EISBRECHER – Hamburg, Mehr! Theater (30.09.2017)

Fotos: EISBRECHER
Eisbrecher, © Thomas Papenbreer
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Klotzen und nicht kleckern – so in etwa könnte man das Motto der Brachial-Rocker nennen. Sturmfahrt hat dem Erfolgskurs von Eisbrecher den ganzen Mühen jetzt die Krone aufgesetzt: zum ersten Mal haben es die Neue-Deutsche-Härte Helden bis ganz nach oben in die deutschen Charts geschafft. Verständlich, zeigte der Weg von Eisbrecher in den letzten Jahren immer nur nach oben und das obwohl oder gerade, weil (?) man bei Sturmfahrt auf Alt-Bewährtes und Nummer sicher gesetzt hat.

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Neben dem neuen Album, ner ganzen Menge Spezialeffekts und minutiös choreographierter Inszenierung haben die Münchner wieder Unzucht als Support mit im Gepäck. Die Band aus Hannover hat es seit 2009 zu einiger Berühmtheit gebracht und dürfte für sich genommen selbst schon ein Publikumsmagnet sein. Auch Unzucht haben auf der Tour ein neues Album, Widerstand, mit dabei, das unter die Leute gebracht werden soll. Bei diesen Bestimmungsstücken hat man hier bereits im Vorfeld alles richtiggemacht. Und wenn es nicht mit dem Teufel zugeht, steht der Erfolg der Tour eigentlich nichts im Weg.

Das Hamburger Mehr! Theater am Großmarkt ist an diesem nass-sibirischen Samstagabend bis zum Anschlag gefüllt: ungefähr 3.500 fasst die Location. Angeblich ist es nicht ausverkauft, aber ich kann mir ums Verrecken nicht vorstellen, wo da noch wer reinpassen soll. Das Publikum bietet einen guten Querschnitt von allem, was so im Merchandise-Slot der Eisbrecher-Website zu finden ist, von 11 bis 66 Jahren ist alles vertreten und auch Männlein und Weiblein halten einander die Waage. Hier und da sehe ich aber auch das eine oder andere Unzucht-Shirt aufblitzen.

Diese beginnen pünktlich um acht und eröffnen ihr Set mit Widerstand, Namensgeber des gerade erst erschienenen Live-Albums. Das Publikum reagiert sofort mit frenetischen Beifallsbekundungen. Es folgt ein bunter, wie eingängiger Ausflug durch die Schaffensgeschichte von Unzucht, bei dem sowohl aktuelle Stücke (Neuntöter) aber auch kaum wegzudenkende Klassiker (Unzucht, Engel Der Vernichtung) mit von der Partie sind. Nach vorne reißende Beats und schmissige Gitarren tun ihr Übriges, um die Anwesenden knapp eine Stunde lang für die bevorstehende Eiszeit vorzugaren. Solide Arbeit von den Dark-Rockern. Für eine Zugabe bleibt trotz manch vehement vorgetragener Forderung keine Zeit, denn die Bühne muss für den Hauptact mit einigen aufwendigen Installationen umgebaut werden.

Nach einer halben Stunde umtriebiger Emsigkeit erhebt sich ein Podest auf der Bühne, das der Brücke eines Uboots nachempfunden ist. Eisbrecher erklimmen die Stage. Die Sturmfahrt kann beginnen! Alle steigen sofort mit ein, Sänger und Frontmann Alexx Wesselsky kommt ohne weitere Umschweife zum Wesentlichen und so werden der eskalierenden Menge erst einmal das Motto der Tournee und das nicht minder brachial-exaltierte Willkommen Im Nichts um die Ohren gekloppt. Die Show ist perfekt durchchoreographiert, die Fans sind textsicher: Publikum und Band bilden eine Einheit. Das setzt sich auch bei den folgenden Songs fort.

Eigens für Amok werden Tonnen auf die Bühne gerollt. Es folgt ein stakkato-haftes Inferno. Bald darauf wirft sich die Band in polartauglichen Zwirn und Kunstschnee wirbelt auf der Bühne: Eiszeit und 1000 Narben. Mit Was Ist Hier Los? Vom neuen Album läuten Eisbrecher dann auch schon das Finale der Show ein: 16 Songs im Main-Set das ist ordentlich. Hier lassen sich die Rocker wirklich nicht lumpen. Ganz klar, dass die Jungs um Chef-Charismatiker Alexx Wesselsky nach der Verabschiedung noch mal auf die Bühne gebeten werden. Bei Miststück werden Erinnerung wach, als Alexander Wesselsky und Jochen Seibert noch bei Megaherz tätig waren. Der Vorhang fällt mit In Einem Boot, das Eisbrecher an Klaus Doldingers Soundtrack angelehnt haben.

Fans und Band sind völlig ausgelaugt nach der stürmischen, zweistündigen Reise, dürften aber selig an diesem Abend in ihre Betten sinken.

Setlist Eisbrecher @ Hamburg, Mehr! Theater (30.09.2017):

01. Sturmfahrt
02. Willkommen Im Nichts
03. Das Gesetz
04. Automat
05. Fehler Machen Leute
06. Eisbär (Ideal cover)
07. Amok
08. So Oder So
09. Die Engel
10. Prototyp
11. Himmel, Arsch Und Zwirn
12. Wo Geht Der Teufel Hin
13. Eiszeit
14. 1000 Narben
15. Was Ist Hier Los?
16. This Is Deutsch
17. Verrückt (Z)
18. Miststück (Z, Megaherz cover)
19. In einem Boot (ZZ)

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