Festivalbericht: DOWNHILL XI – Sittard, Poppodium Volt (11.03.2017)

Fotos: SUICIDE COMMANDO
Suicide Commando, © Frank Güthoff
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Na, wer von euch hat es in diesem Jahr über die niederländische Grenze geschafft und den Veranstaltern vom Downhill einen Besuch abgestattet? Keiner?! Schämt euch! Ihr habt eine der wunderschönsten Locations in der Umgebung des Ruhrpotts, jede Menge Platz zum Tanzen und tolle Musik verpasst. Und für die Fleischesser unter euch: Das Pulled Pork soll wohl richtig gut gewesen sein (Testbericht meinerseits steht an dieser Stelle aus). Heißer Tipp für 2018: Unbedingt das Line Up des Festivals checken und hinfahren. Vom Ruhrpott aus ist das nur ungefähr eine Stunde. Überlegt doch mal: Ob ihr nun an einem Samstag Eier schaukelnd vor der nächstschlechtesten RTL-Sendung hockt oder Streichhölzer zieht, um den Fahrer zu bestimmen… Was ist da wohl die coolere alternative, um dem Szenesterben vorzubeugen?

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Den Abend in der wirklich sauberen und top gepflegten Location machten in diesem Jahr The Devil And The Universe, oder wie ich sie nenne: „die Ziegentrommler“. Wer das aus Österreich stammende Trio noch nicht gesehen hat, sollte das unbedingt nachholen. Für mich waren sie die best-performende Band des Abends – und das direkt als Opener. Mit Ziegenmasken und in Mönchskutten gekleidet trommelten und sequenzten die drei Herren, was das Zeug hält. Passend zur mystischen Grundstimmung liefen im Hintergrund passende SW-Videos ab. Beschreiben des Ganzen absolut unmöglich. Irgendwie hatte die Performance was von einer mystischen Geisterbeschörung, war es vielleicht auch, wenn ich drüber nachdenke und immer noch applaudieren muss.

Kurz mal in die Runde geguckt, waren fast nur niederländische Mitbürger anwesend. Reichlich Platz zum Tanzen gab es natürlich auch und nicht das übliche widerliche Gedrängel wie in deutschen Spielstätten üblich. Ob ich es jetzt schade finde, dass für die Kapazität zu wenig Gäste anwesend waren oder mich freuen soll, weil eben ausreichend Platz für jedermann war, weiß ich noch nicht. Fakt ist: So langsam füllte sich das Poppodium Volt, denn es hatte sich herumgesprochen, dass Suicide Commando nicht den Headlinerslot füllen würden. Mit Near Earth Orbit ging es dann mystisch weiter durchs Programm. Wobei, nicht ganz so mystisch, eher weltraumbezogen und ein bisschen verschwörerisch. Zu bemerken bleibt hier die einwandfrei überzeugende psychopathische Performance des Gitarristen, der in seiner zipfeligen Kapuzenjacke alles gab, um nicht nur am Instrument, sondern auch durch seine Mimik das laibachähnliche Gebrummel von Artaud Seth zu untermalen. Düstere Weltraumvideos malten auf der Leinwand die Vision einer düsteren Zukunft. Tja Leute, geht es nach Near Earth Orbit, wird das nicht so prall in den kommenden Jahren und wir sollten mehr auf unseren Planeten achten. Letzteres sollten wir wohl wirklich tun und ein paar weitere Konzerte von Near Earth Orbit werden dem Konzertbesucher auch nicht schaden, so viel ist sicher.

„Guten Abend, wir sind Suicide Commano“ eröffnete Johan van Roy 2006 ein Konzert in Dresden. Damals frisch auf dem Markt erschienen war Bind, Torture, Kill und die erste Altersbegrenzung für ein Konzert, die ich je erlebt habe. Damals aufgrund der Videos, heute … ja, heute gibt es die Einschränkung nicht mehr, das Publikum hat sich an die gruseligen, aggressiven und blutverschmierten Videos gewöhnt und freut sich fast schon darauf, wenn der Belgier wieder den vollen Hass raus lässt. Und da sind wir schon beim Thema: Ich liebe Suicide Commando und das Publikum tut es auch, aber liebe Holländer, wenn ihr nicht ausrastet und ein bisschen eskaliert färbt das auch auf die Band da oben auf der Bühne ab. Ich habe schon energiegeladenere Auftritte von Johan und Co. gesehen und war selbst auch schon motivierter wild herumzuhüpfen. Wenn die allgemeine Stimmung lahm ist, wird die Band lahm und die Journalistin auch. Also nehmt euch das nächste Mal bitte ein Beispiel an der netten blonden Dame in der ersten Reihe und ESKALIERT!!!! Danke! Solider Auftritt, echt tolle Setlist, aber irgendwie bin ich meine über die Woche angestauten Aggressionen diesmal nicht los geworden.

Die meisten erklärten nach Suicide Commando ihren Abend für beendet. Der Rest der auf The Frozen Autumn wartete hatte wohl ein echt hart gesottenes Gehör, denn was da gesungen wurde, war teils echt nicht mehr schön. Vielleicht lag es auch an der Soundeinstellung, ich bin mir da nicht ganz sicher. Während sowohl Diego als auch Froxeanne tolle Wave-Frisuren und Tanzschritte vorzuweisen hatten und ihre Melodien die übliche Wave-Schwere aufwiesen, war der Gesang des weiblichen Bandmitglieds um einiges zu laut und tat in den Ohren weh. Auf Platte echt putzig anzuhören, live an diesem Abend kaum auszuhalten. Da halfen dann auch die Tanzeinlagen nichts mehr, um diesen Auftritt zu retten. Schade, ich habe die Band schon wirklich besser erlebt.

Fazit: Wir machen das 2018 so – Ihr kauft euch ein Ticket für Downhill Edition XII und macht euch einen tollen Abend kurz hinter der niederländischen Grenze und ich, ich schreibe wieder. Klingt nach einem Deal oder? Aber mal im Ernst, die Veranstalter geben sich so viel Mühe, es ist klein, sauber und sehr familiär und obendrauf wird man nicht zerquetscht. Es ist Platz im Vorraum, es gibt keine Schlangen beim Merch-Stand, parken kann man auch in unmittelbarer Nähe – alles da, was man so braucht! Was fehlt? Mehr Besucher und die kann man weder durch ein supertolles Line-Up, genügend Bildmaterial und noch durch Konzertberichte locken, da hilft nur Mundpropaganda und ist somit der Part der Besucher, um am Ende für ein gelungenes Festival zu sorgen.

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