Wenn beim Eintritt in eine Veranstaltungshalle der blau schimmernde Schriftzugs des WDR-Rockpalasts an verschiedenen Stellen im Raum prangt, kann es eigentlich nur eines bedeuten: Das stattfindende Konzert ist von großer Besonderheit. Dass bei einem Konzert der Berliner Kultband Beatsteaks in ihrer “zweiten Heimat” (O-Ton Sänger Arnim Teutoburg-Weiß) Köln die ein oder andere Kamera das Geschehen in Ton und Bild festhält, versteht sich daher eigentlich schon fast von selbst. Im August tourte der Fünfer durch eine Handvoll kleine deutsche Clubs, die logischerweise schnell ausverkauft waren. Deshalb versprach man gegen Ende des Jahres eine größere Tour, inklusiver größerer Hallen. Der Beleg dafür, dass der obige Begriff “Kultband” gar nicht so weit her geholt ist, wurde dadurch geliefert, dass nahezu alle (!) der Shows im Vorfeld ausverkauft waren – So auch dieser Abend in Köln.
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Den Auftakt eines langen Abends im Kölner E-Werk machten die französischen Durchstarter*innen Decibelles. Das, was das Publikum zu hören bekam, klang außergewöhnlich vielfältig – mal langsam und tanzbar, oft kraftvoll und vor Energie strotzend. Ebenso wie bei der Hauptband des Abends fällt es bei dieser Band schwer, sie in eine obligatorische Genreschublade zu stecken: Ihre Lieder klangen nach einer wilden Mischung aus Post-Punk, Noise- und Punkrock, mit großartigem, mehrstimmigen Gesang und sehr variablen Gitarrenriffs. Absolute Hörempfehlung!
Setlist DECIBELLES @ Köln, E-Werk (02.11.2017):
01. Hu! Hu!
02. Super Fish
03. Yeux Secs
04. Witchy Babes
05. Il Pleut Des Noix De Coco
06. Tiny Little Fox
07. Mess
08. Sick As Shit
09. Le Seum
Als die Berliner Beatbuletten pünktlich um 21 Uhr die Bühne betreten, gab es für die Masse kein Halten mehr: Mit As I Please, dem beliebten Opener ihres 2007er Albums Limbo Messiah, wurde das Beatsteaks Set feierlich eröffnet. Kein Wunder, dass das Publikum gleich beim ersten Song seine Textsicherheit unter Beweis stellen konnte. Es folgte mit Mrs. Right ein Song des neuen, kürzlich veröffentlichten Albums Yours, welches abermals die künstlerische Bandbreite der Beatsteaks hervorragend abbildet: Da sind schnelle, nach vorne preschende Stücke, die ihre Punkrockwurzeln in den Vordergrund heben, ebenso an der Tagesordnung, wie ruhige und tanzbare Lieder. Letztlich sind es aber auch hier die bewährten Songs, die das E-Werk an diesem Abend zum Beben bzw. Tanzen brachten. Denn Tanzen kann man bei einer Show der Beatsteaks hervorragend – dabei ist es egal, ob das Lied der Wahl dazu DNA, Automatic, oder Milk & Honey heißt.
Es ist geil zu wissen, dass an so einem Abend niemand hier die AfD gewählt hat.
Selbst Fans des 1.FC Köln im Publikum kamen an diesem Konzertabend, wie in der laufenden Saison leider viel zu selten, absolut auf ihre Kosten. Das aktuelle Ergebnis des zeitgleich laufenden Europapokalspiels wurde in lebendiger Form von Sänger Teutoburg-Weiß stets getickert. Nach 20 Liedern beendeten die Berliner mit ihrem Kracher Let Me In ihr reguläres Set, um kurz darauf für die heiß erwartete Zugabe zurück auf die Bühne zu kehren. Mit Covern von Queen (I Want To Break Free) und den Beastie Boys (Sabotage) wurde ihren musikalischen Helden der Tribut gezollt. Ein Salto ins Publikum von Sänger Teutoburg-Weiß war am Ende des Abends die Kirsche auf der Sahnetorte. Mit diesem abermals (gewohnt) grandiosem Auftritt machten die Beatsteaks einmal mehr klar, dass sie sich ihren Status als deutsche Kultband redlich verdient haben. Auch politisch wurde Stellung bezogen: Vertreter*innen der Presse wurden zum Einlass gebeten, fünf Euro für die Rote Hilfe zu spenden. Ein Satz des Sängers, der die Stimmung des Abends treffend abbildete, lautete: “Es ist geil zu wissen, dass an so einem Abend niemand hier die AfD gewählt hat.” – Wo er Recht hat, hat er Recht. Fakt ist: Die Beatsteaks wissen einfach zu überzeugen, was ihre Relevanz in der deutschen Musiklandschaft 2017 einmal mehr unterstreicht.
Setlist BEATSTEAKS @ Köln, E-Werk (02.11.2017):
01. As I Please
02. Mrs. Right
03. Hello Joe
04. Frieda Und Die Bomben
05. Fever
06. Attack And Decay
07. Automatic
08. She Was Great
09. Milk & Honey
10. Dna
11. Policoro
12. Summer
13. Soothe Me
14. Demons Galore
15. Hey Du
16. 40 Degrees
17. You In Your Memories
18. Cut Off The Top
19. Gentleman Of The Year
20. Let Me In
21. I Do (z)
22. I Want To Break Free (z)
23. I Don’t Care As Long As You Sing (z)
24. Hand In Hand (z)
25. Sabotage (z)
Fotos: Wolfgang Heisel