MERCIFUL NUNS – Anomaly X

MERCIFUL NUNS – Anomaly X
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10

Gesamtnote

10

Die tiefe Verneigung vor dem finsteren Abgrund

Das ist es also, das finale und abschließende Album der Merciful Nuns: Anomaly X. Das Ende kam plötzlich und überraschend, sogar für die Mitglieder der Nunhood, die ja sonst sehr nah am Geschehen der Band sind und immer als Geigerzähler für alles fungieren, was so bei den Nonnen los ist. Und, was soll man sagen, so eine Nachricht ist sehr schmerzhaft für die Fans, für die Musik und nicht zuletzt für den Goth-Rock, für den die Merciful Nuns in der letzten Dekade Maßstäbe gesetzt haben. Denn sie haben dort gewirkt, wo neue Epigonen begonnen haben ein Genre zu verwässern und die alten Ikonen meist verstummt sind.

Lass Dir den Beitrag vorlesen:

Sehr lange war wenig über die Hintergründe bekannt. Langsam bekommt man ein Bild über die Beweggründe, warum Artaud Seth mit Anomaly X dieses Ausnahmeprojekt nun zu seinem würdevollen Ende gebracht hat. Aus Respekt soll nur wenig an dieser Stelle darüber geschrieben werden, denn es handelt sich um einen persönlichen Verlust im näheren Umfeld der Nunhood und der Auseinandersetzung mit der eigenen Vergänglichkeit, verbunden mit der Erkenntnis, dass man Merciful Nuns nicht mehr viel hinzufügen möchte und auch nicht kann. Es gibt nichts mehr zu sagen, nicht mehr viel zu erreichen. Jedenfalls nicht für die Merciful Nuns.

every start is an end,
each arrival a departure.

Auf Anomaly X stellen Artaud und Jawa Seth zusammen mit Jón Tmoh noch einmal sehr eindrucksvoll unter Beweis, warum sie zur absoluten Crème des Genres gehören. Zum einen kenne ich niemanden, der es besser versteht Okkultismus und Symbolismus verständig und konzeptionell in seine Alben einzuflechten als der Meister höchst persönlich. Zum anderen ist da immer wieder die Musik, die klassische Elemente des Goth Rocks, wie die herausragende Bass-Arbeit von Jawa mit den modernen dröhnenden Riffs und Hooks von Jón an der Gitarre kombiniert. Anomaly X scheint noch einmal alles zu bündeln und auf einen Nenner zu bringen. Auch in den beiden vorab veröffentlichen Singles und Videos Blue Lodge und The Pyramid finden wir alles wieder: The All-Seeing Eye, die Pyramide, Aleister Crowley und viel mehr von all der okkulten Symbolik, die zu entschlüsseln meine Kenntnisse immer schon überstiegen hat.

Auf dem Eröffnungstrack Neo Alpha Genesis erinnert uns Artaud noch einmal, dass die Menschheit keine übergeordnete Entität braucht, denn der Mensch IST Gott. Zugleich, und das erfahren wir später, ist der Mensch, auch die Anomalie der Existenz menschlichen Seins, sein größter Antagonismus mit dem Glauben, dem Feind des Wissens als Triebfeder auf dem Weg ins Verderben. Anomaly heißt der Track, der mit über neun Minuten der längste Song des Albums ist und zwei Grundthemen aufweist: Das fließende zuversichtliche, energetische Moon Water, welches in das ruhige, erkenntnisreiche Crack Of The Universe übergeht.

for i’m gonna be here
the anomaly of men

Saturnalia, Blue Lodge und On The Square kommen als großartige Goth-Rock-Songs, die sich sicherlich wunderbar auf den zukünftigen Set-Lists machen werden, während Golden Dawn ein delikat getragenes Stück mit schon fest schmerzhaft dichter melancholischer Atmosphäre ist.

The Pyramide ist vielleicht der beste Song, den Artaud Seth je geschrieben hat, das dazugehörige Video sicherlich das Beste, das die Nuns je gemacht haben. Die Zeit steht still, alles ist schwarz, sogar die Sonne verdunkelt sich. Ein Song, der einem das Herz abdrückt, zu einer Singularität der Einsamkeit und Trauer verdichtet und trotzdem Heimkehr andeutet. Die Zeilen sind inspiriert von Charles Baudelaires The Sadness Of The Moon und jenem Freund gewidmet.

all is black and none
the pyramid, all lost in solitude
a teardrop summons heaven
flows straight from her marrow

 

Anomaly X wird am 6. April bei Solar Lodge erscheinen.
Anspieltipps: The Pyramid, Blue Lodge

Tracklist MERCIFUL NUNS – Anomaly X:

01. Neo Alpha Genesis
02. Golden Dawn
03. Saturnalia
04. Blue Lodge
05. On The Square
06. Anomaly
07. The Pyramid

Im Laufe des Jahres werden sich Merciful Nuns mit einer Reihe von Konzerten bei ihren Fans verabschieden. Der Höhepunkt und das abschließende Konzert wird voraussichtlich am 10. November auf der Solar Lodge Covention im Bahnhof Langendreer in Bochum stattfinden. Der Vorverkauf hat hier bereits begonnen.

Vorläufige Termine der Abschiedstour findet Ihr hier:

Termine MERCIFUL NUNS – Anomaly X Tour 2018:

06.04.2018 Sittard (NL), Poppodium Volt (Downhill Festival)
18.05.2018 Leipzig, Wave-Gotik-Treffen
11.08.2018 Hildesheim, M’era Luna Festival
10.11.2018 Bochum, Bahnhof Langendreer (Solar Lodge Convention)

MERCIFUL NUNS - THE PYRAMID

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Weblinks MERCIFUL NUNS:

Official: http://www.mercifulnuns.com/
Facebook: https://www.facebook.com/MercifulNuns/

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