Solar Fake kennt man bisher vor allem als Elektro-Act, im März werden hingegen andere Saiten aufgezogen: Sven Friedrich und André Feller gehen auf Sedated-Tour und präsentieren ihre Stücke in erweiterter Bandbesetzung im Akustik-Gewand. An insgesamt acht Terminen werden sie ihre Akustik-Show spielen und wir freuen uns, diese Tour mit präsentieren zu dürfen. Zur Einstimmung haben wir Sven Friedrich einen Schwung Fragen zu der Akustik-Tour gestellt, um einmal die Hintergründe, die Umsetzung und weitere Themen zu hinterfragen.
Lass Dir den Beitrag vorlesen:
Im März geht Ihr mit Solar Fake auf Akustik-Tour. Grundlegend gefragt: Wie kam der Entschluss dazu?
Die Idee dazu hatte eigentlich unsere Bookerin. Sie meinte, dass das mal was Schönes wäre, gerade, weil wir im vergangenen November beim Gothic Meets Klassik dabei waren und wir auch schon 2 Fanclub-Shows und einmal auf dem Amphi-Schiff in einer ähnlichen Besetzung gespielt haben.
Gab es für die Tour Vorbilder, die Ihr schon einmal in Sachen „akustischer Umsetzung“ gesehen habt, aber kam das ganz aus Euch heraus?
Nee, ehrlich gesagt hab ich noch kein Acoustic-Konzert von einer eigentlich elektronischen Band gesehen, abgesehen von Deine Lakaien in den 90ern. Aber da wir sowas sowohl mit Solar Fake, als auch mit Zeraphine und Dreadful Shadows schon gemacht haben, hab ich ziemlich genaue Vorstellungen davon, wie ich die SF Songs in diesem anderen Gewand höre. Ich will das alles nicht sehr bombastisch haben, sondern ganz intim, reduziert auf das Wesentliche. Wir werden auch nicht nur akustische Instrumente verwenden, sondern auch Synthesizer, aber dennoch alles live gespielt.
Ihr tourt unter dem Motto Sedated. Wieso habt Ihr Euch Sedated als Motto dafür ausgewählt?
Sedated ist der Titel der Bonus-CD, die der Fanbox unseres letzten Albums Another Manic Episode beilag. Darauf gab es einige Piano-Versionen von Songs des Albums, arrangiert von Dirk Riegner, der nun auch auf der Tour am Piano sitzt. Erweitert wird das ganze durch M. Stolz (Violine) und Benni Cellini (Cello) von der Letzten Instanz. André spielt Gitarre und ich singe und bediene die Keyboards… Der Album- und Tourtitel bedeutet quasi „ruhiggestellt“. Das trifft es doch irgendwie. 😉
Der Schritt von elektronischen Arrangements hin zu „richtigen Instrumenten“ mutet an sich wie ein großer Schritt an. Wie seid Ihr die Stücke dabei angegangen?
Eigentlich ganz einfach. Dirk hat die Piano-Arrangements geschrieben, daraufhin habe ich den Rest arrangiert, die beiden Streicher und André haben ihre Instrumente größtenteils selbst arrangiert und dann haben wir zusammen noch daran gefeilt, bis es für alle perfekt war. Wir alle kommen ja aus den verschiedensten musikalischen Ecken und sind es gewohnt, mit anderen zusammenzuarbeiten, insofern war es extrem spannend.
Wie würdet Ihr denn sagen, haben sich die Stücke durch diese andere Herangehensweise verändert?
Nun, vorrangig ist ihre musikalische Wirkung eine ziemlich andere. Natürlich erkennt man die Songs, aber alles wird sehr intim und irgendwie magisch… keine Ahnung…
Trotz der anstehenden Akustik-Tour wart Ihr in der Zwischenzeit auch noch als Elektro-Act unterwegs. Ich vermute mal, dennoch wird auch für die akustische Version geprobt. Wie habt Ihr diese „Doppelrolle“ empfunden?
Um ehrlich zu sein, haben wir bisher für die Acoustic Tour noch nicht viel proben können, da bisher alle noch mit ihren Arrangements beschäftigt waren. Da wir alle in verschiedenen Städten wohnen, ist es auch logistisch nicht ganz so einfach, sich ständig in einem Proberaum zu treffen. Insofern arbeiten wir eher übers Internet. Wir schicken uns Dateien und Arrangements zu, diese werden dann bearbeitet und wieder zurückgeschickt, bis es so halbwegs fertig ist. Danach werden die Parts geübt und dann erst treffen wir uns zu den gemeinsamen Proben. Eine „Doppelrolle“ ist es also eigentlich nur, weil man sich immer abwechselnd mit verschiedenen Sachen beschäftigt, aber das sind wir ja gewohnt.
Auch beim Gothic Meets Klassik Festival in Leipzig gab es Solar Fake-Stücke in umarrangierter Weise. Hier war ein Orchester dabei. War das Herangehen dennoch ähnlich oder ganz anders?
Das war schon ziemlich anders und für mich deutlich weniger Arbeit. Die Arrangements entstanden zusammen mit Conrad Oleak, der einen Wahnsinns-Job abgeliefert hat. Diese Zusammenarbeit war total entspannt, ich habe Vorschläge geschickt bekommen und meine Änderungswünsche geäußert und so haben wir uns durch die Songs gearbeitet. Bei „Sedated“ sind die Arrangements mehr oder weniger in meiner Verantwortung, zumindest, was das Gesamtkonzept anbelangt. Da muss man immer schauen, dass alles abwechslungsreich, spannend und auch etwas unvorhersehbar wird…
Würdest Du generell sagen, dass ein gutes Stück in jedem Gewand funktionieren müsste? Neben den eigenen Stücken hast Du ja auch mit Zeraphine und den Dreadful Shadows schon Stücke in andere Genres „überführt“.
Nein, entgegen der landläufigen Meinung glaube ich tatsächlich nicht, dass ein guter Song in jedem Gewand funktionieren muss. Genauso wenig, wie ein guter Song auch von jedem gesungen werden kann. Es gibt zahllose großartige Songs, die ihre Klasse nicht zuletzt dadurch erreichen, dass sie genau so umgesetzt wurden und nicht anders. Wenn ich mir Illusion von VNV Nation mit ‘ner schrammeligen Wandergitarre am Lagerfeuer vorstellen müsste, das würde dem Song alles nehmen, was er an Atmosphäre besitzt. Natürlich funktioniert Illusion in mehreren Varianten sehr gut, aber eben nicht in allen und das ist nun wirklich ein großartiges Stück. Ein anderes Beispiel sind Keane. Ich habe bisher noch nicht eine Coverversion von einem Keane-Stück gehört, die auch nur ansatzweise an die Qualität des Originals herankäme… Ich will nicht so weit gehen zu behaupten, nur belanglose Stücke funktionieren in jedem Gewand, denn es macht keinen Unterschied, wie man sie spielt. Aber es ist vielleicht auch immer eine Frage, was man als gutes Stück definiert, denn das sieht sicher jeder komplett anders.
Nach welchen Kriterien habt Ihr für die Sedated-Tour ausgewählt, welchen Stücken Ihr das neue Gewand anlegen möchtet?
Eigentlich ging das ausschließlich danach, ob man eine interessante Version draus machen kann. Natürlich geht es auch nach Beliebtheit der Songs, aber vorrangig, ob wir eine spannende Version hinbekommen.
Plant Ihr, „nur“ bestehendes Material zu spielen oder kann das Publikum auch mit der einen oder anderen Überraschung rechnen?
Wir werden auch einige Coverversionen spielen, denn das macht uns und dem Publikum auch immer viel Spaß. Außerdem gibt es hoffentlich noch die ein oder andere Überraschung, aber da ich noch nicht weiß, ob das klappt, sag ich lieber nix.
Nun ist Euer Herangehen die eine Seite der Medaille, die andere ist die Frage, wie die Fans es aufnehmen werden. Was denkt Ihr, wie die Fans auf die Sedated-Umsetzung reagieren werden?
Wir konnten das wie gesagt bereits 3x testen und die Reaktionen waren überwältigend, weshalb uns ja auch unsere Bookerin auf die Idee gebracht hat. Ich bin sicher, dass unsere Fans sehr viel Spaß an den Konzerten in diesen tollen Locations haben werden, auch wenn man dieses Mal wahrscheinlich nicht so viel tanzen kann… 😉
Wenn man das generell betrachtet: Wie ist denn eigentlich Eure eigene Erwartungshaltung an die Tour?
Ich hoffe, dass wir den Leuten unsere Songs in einer anderen Art und Weise näherbringen können, sodass sie vielleicht noch eine ganz neue Seite daran erkennen. Ansonsten bin ich ja eher ein Mensch, der nicht zu viel erwartet, aber der Vorverkauf läuft super, insofern scheint es schon viele Leute zu interessieren, was natürlich großartig für uns ist!
Wenn wir einen Schritt weiter denken: Ist geplant, nach der Tour etwas zu veröffentlichen? Wird gefilmt oder mitgeschnitten?
Darüber reden wir gerade mit unserer Plattenfirma. Das ist natürlich eher eine wirtschaftliche Entscheidung… Mal sehen, was dabei herauskommt. Wir hätten natürlich nichts dagegen.
Soll die jetzige Tour eine einmalige Geschichte bleiben oder steht auch die Überlegung im Raum, zu einem späteren Zeitpunkt wieder Sedated-Touren zu machen?
Bisher ist es eine einmalige Sache, was natürlich nicht ausschließen soll, dass es irgendwann mal eine Fortsetzung geben könnte. Aber nach dieser Tour geht es erstmal ‚normal‘ weiter.
Davon ab zum Abschluss etwas weitergehend gefragt: Gibt es bereits weitere Pläne für das, was nach der Sedated-Tour kommen wird? Gibt es schon weitere Planungen für 2017?
Nach der USA-Tour im Januar und Februar und der Sedated-Tour im März wird erstmal an neuem Material für das nächste Album gearbeitet, wir spielen noch einige Festivals und Konzerte, aber der Fokus liegt ab April dann wieder auf dem Schreiben des nächsten Albums.
Weblinks SOLAR FAKE:
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