Passend zur beginnenden Winterzeit und zu den kalten dunklen Tagen kommen Dr. Schnee, Frost und Celsius aus der Eisfabrik mit einem neuen Album. Dies ist nun mittlerweile Album Nummer drei. Bereits mit ihrem Debütalbum When Winter Comes (2015) und Support-Touren für Project Pitchfork und die Gothic-Rocker von Mono Inc. konnten sie ihre Fanbase stetig erweitern. Keinen wundert es, denn eine gute Mischung aus clubtauglichem Electro, Synthie- und Futurepop und einer wirklich coolen Bühnenshow fügen sich zum wirklich gelungenen Eisfabrik-Grundrezept. Dann wird einmal kräftig gerührt und geschüttelt und fertig ist Album Nummer drei: Achtzehnhundertunderfroren. Aber ganz so einfach ist es dann doch nicht. Denn schon beim Namen des Titels bekommt der eine oder andere bestimmt große Fragezeichen. Ich möchte es euch wie folgt erklären: Laut ihrer Album-Info kam „bereits vor 200 Jahren den Electro-Pop- Pionieren von der Eisfabrik die Idee zu ihrem aktuellen Album. Dieses Kunstwerk wurde bereits im Jahr 1816, dem Jahr ohne Sommer, konzipiert und trägt nicht zuletzt deshalb diesen Namen. Im nordamerikanischen Raum wurde das Album bereits Eighteen hundred and frozen to death genannt, kam aber aufgrund der widrigen Witterungsbedingungen nie in Europa auf den Markt. Trotz der allgemeinen Großwetterlage ist es Eisfabrik-Forschern nun aber doch gelungen, Musiker und Masterbänder aufzutauen. Selbst eine Tournee wurde zusammengestellt, um von Eisplaneten und kalten Wintern zu berichten. Da einem bei Eisfabrik-Shows naturgemäß das Blut in den Adern gefriert, wird geraten, entsprechende Kleidung bereit zu halten.“
Lass Dir den Beitrag vorlesen:
Bereits am 25. November 2016 erschien nun dieses unverfroren gute Album. Zwölf Tracks mit einer Spielzeit von 54 Minuten wurden eiskalt auf diese Scheibe gepresst. Jedes einzelne Eiskristall ist etwas Besonderes und bedarf des sorgsamen Genusses. Mit ihrem Opener The Coldest Summer wehen wunderschöne Synthiepop-Melodien, glasklare Gesänge durch die Gehörgänge und lässt dem aufmerksamen Zuhörer das Blut in den Adern gefrieren. Ach ist das schaurig schön. Etwas unterkühlt und mit stampfenden Beat und einem äußerst druckvollen Gesang und einem gefühlvollen Refrain geht es weiter mit A Murdered Love. Ein wirkliches Wechselbad der Gefühle. Richtig gut gelungen. Mit dem sich nun anschließenden Song Sensation of Pain darf ruhig das Tanzbein geschwungen werden. Jedenfalls will meines nicht mehr still stehen. Zwar durchaus düster, aber was soll’s. Ehe mir kalt wird und ich erfriere, gebe ich mich voll dem Rhythmus hin und tauche in eine endlose Landschaft aus Schnee und Eis. Bereits jetzt bin ich verzaubert. Das erste von zwei deutschen Stücken ist nun zu vernehmen. Mit Zu den Sternen gibt es wunderschönen Gesang mit zutreffenden Texten auf die Ohren. Der Zuhörer sollte hier wirklich gut zuhören. Mit der wunderschönen und eingängigen Melodie des Songs werde ich in eine andere Sphäre katapultiert. Bei Hell is made of Ice wird eine etwas härtere Gangart der Eisfabrikanten angetrieben. Entsprechend höllisch schnell und eiskalt geht es hier zur Sache. Jedoch wird es beim Refrain wieder etwas gefühlvoller. Mir ist warm und eiskalt zugleich, denn ich treibe in einem Höllenfeuer im Eismeer. Mit Love Planet 69 kommt richtig viel Freude auf. Plötzlich schmilzt das ganze Eis und alles wirkt gleich bunt und fröhlich. Irgendwie bekomme ich Lust auf ein Tänzchen im Diskofox-Rhythmus. Gleich geht’s weiter und das Tanzbein schwingt munter und heiter – und zwar im Magical Winter-Takt. Magischer könnte der Winter gar nicht beginnen. Hüpfend und tanzend habe ich jetzt irgendwie einen Ohrwurm, der sich richtig festgesetzt hat in meinen Gehörgängen. Hier merkt man ganz deutlich das feine Eisfabrik-Grundrezept: Synthiepop und großartiger Gesang in einer doch etwas traurig angehauchten Atmosphäre. Mit The Survival of the strongest Mind taucht der Zuhörer ganz tief in dieses großartige Konzeptalbum, denn hier wird der Bezug zum Jahr 1816, dem Jahr ohne Sommer, besonders hörbar. Dieser Track gehört mit zu meinen Favoriten auf diesem Album. Stampfender Beat und eine eingängige Melodie erzeugen eine hymnenartige Atmosphäre. Elektronische Klänge versetzen den Zuhörer ins Jahr 1816 unterstützt durch die Backvocals. Gänsehautfeeling pur. Klavierklänge läuten nun eine großartige Portion Tanzmusik mit ganz großen Gefühlen ein. Mit It’s not Goodbye geht auch im dunkelsten und kältesten Eisland die Sonne auf und überstrahlt die gesamte Düsternis. Geniale Melodien und ein glasklarer Gesang erwärmen das Herz und das gefrorene Blut in den Adern. So, nun gibt es wieder stampfendem Beat, leichte unterkühlte Synthieklänge gepaart mit einem glasklaren Gesang auf die Ohren. Mit Millenium Find geht es wieder zurück aus der Sonne in die kalte Welt der Eisfabrik. Ich will mich nur noch im Rhythmus wiegen und der Kälte entfliehen. Das sich anschließende Rainbow Child ist der schnellste Song auf diesem Konzeptalbum. Zu Beginn des Songs hallen die synthetischen Klänge und erschaffen eine großartige Atmosphäre. Das Tanzbein steht hier garantiert nicht still. Das müsst ihr euch um die Ohren hauen. Damit bekommt ihr den Kopf richtig gut freigepustet. Der letzte Song auf diesem Album ist das zweite deutsche Stück namens Die letzte Seefahrt. Kein besseres Stück könnte den Ausklang aus einem runden Konzeptalbum bestreiten. Recht nostalgische Melodien, die mit leicht verzerrtem Gesang untermalt werden, zeigen die Vielseitigkeit der Band. Die Eisfabrikanten hinterlassen in mir eine riesige Welle an Gefühlen, die genauso unterschiedlich sind wie dieses Album.
Fazit: Die Band Eisfabrik mausert sich zu einer wahren eiskalten Hitfabrik. So mit punktet auch dieses dritte Album. Das Einzige, was ich zu kritisieren habe, ist, dass mir dieses Album zu glatt durch die Ohren gepustet wurde. Es befand sich nichts mit Ecken und Kanten darauf. Die Band setzt ihr Konzept äußerst gradlinig um und somit zieht sich auch ein roter Faden durch’s Album. Das heißt jetzt nicht, dass dieses Album langweilig ist, denn es gibt schnellere und tanzbare Songs, aber auch melancholischere, ja schon düstere, Stücke. Das Gefühl “ich habe das schon einmal irgendwo gehört” kam schon bei dem einem oder anderen Track auf. Dies ist aber schon Jammern auf recht hohem Niveau. Auffallend ist die wirklich grandiose technische Umsetzung. Liebhaber bzw. Fans von stampfenden Beats, glasklaren Vocals und grandiosen Synthieklängen sind bei der Eisfabrik gut aufgehoben und mit diesem Album dürfte die Fanbase weiter steigen. Ab Ende Januar 2017 laden die Eisfabrikanten zur Nichtsommertour 2017 ein.
Tracklist EISFABRIK – Achtzehnhundertunderfroren:
01. The Coldest Summer
02. A Murdered Love
03. Sensation of Pain
04. Zu den Sternen
05. Hell is made of Ice
06. Love Planet 69
07. Magical Winter
08. The Survival of the Strongest Mind
09. It’s not Goodbye
10. Rainbow Child
12. Die letzte Seefahrt
Weblinks EISFABRIK:
Homepage: www.eismusik.de
Facebook: www.facebook.com/eisfabrikofficial
Twitter: www.twitter.com/EisfabrikMusic
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