Dieses Jahr war das Motto des Matapaloz Festivals in Leipzig Sunlotion & Regenponchos. Selten war das Wetter so abwechslungsreich, wie an diesem Tag – mal Sonne, mal Regen. Die Stimmung war aber vollkommen losgelöst davon immer auf dem Höhepunkt. Sechs Bands beehrten auf der Hauptbühne das Publikum mit ihrer Show, unter anderem Beasto Blanco, Arch Enemy und die Böhsen Onkelz. Nachdem das Festival zuletzt auf dem Hockheimring stattfand, feierte es dieses Jahr sein Stand-off in Leipzig. Ein großer Vorteil sind natürlich die kürzeren Wege – aber damit einher war das Festival auch “nur” für 40.000 Besucher ausgelegt. Leipzig selbst bietet, bis auf die Arena, keine Möglichkeit für derart viele Gäste. Aus diesem Grund hat man eine Freifläche neben der Neuen Messe genutzt und hatte Zugang zu den Möglichkeiten der Neuen Messe. So stand u.a. eine Messehalle als Schutzraum für die Besucher zur Verfügung, falls es wirklich ein Gewitter gegeben hätte.
Um 14:30 Uhr betraten die Opener Beasto Blanco die Bühne und eröffneten das Matapaloz Festival. Der Bereich bis zum ersten Wellenbrecher war bis zur Hälfte gut gefüllt, aber trotzdem war die Stimmung schon fantastisch. Von Song zu Song gesellten sich immer mehr Festivalbesucher zur Hauptbühne. Beasto Blanco, die sich 2012 gegründet haben, sind keine unbekannten. Gitarrist Chuck Garric ist den meisten eher bekannt als Bassist von Alice Cooper und Sängerin Calico Cooper – der Tochter von Alice Cooper. Auf der riesigen Bühne konnte die Band aber nicht nur mit interessanten Bühnenoutifts für ihre Show überzeugen, sondern brachte auch aller Hand andere Requisiten mit, wie z.B. eine Schaufensterpuppe, eine Gitarre mit „Hell Yeah“ auf der Rückseite zum Publikum anheizen und CO2-Shooter. Gegen 15 Uhr verließ die Band nach einem guten Auftritt mit großem Applaus die Bühne.
Als nächste Band betraten die Jungs von Pro-Pain gegen 15:30 Uhr die Bühne und schon vor dem ersten Song begann es zu regnen (Sun-lotion & Regenponcho!). Zum Glück verzog sich die große Wolke während der Performance wieder und die Band zog das Publikum voll in ihren Bann. Von Anfang an waren Hände und Fäuste in der Luft und die Massen voll dabei. Im hinteren Bereich wurde es auch immer voller und mehr und mehr Menschen strömten auf das Gelände der neuen Messe. Die US-amerikanische Musikgruppe um den Sänger und Bassisten Gary Meskil aus New York überzeugte mit ihrem Crossover aus Hardcore und Metal und ihrer schlichten Bühnenshow ohne viel Brimborium. Nach gut einer dreiviertel Stunde war die Show schon wieder vorbei und die Band verabschiedete sich von der Bühne.
Das folgende Bühnenbild warf viele Fragen auf. Zwei überdimensionale Marshall-Lautsprecher an den Seiten, Wohnzimmer-Deko mit Büffelschädel und ein gigantisches Sofa in der Mitte von der Bühne. Gegen 16:30 Uhr durften wir D-A-D begrüßen und sie wurden mit schallendem Applaus empfangen. Die Band startete ihre Karriere in den 80ern und bezeichneten sich früher als Disneyland After Dark, jedoch mussten sie aufgrund einer drohenden Klage der Walt Disney Company ihren Namen ändern. Mit ihnen folgte ein kurzer Stilwechsel gegenüber den ersten Bands, denn der Musikstil der dänischen Rockband aus Kopenhagen wird als Melodic Heavy Rock bezeichnet. Dementsprechend verhalten war zu Beginn das Publikum, aber so langsam begannen sich auf die hintersten Plätze auf den Tribünen zu füllen. Neugierig auf diese Band war man auf alle Fälle. Dieses ganz spezielle “Wohnzimmer”-Konzert war leider gegen 17:00 Uhr schon wieder beendet und am Ende gabe es sogar Rufe nach einer Zugabe aus dem Publikum. Da kann man mal sehen, wie schnell sich Meinungen vom Beginn bis zum Ende eines Auftrittes ändern können.
Kurz nach 17:30 Uhr betraten Arch Enemy die Bühne und von der ersten Sekunde an waren die Festivalbesucher begeistert, haben geklatscht und ihre Hände in die Höhe geworfen. Nicht Wort wörtlich gemeint natürlich – sonst hätten sie ja nicht mehr klatschen können. Die Tribünen wurden voller und voller und auch im Infield tat sich einiges. Von überall kamen die Massen geströmt und jeder wollte am liebsten vorne stehen und Sängerin Alissa White-Gluz von Nahem bejubeln. Auf den ersten Blick, wenn man Arch Enemy nicht kennen sollte (dann gibt es allerdings Nachholbedarf), erwartet man nicht, dass sie mit so einer Kraft in der Stimme die Lieder ins Publikum brettert. Ich war geflasht von der ersten Sekunde und nicht nur ich, sondern auch das Publikum war ganz aus dem Häuschen. Die schwedische Melodic-Death-Metal-Band, die 1996 in Halmstad, noch um Sängerin Johan Liiva, gegründet wurde, überzeugte von der ersten Sekunde. Aber auch dieser Auftritt verging leider wie im Flug, so dass sie sich nach einer Stunde schon wieder viel zu schnell von der Bühne verabschiedeten.
Setlist – Arch Enemy – Matapaloz Festival (22.06.2018 in Leipzig)
- The World is Yours
- War Eternal
- The Apocalypse
- The Race
- You Will Know My Name
- The Eagle Flies Alone
- First Day In Hell
- As The Pages Burn
- We Will Rise
- Nemesis
Gegen 19:00 Uhr heizten dann Megadeth die Massen an. Der Himmel zog sich zwar leider wieder zu und es fing an wie aus Eimern zu schütten, doch davon ließ sich das Publikum nicht entmutigen. Langsam wurde das Infield immer voller, die Tribünen waren bereits bis zur Hälfte gefüllt und vor der Bühne im ersten Bereich gab es schon keinen Platz mehr. Auf der Bühne standen gewohnt viele Marshall Lautsprecher und durch die Dämmerung kam die Lichtshow der amerikanischen Metalband um Sänger und Gitarrist Dave Mustaine erst richtig zur Geltung. Die Band gründete sich 1983 und veröffentlichte bisher 15 Studioalben, vier Livealben, vier Kompilationen, 26 Singles, zwei EPs und 32 Musikvideos. Nach über einer Stunde Show verließen die Musiker unter riesigem Applaus die Bühne leider schon wieder, während viele Festivalgänger pünktlich zur Abendbrotzeit etwas essen gingen und das ein oder andere Bierchen tranken, woraufhin es zu langen Schlangen an den Essensständen und Getränkewagen kam.
Setlist – Megadeth – Matapaloz Festival (22.06.2018 in Leipzig)
- Hangar
- Threat Is Real
- Rattlehead
- Wake Up Dead
- In My Darkes Hour
- The Conjuring
- Sweating Buttlets
- Take No Prisoners
- Tornado Of Souls
- Dystopia
- Symphony
- Mechanix
- Peace Sells
- Holy Wars
Als letzte Band des Abends betraten die Böhsen Onkelz um 21:00 Uhr die Bühne und es war noch kein einziger Ton erklungen da jubelten, klatschten und schrien die Massen und als es dann richtig losging bekamen sich die Menschen kaum ein und sangen lauthals mit. Jeder wollte nach vorne und vor der Bühne stehen und sich doch noch ein Stück weiter nach vorne drängeln. Trotzdem blieben alle friedlich und entspannt und nur ein paar vereinzelte Bierbecher, ob voll oder leer, wurden in die Massen geschmissen. Die Lichtshow war einzigartig, viele bewegliche Elemente, die sich auch während des Songs änderten. Das Spektrum an Lichtern verdoppelte sich zu den vorhergehenden Bands und die Bühne entfaltete ihre Wirkung Song für Song mehr. Somit wurde die Show noch einmal auf andere Art künstlerisch untermalt. Die Tribünen waren nun wie das Infield voll und sogar die Seiten wurden gut ausgefüllt. Ganze 25 Songs präsentierten sie ihrem Publikum und legten gegen 22:45 Uhr eine kleine Pause ein. Zum Song Tanz der Teufel kam auch Pyro zum Einsatz, die oben an der Bühne befestigt wurde. In Gedenken an Thomas Hess, dem 5. Onkel wie ihn Sänger Stephan Weidner nannte folgte eine Schweigeminute gefolgt von dem Titel Der Platz neben mir. Auch harte Rocker haben einen weichen Kern und ehren ihren langjährigen Freund mit dieser Geste. Danach ging es aber knallhart weiter und gegen 23:15 Uhr war leider der erste Tag des Festivals schon wieder vorbei. Geplant hatte man laut Programmheft übrigens eigentlich mit 24:00 Uhr und so waren dann auch die Leipziger Verkehrsbetriebe etwas überfordert, als die erste größere Menge an Gästen in die Bahn wollte.
Setlist – Böhse Onkelz – Matapaloz Festival (22.06.2018 in Leipzig)
- Intro
- Hier sind die Onkelz
- Narben
- Irgendwas für nichts
- Wer nichts wagt, kann nichts verlieren
- Guten Tag
- Ich bin in dir (Version 2001)
- Keine Amnestie für MTV
- Signum des Verrats
- Es ist sinnlos mit sich selbst zu spaßen
- Gehasst, verdammt, vergöttert
- Religion (vom Sampler: Soundtracks zum Untergang)
- Das Tier in mir
- Finde die Wahrheit
- Koma
- So sind wir
- Ein guter Freund
- Tanz der Teufel
- Lügenmarsch
- Der Platz neben mir
- Kirche
- 28
- Auf gute Freunde
- König für einen Tag
- Erinnerungen
Alles in allem war der erste Festivaltag ein voller Erfolg. Neben der Mainstage gab es auch noch eine Wildstyle Stage wo z.B. Heilige Legenden, eine Onkelz Tribute Band, gespielt hat oder die Lord Insanity Freakshow + Kiros – the twisted man aufgetreten sind. Die Schlangenfrau Emiria oder der Kristallmagier Ruven sind auf der El Barrio Stage aufgetreten. Es gab also auch neben der Mainstage noch einiges zu sehen. Die Festivalbesucher waren alle recht entspannt und sehr sympathisch. Tattoostudios haben sich ebenfalls präsentiert, wie z.B. Heaven of Colours. Essens- und Getränkeangebote gab es auch zur Genüge und natürlich getreu dem Motto „Sunlotion & Regenpochos“ auch genug Lotion und Pochos mit denen man sich eindecken konnte.
Beitragsbilder: Danny Sotzny