tracklist U96 – Reboot:
CD1:
01. Intro
02. Angels (feat. Terri B!)
03. F……. Camera
04. Zukunftsmusik (feat. Wolfgng Flür)
05. 60 Seconds
06. Monkeys
07. Contact Machines
08. I Saw Brains
09. Losing Our Time
10. Timelapes
11.Hildebrandlied (feat. Wolfgang Flür)
12. Quo Vadi (feat Joachim Witt)
13. Heart Of Light
14. Supernatural
15. Snow Brain
16. Another World
17. Art Of Reboot
CD2:
01. Blood Of The Rose
02. Dark Matter
03. Human Cosmic
04. Run With It
05. Planet Earth
06. Abhörstation
07. Zukunftsmusik (Radar Remix)
08. Human Cosmic (Original Mix)
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Weblink U96:
Official: https://www.facebook.com/U96reboot/