“Wölfisch …”
Sun Of The Sleepless, das war so lange her, das war schon gar nicht mehr wahr. Die Daseinsberechtigung dieses Projektes war ursprünglich dem ausufernden Tatendrang und plötzlichen, künstlerischen Explosionen geschuldet, die Ulf Theodor Schwadorf einstweilen zu überschwemmen scheinen. Ein Katharsis-Projekt, ganz für ihn allein und für alles, was keinen Platz bei Empyrium finden würde.
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Das ist merkwürdig, denn die gängige Praxis des Künstlers war es, nach Gründung des Projektes, neue Ideen auch in neue Projekte (The Vision Bleak, Noekk etc.) zu stecken und eben nicht in Sun Of The Sleepless. Hinzu kam, dass es nach der vielversprechenden Debüt-EP Poems To The Wretches Hearts (1999) mit weiteren Veröffentlichungen eher mau aussah. 2000 folgte noch die 7″ Tausend Kalte Winter und schließlich 2004 die Split-EP mit Nachtmahr. Und dann: aus die Maus. Niemand hätte ernsthaft damit gerechnet, dass Sun Of The Sleepless noch einmal, nach so langer Zeit aus ihrem Dornröschenschlaf wach geküsst werden sollten, um endlich ihr Debut zu präsentieren.
Küsse sollte es zwar nicht geben, dafür “…Faustschläge ins Gesicht…”, wenn man Schwadorfs blumigen Ankündigung Glauben schenken wollte. Und der Maestro hält Wort. Ein Glück, denn was man auf To The Elements zu hören bekommt, ist dermaßen in-your-face, dass es einen förmlich in der Zeit zurück zu katapultieren scheint. Jedem, der seine musikalische Sozialisation ab Anfang der 90-er Jahre, den misanthropischen Blick gen Norden gerichtet, erfahren hat, dürfte der eine oder andere Song auf dem Album wohlige Schauer wehmütigen Wiedererkennens über den Rücken jagen.
Auf To The Elements sind es nicht die unkonventionellen, neuen, bahnbrechenden Ideen, die sich eingedenk dessen, was Sun Of The Sleepless ursprünglich sein sollten, Bahn brechen. Vielmehr stellt das Album eine Ehrung initialer Inspirationen und prägender Weggefährten dar. Ihnen widmet Schwadorf düstere, rohe und erhabene Denkmäler aus Noten, Riffs und Growls. Klar schälen sich Reminiszenzen an alte Ulver, Burzum, Darkthrone, Emperor und sogar Loreena McKennit, aber auch frühe Empyrium, aus den epischen Stücken. Sie bilden das Fundament und die Säulen, die To The Elements tragen und Halt geben. Darauf baut Schwadorf mit seinem ganz ureigenen Stil, den man unter Tausenden immer wieder erkennen würde, Klangfestungen aus Feuer und Eis.
Dafür stehen Motions, Phoenix Rise und The Realm Of The Bark: Rasende Drums, kalte schneidende Riffs, majestätische Melodie-Gitarren, epische Chöre, Klargesang und eisige Growls formen Klagelieder aus schwarzem Metall und roher Poesie. The Owl erscheint mit einer Mischung aus Einsamkeit und mystischer Melancholie wie die moderne Vertonung einer Kittelsen-Zeichnung: eine Wanderin zwischen den Welten, vertraut und unheilvoll. Auch Where In My Childhood Lived A Witch spielt mit diesen Gegensätzlichkeiten: einem Horror aus Kindertagen, der uns auch heute noch heimlich frösteln lässt. Spätestens bei Forest Crown möchte man Ulvers Kveldssanger wieder hervorholen und den Altmeistern danken, dass sie ein Album wie To The Elements möglich gemacht haben.
Aber bleiben wir realistisch: Sun Of The Sleepless werden den Black-Metal und die Naturmystik nicht neu erfinden und auch nicht auf die nächste Stufe weiterentwickeln, jedenfalls nicht mit diesem Album. Aber ich denke, das war auch niemals die Intention von Ulf Theodor Schwadorf.
To The Elements ist am 21. Juli 2017 bei Lupus Lounge (Prophecy Productions) erschienen.
Anspieltipp: Where In My Childhood Lived A Witch
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Tracklist SUN OF THE SLEEPLESS – To The Elements:
01. The Burden
02. Motions
03. The Owl
04. Where In My Childhood Lived A Witch
05. Forest Crown
06. The Realm Of The Bark
07. Phoenix Rise
Weblinks SUN OF THE SLEEPLES:
Facebook: https://www.facebook.com/sunofthesleepless/
Bandcamp: https://sun-of-the-sleepless.bandcamp.com/