Ein futuristisch anmutender Kopf, umlaufen von einer versilberten Pfeil-Kreis-Konstruktion auf unscharfen knallroten Hintergrund und viel Schwarz: Das Cover-Artwork zu <shutdown.exe>, dem zweiten Album des kalifornischen Acts 3TEETH schreit regelrecht nach den 90ern – und passenderweise klingt die Musik genau nach eben diesem Jahrzehnt, welches musikalisch vor allem von Eurodance, Boygroups und Grunge geprägt wurde. Ein zu dieser Zeit in Mainstream vergleichsweise wenig beachtetes, aber frisches und kreatives Genre war Industrial Metal. Bands wie Die Krupps, Ministry, KMFDM, Frontline Assembly, Oomph!, Nine Inch Nails, Marilyn Manson und 16Volt kombinierten Samples, wabernde Synthies und brutal hämmernde, metallische Schmetterbeats mit scharf verzerrten E-Gitarren.
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Und genau dort dürfte die Band um Sänger Alexis Mincolla sehr genau hingehört haben. Denn <shutdown.exe> erfindet das Rad sicher nicht neu. Der Nachfolger zum selbstbetitelten 2014er-Debütalbum stellt die Gitarren spürbar in den Vordergrund, ergänzt wird das Klangbild durch – nun ja – wabernde Synthies und brutal hämmernde, metallische Schmetterbeats. Genau der richtige Sound, um „sein eigenes persönliches Betriebssystem zu crashen und dann neu zu installieren“, wie es die Band formuliert. Die Stimmung bleibt klaustrophobisch-düster, gestützt durch dunkel verzerrte Vocals und Growls – wobei sich Mincolla gesanglich weiterentwickelt hat und ab und an auch mal an höheren und cleaneren Tönen versucht. Was der knallharten Attitüde des 49 Minuten langen Albums allerdings insgesamt nicht schadet.
Um etwas Abwechslung zeigen sich die US-Amerikaner durchaus bemüht: Tabula Umbra liefert in etwas unter drei Minuten sogar „richtigen“, krachig dissonanten Industrial fernab jeglicher Songstrukturen, die etwas gemäßigteren und melodischeren Voiceless und Insubstantia hätten womöglich auch einen Platz auf dem letzten Lord Of The Lost-Album Empyrean einnehmen können.
Etwas schade: Den einen Überhit für die Tanzflächen, wie es Pearls 2 Swine vor drei Jahren war, gibt es auf <shutdown.exe> nicht, es regiert durchgehend schleppendes Tempo. Viele Songs, beispielhaft seien die vorab veröffentlichen Atrophy und Shutdown erwähnt, gehen schnell ins Ohr, andere wie Slavegod oder der Opener Divine Weapon nerven mit einfallslosen Refrains und etwas zu gewollt wirkender „Hartwurst-Attitüde“ relativ schnell.
So bleibt am Ende der Eindruck, dass 3TEETH auf ihrem zweiten Longplayer noch lange nicht ihr ganzes Potential ausgeschöpft haben. Anhänger der im ersten Abschnitt dieser Kritik aufgeführten Bands dürfen aber bedenkenlos ein Ohr riskieren und sollten eventuelle Europa-Tourpläne für den Spätsommer oder Herbst im Auge behalten. Denn mit ihren Live-Qualitäten konnten 3TEETH im letzten Jahr sogar Tool-Gitarrist Adam Jones überzeugen, der das Quartett flugs mit auf Tour nahm. Und wenn sich die Alternative-Metal-Legende eine derart junge Band als Support aussucht, gilt dies zweifelsohne als Qualitätsmerkmal…
Tracklist 3TEETH – <shutdown.exe>:
01. Divine Weapon
02. Pit Of Fire
03. Atrophy
04. Oblivion Coil
05. Shutdown
06. Degrade
07. Tower Of Disease
08. Tabula Umbra
09. Voiceless
10. Slavegod
11. Insubstantia
12. B.O.A
13. Away From Me
Weblinks 3TEETH:
Facebook: www.facebook.com/3Teeth
Bandcamp: omfrecords.bandcamp.com